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Eishockey

Auf dem Weg ins Nationalteam: Wie Langnau auch Zuger besser macht

Langnau setzt konsequent wie kein anderer Klub auf junge Spieler. Dario Allenspach ist nach einer Verletzungspause zurück und hofft auf den ersten Saisontreffer.
Dario Allenspach. Hat er das Potenzial zum Nationalstürmer?
Bild: Martin Meienberger(Freshfocus (Langnau, 26. 9. 2025)

Nach der Verletzung von Verteidigungsminister Juuso Riikola fassten die Langnauer einen Grundsatzentscheid: Nein, wir holen keinen weiteren zusätzlichen Ausländer. Bereits vor dem Saisonstart war der schwedische Stürmer André Petersson ausgefallen, für ihn holte Sportchef Pascal Müller als Ersatz Cal O’Reilly. Der bis Ende November befristete Vertrag wird nicht verlängert. Der Kanadier gilt zwar als günstig, kostet die Langnauer mit allen Nebenkosten knapp 45 000 Franken - im Monat!

So viel Geld hätte auch ein ausländischer Ersatzverteidiger gekostet. Also setzen die Langnauer auf ihre eigenen Talente. Tim Mathys, 20, und Nik Lehmann, 18, haben nun in der Verteidigung früher als geplant ihre Chance erhalten. Beide hatten zwar die Saisonvorbereitung mitgemacht, waren aber zunächst für Einsätze beim Partnerteam Chur in der Swiss League vorgesehen. Mathys bekam bis zu seiner Verletzung fast 17 Minuten Eiszeit pro Partie und Lehmann absolvierte beim letzten Heimspiel gegen Lausanne (1:2 n.V) ein Pensum von 15:15 Minuten.

Die SCL Tigers haben sich inzwischen auf das «Bessermachen» junger oder anderorts verkannter Talente spezialisiert. Der 25-jährige Stéphane Charlin, dem niemand mehr eine Chance geben mochte, ist in Langnau zum Nationaltorhüter gereift und inzwischen nach Genf zurückgekehrt. Dario Rohrbach, 27, hat nach einer «Tour de Suisse», die ihn von Sursee aus unter anderem nach Langenthal, Olten, Thun, Basel, Ambri und Ajoie führte, während der Saison 2021/22 in Langnau sein Glück gefunden. Er ist im Emmental Nationalstürmer mit WM-Aufgebot und bester Skorer des Teams geworden und wechselt auf nächste Saison nach Bern, wo sein Talent mit Vertrag bis 2030 vergoldet wird. Brian Zanetti, 22, ist unter Trainer Thierry Paterlini in zwei Jahren vom Junior zum dominanten NL-Verteidiger gereift und dürfe seinen Transfer nach Lugano bereits bereuen.

Was wäre Zug ohne seine Langnauer?

Auch die Zuger profitieren von Langnaus Ausbildungsphilosophie. Torhüter Robin Meyer, 25, ein Zuger Urgestein, kam im Sommer nach Umwegen über Rapperswil-Jona, Winterthur und Visp nach Langnau - und setzt sich erstmals in der höchsten Liga durch. Er ist Langnaus statistische Nummer 1. In bisher sieben Partien weist er mit einer Fangquote von 92,89 Prozent die klar besseren Werte auf als Luca Boltshauser, der in zwölf Spielen 90,96 Prozent der Pucks gestoppt hat.

Mit Dario Allenspach, 23, ist ein weiterer Zuger auf dem Weg ins Nationalteam. Der schnelle Flügel wechselte auf letzte Saison von Zug nach Langnau und verdoppelte im Emmental seine Torproduktion gleich auf 10 Treffer. In der aktuellen Spielzeit hat er zwar noch nicht getroffen. Am 26. September ist er in der Partie gegen Biel von einem Stock so unglücklich im Gesicht getroffen worden, dass er einen Monat lang komplett aussetzen musste. Nun ist er zurück im Team, und im Sinne der Hockey-Romantik hoffen die Langnauer auf den ersten Saisontreffer ausgerechnet gegen Zug. Sportchef Pascal Müller ist mit ihm «sehr, sehr zufrieden» und hat den Vertrag vorzeitig um ein Jahr verlängert. «Er hat das Potenzial zum Nationalstürmer und für ähnliche Skorerwerte wie Dario Rohrbach.»

Nun mögen Kritiker monieren, dass nicht jedem ehemaligen Zuger Junior das Ausbildungs-Reizklima im Gotthelf-Land behagt. So zieht Livio Langenegger 2021 hoffnungsfroh nach Langnau, kann sich aber nicht durchsetzen (25 Spiele/4 Assists) und wird noch während der laufenden Spielzeit nach Olten abgeschoben. Also ein Zuger, der in Langnau nicht besser geworden ist? Falsch. Nach einem Umweg über Visp kehrt Langenegger im Sommer 2023 heim nach Seewen in die MyHockey League. Dort ist er inzwischen ein charismatischer Leitwolf und Captain, hat im letzten Frühjahr den Titel gefeiert und dominiert die höchste Amateur-Liga mit Seewen auch in der laufenden Saison. Ein wenig verdankt Seewen den meisterlichen Ruhm also auch den Langnauern. Die Frage ist sogar berechtigt: Was wäre Zug ohne seine Langnauer? Sportchef Reto Kläy, der Architekt der beiden Meisterteams von 2021 und 2022, und der aktuelle Trainer Michael Liniger sind Ur-Langnauer.

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