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Schwergewichts-Weltmeistertitel

Anthony Joshua steht gegen Alexander Usyk vor dem wichtigsten Kampf seiner Karriere

Am Samstagabend kämpfen Anthony Joshua und Alexander Usyk in Saudi Arabien um den Schwergewichts-Weltmeistertitel im Boxen. Doch für Joshua geht es um mehr als nur die vier Verbandsgürtel.

Für Anthony Joshua steht am Samstagabend viel auf dem Spiel.
Bild: Alex Livesey/Getty

Am Samstagabend steigt im Saudi-arabischen Jeddah der grosse Rückkampf um einen der prestigeträchtigsten Titel der Sportwelt, wenn Anthony Joshua gegen Alexander Usyk in den Ring steigt. Auf dem Spiel stehen die Schwergewichts-Weltmeistertitel der Boxverbände IBF, IBO, WBA und WBO. Doch für den Briten Joshua geht es um mehr als nur den Weltmeister-Titel. Mit diesem Kampf muss er seine Reputation verteidigen.

Wer überträgt den Kampf?

Im deutschsprachigen Raum hat sich der Streaminganbieter DAZN die Rechte am Kampf zwischen Usyk und Joshua gesichert. Mit einem DAZN-Abo (12,90 Fr. pro Monat) kann man den Kampf (Samstag ab ca. 23:15 Uhr) geniessen.

Es ist eine fast schon märchenhafte Geschichte. Anthony Joshua, auch «AJ» genannt, galt einst als die grosse Nachwuchs-Hoffnung des britischen Boxens. Joshua stammt aus Watford, einer Kleinstadt im Norden Londons. Er ist Sohn nigerianischer Einwanderer, fiel in seiner Jugend immer wieder durch Delikte wie Brandstiftung oder Drogenbesitz auf und entkommt dabei nur knapp einer mehrjährigen Haftstrafe.

Im Boxen findet Joshua allerdings seine Leidenschaft, die ihn später bis an die Weltspitze treiben sollte. Erstmals machte er 2012 auf sich aufmerksam, als er sich als 23-jähriger Amateurboxer an den Olympischen Spielen in London die Goldmedaille erkämpfte. Der erste Stein für eine steile Karriere war gelegt. «Ich habe meine Chance gesehen und mit beiden Händen danach gegriffen», erzählt Joshua später.

Der Weg zum Liebling des Landes

Im Jahr 2015 hatte Joshua bereits 14 Profikämpfe bestritten, die er alle durch Knockout gewann. Es folgte das wegweisende Duell gegen Landsmann Dillian Whyte, bei dem unter anderem die britische Meisterschaft auf dem Spiel stand. Gegen den «Body Snatcher», wie Whyte auch genannt wird, kämpfte Joshua schon im Jahr 2009, zu frühen Amateurzeiten. Damals fügte ihm Whyte seine erste Niederlage in seiner noch jungen Karriere zu.

In der Londoner O2-Arena bekam Joshua also die Möglichkeit, an Whyte Revanche zu nehmen. Das emotionsgeladene Duell vor 20 000 Zuschauern erinnerte eher an einen Strassenkampf als an einen professionellen Boxkampf. Ein Desaster für die Augen jedes Boxexperten, aber für die Zuschauer wohl einer der unterhaltsamsten Fights der vergangenen Jahre. In der siebten Runde schickte Joshua seinen Gegner mit einem filmreifen Uppercut in die Seile. England hatte einen neuen Shootingstar. Einen neuen «Champion».

Vom Wembley in die Welt

Der Kampf gegen Wladimir Klitschko im April 2017 vor ausverkaufter Kulisse im Wembley-Stadion brachte den englischen Boxer auf die Weltbühne. Wer ihn bis dato nicht kannte, wusste spätestens nach dem Knockout in der elften Runde, was er im Ring zu leisten fähig war.

Er war endlich an der Weltspitze angekommen. Er hatte den grossen Klitschko besiegt. Sein Name zählte nun zu den grössten der Boxgeschichte. «AJ» begeisterte die Massen mit seinem Kampfstil. 21 seiner ersten 22 Kämpfe gewann er durch Knockout. Sah man den Jungen aus Watford im Ring, war Spektakel garantiert. Zudem versteckte er sich nie hinter einer Maske, präsentierte sich der Öffentlichkeit stets offen und ehrlich. Ein Publikumsliebling schlechthin.

Das erste Scheitern

Bis zum Kampf gegen Andy Ruiz im Jahr 2019 verlief Joshuas Laufbahn makellos. Doch entgegen aller Erwartungen wurde im Madison Square Garden plötzlich der Brite angezählt. Niederlage durch K.O. in der siebten Runde. Er unterschätzte seinen Gegner und verlor alle seine Weltmeister-Gürtel. «AJ» lag ein erstes Mal am Boden.

Noch im selben Jahr zog Joshua die Klausel für einen Rückkampf. Dank viel Training und der richtigen Einstellung gelang es ihm, Ruiz zu besiegen, wenn auch nur über die Punkte. Trotzdem: Er hatte seine Weltmeistertitel und seinen Ruf wieder. Er bewies, dass er auch in schweren Zeiten ein «Champion» sein kann.

Gegen Usyk erneut unter Druck

Jetzt findet sich Anthony Joshua gegen Alexander Usyk in der Rolle als Aussenseiter wieder. Er muss beweisen, dass er noch immer der «Champion» ist, der nach einem Rückschlag wieder aufsteht. Am 25. September letztes Jahr verlor der Brite gegen den Ukrainer einstimmig nach Punkten. Wie auch gegen Ruiz gab es für dieses Duell eine Rückkampf-Klausel, welche er nun gezogen hat. Es ist erst das zweite Mal in seiner Karriere, dass der heute 32-Jährige in der Rolle als Underdog den Ring betritt. Vor dem Duell zeigt er sich trotzdem zuversichtlich:

«Ihr könnt mich den Comeback-König nennen. Es ist eine Sache, mich auf den Boden zu kriegen. Aber es ist eine andere Sache, mich auch unten zu halten»

Sollte er den Kampf gegen Usyk gewinnen, wäre sein Ruf ein zweites Mal wieder hergestellt. Er hätte ein zweites Mal bewiesen, dass er ein Kämpfer ist, der wieder aufsteht, wenn er angezählt wird. Geht aber am Ende Usyk als Sieger aus den Ring, bleibt das Bild des Kämpfers, der lediglich mal einen guten Lauf hatte. Seine Zeit als «Champion» wäre vorbei.

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