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Fussball

Albaniens Fussball-Ikone Lorik Cana: «Ich bin Xhaka und Shaqiri dankbar»

Lorik Cana ist die Ikone des albanischen Fussballs und ein glühender Patriot. Im Interview erklärt der Captain, warum.

«Vladimir Petkovic?» Lorik Cana sitzt im Trainingsanzug in der Loge eines Hotels in Bad Waltersdorf und schmunzelt. «Ja, den Vladimir kenne ich natürlich gut. Er war mein Trainer bei Lazio Rom und wir sind Cupsieger geworden.» Am nächsten Samstag aber spielen sie nun gegeneinander: Cana als Captain der albanischen Nationalmannschaft, Petkovic als Coach der Schweizer. «Vladimir war das Beste, was der Schweiz passieren konnte», sagt Cana. «Er ist ein hervorragender Trainer und ein feiner Mensch.»

Agim spielte für den FC Montreux in der NLB, Lorik und seine zwei Schwestern besuchten in Lausanne die Schule und der talentierte Junge begann mit neun Jahren für Lausanne-Sports Fussball zu spielen. «Mein Vater war bei jedem Spiel und bei jedem Training dabei. Das war aber nicht immer ein Genuss, weil er Druck auf mich ausübte. Aber natürlich war das unter dem Strich eine grosse Hilfe und die perfekte Förderung.»
Der Klub ist bis heute in Lorik Canas Herzen geblieben. Er und sein Vater haben Trainer Fabio Celestini zum Aufstieg in die Super League gratuliert. Könnte er sich deshalb vorstellen, schon in Kürze für Lausanne aufzulaufen? «Warum nicht?», lacht Cana. Fest steht nur, dass er den FC Nantes verlassen wird. Möglich ist ein Engagement in China oder im Nahen Osten. Und: Wird er bald für den Kosovo spielen? Vor ein paar Wochen hat die Fifa den Kosovo aufgenommen. Dieser darf ab Herbst die Qualifikation für die WM 2018 in Russland spielen.
Sie stammen selber aus dem Kosovo; wäre es deshalb denkbar, dass Sie für diesen antreten, falls die Fifa einen Verbandswechsel zulässt?
Das Wichtigste für mich ist, dass der Kosovo nicht länger isoliert ist. Dass die Jungen ihren Traum von der Nationalmannschaft leben können und mehr Geld in die Infrastruktur und in die Liga gesteckt werden kann. Die Spieler im Kosovo mussten sich bisher wie im Gefängnis fühlen. Jetzt sind sie frei!
Aber Sie wären doch der ideale Captain für den Aufbau einer jungen kosovarischen Nationalmannschaft.
Ich werde kaum mehr für den Kosovo spielen. Wir müssen jetzt einfach die besten Lösungen für die zwei Mannschaften, Albanien und Kosovo, finden. 99 Prozent der Albaner wünschen sich zwar, es gäbe eine einzige starke Mannschaft. Aus politischen Gründen ist es aber nicht möglich.
Aus politischen Gründen konnten Sie 1999 auch nicht zu Arsenal wechseln. Während Granit Xhaka nun für 45 Millionen Euro zu den Gunners transferiert wurde, ist Ihnen der Transfer damals versagt geblieben.
Ich war 16 Jahre alt und spielte bei der U21 von Lausanne. Trainer Arsène Wenger wollte, dass ich bei Arsenal trainiere und lud mich und meine Familie nach London ein. Wir waren schon am Flughafen in Genf, um nach England zu fliegen. Aber ich hatte damals den Status eines Flüchtlings und erhielt kein Visum.
Hat Sie die Schweiz sehr enttäuscht?
Nein, ich ärgerte mich mehr über Grossbritannien, weil es mich nicht einreisen liess. Andererseits: Wenn man viele Jahre in der Schweiz lebt, in die Schule geht, alle sechs Monate die Aufenthaltsbewilligung beantragt, aber keine Chance hat, den Schweizer Pass zu erhalten, ist das auch nicht einfach. So konnten wir den Kosovo nie besuchen. Ich habe während neun Jahren meine Familie nicht gesehen. Ich hatte sehr grosses Glück, in der Schweiz leben und lernen zu dürfen; auch Fussball zu spielen und ein guter Spieler zu werden. Aber nicht reisen zu können, war extrem hart.
Was ist Ihnen von den zehn Jahren in Lausanne geblieben?
Die Erinnerung an eine grossartige Zeit. Viele meiner besten Freunde leben in Lausanne. Ich gehe sie oft besuchen. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass ich nach meiner Karriere mit der ganzen Familie in Lausanne leben werde.
Nachdem der Transfer zu Arsenal geplatzt war, angelte sich Paris Saint-Germain den Lausanner Junior. Er schaffte den Sprung in die erste Mannschaft und wurde Teamkollege von Ronaldinho. Für ein paar Wochen war auch Hakan Yakin da, bis er von Trainer Vahid Halilhodzic weggeschickt wurde. Halilhodzic sagte später einmal: «Ich habe nie einen Spieler gesehen, der so hart an sich arbeitet wie Cana.» Fünf Jahre und einen Cupsieg später wechselte dieser zu Olympique Marseille.

Er wurde dort mit 24 Jahren Captain, und als er 2009 zum AFC Sunderland ging, war er der erste ausländische Spieler, der in der Premier League gleich Spielführer wurde. «Ich bekam einen sehr starken Charakter und eine starke Mentalität geschenkt, deshalb war ich fast überall Captain», sagt Cana. Später spielte er noch für Galatasaray Istanbul, Lazio Rom und zuletzt für Nantes. Der Basler Naser Aliji, der im Trainingslager das Zimmer mit Cana teilt, sagt: «Lorik ist ein total bodenständiger Typ.»
Lorik, wenn Sie auf den Schweizer Pass gewartet hätten, würden Sie bei der EM nun gegen Albanien statt gegen die Schweiz spielen und hätten bereits viele grosse Turniere bestritten.
(Lacht laut). Nein, mein Traum war es schon als Junge, einmal für Albanien zu spielen. Ich war 13 Jahre alt, als ich unsere Nationalmannschaft im Fernsehen gegen Deutschland sah. Ich erinnere mich, wie wir in unserer kleinen Wohnung in Cheseaux 30 Leute zu Besuch hatten. An diesem Tag habe ich mir gesagt: Eines Tages wirst du für Albanien auflaufen! Jetzt sind es schon 92 Spiele geworden.

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