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Ski Alpin

Nach Kitzbühel ist Schluss: Abfahrts-Olympiasieger Beat Feuz tritt zurück

Beat Feuz wird sich bald vom professionellen Skisport verabschieden. Der 35-Jährige fährt noch bis zum Klassiker in Kitzbühel und beendet danach seine Karriere.

Olympiasieger Beat Feuz kündigt seinen Rücktritt an. Nach Kitzbühel hängt er die Ski an den Nagel.
Bild: Freshfocus

Es ist eine Frage, mit der sich jeder Profi-Sportler irgendwann mal konfrontiert sieht: diejenige des Rücktritts. Bei den Sports Awards vor wenigen Tagen lächelte Beat Feuz die Frage noch gekonnt weg, umschiffte sie. «Ernsthafte Rücktrittsgedanken habe ich noch nicht. Ich habe Roger Federer im Publikum entdeckt, der ist ja nicht mehr aktuell, also zurückgetreten meine ich. Bei mir wird es womöglich auch nicht mehr so lange dauern.»

Die offizielle Rücktrittsmeldung des 35-jährigen Berners folgte am Mittwochmittag. «Grenzen auszureizen und Risiko zu nehmen, waren jahrelang meine Leidenschaft im Skirennsport. Mein Gefühl war oft der Schlüssel zum Erfolg. Nun sagt mir mein Gefühl aber, dass die körperlichen Grenzen erreicht sind.»

Den definitiven Schlussstrich zieht der Speed-Spezialist auf der berüchtigten Streif. Bis dahin wird er die Saison noch weiterziehen. «Nach 16 Jahren im Weltcup werde ich am Samstag, 21. Januar, meine aktive Karriere als Rennfahrer beenden. Ich freue mich darauf, meine Lieblingsrennen in Wengen und Kitzbühel noch einmal geniessen zu können.»

Mehr Zeit mit der Familie

Der 35-jährige Emmentaler feierte im Skisport grosse Erfolge. Bei den Olympischen Spielen sowie bei Weltmeisterschaften räumte er jeweils drei Medaillen ab. Den wichtigsten Titel feierte er im vergangenen Winter in Peking, als er sich in der Königsdisziplin die Goldmedaille umhängen lassen konnte. Nach Bernhard Russi, Pirmin Zurbriggen und Didier Défago ist er erst der vierte Schweizer, der Abfahrts-Gold gewinnt. Es ist die Krönung seiner Karriere. Als Abfahrer hat Feuz alles gewonnen, was in dieser Disziplin Relevanz hat: dreifacher Sieger in Wengen, dreifacher Sieger in Kitzbühel, Weltmeister und eben Olympiasieger.

Im Moment des grössten Erfolgs übermannten den sonst so abgebrühten Ski-Crack die Emotionen. Die Tränen kullerten über die Wange, als er im Zielhang mit Partnerin Katrin und den Töchtern Clea und Luisa per Videotelefonie sprach. «Das war einer der schönsten Momente meiner Karriere.»

Lange Leidenszeit

Dem Berner gingen in diesem Augenblick auch Szenen durch den Kopf, in denen solche Erfolge im Bereich des unmöglichen anzusiedeln waren, die Profi-Karriere an einem seidenen Faden hing. Immer wieder machte ihm sein linkes Knie wegen eines Knochenabrisses zu schaffen. Elf Operationen waren vonnöten, damit er seinem Beruf wieder nachgehen durfte. Und als vor über zehn Jahren dann auch noch Blutungen auftraten, sich eine starke Entzündung bildete, war gar von einer drohenden Amputation die Rede. «Ich durchlebte die schlimmste Zeit in meinem Leben», sagte der damals 26-Jährige bei seinem Comeback gegenüber CH Media.

Der Schangnauer kämpfte sich zurück, konnte lange Zeit aber nicht mal ein Drittel des Trainingspensums seiner Teamkollegen absolvieren. Bei Saisonhöhepunkten war er jedoch immer bereit, konnte sich auf seinen Instinkt verlassen. «Ich werde nie mehr der Mann für eine ganze Saison, aber an einem Tag kann ich wieder der Beste sein», meinte er damals. Feuz behielt damit glücklicherweise unrecht. Denn als die Schmerzen im Knie nachliessen, er die Trainingseinheiten optimal nutzten konnte, präsentierte Feuz seine Fertigkeiten unverhofft über einen kompletten Winter.

Einer der besten Abfahrer der Ski-Geschichte

Viermal nacheinander ging die kleine Kristallkugel in der Abfahrt, die den Besten über die ganze Saison auszeichnet, an den «Kugelblitz». Nur einer konnte den Abfahrts-Weltcup mit fünf Erfolgen einmal mehr für sich entscheiden: der Österreicher Franz Klammer. Mit 25 Abfahrten hat er so viele gewonnen wie kein anderer. Feuz durfte bis anhin 16 Weltcup-Siege feiern, 13 davon in der Königsdisziplin.

Er reiht sich wohl hinter dem «Ski-Kaiser» Klammer als zweitbester Abfahrer der Geschichte ein, vor illustren Namen aus dem eigenen Lande wie Bernhard Russi oder Peter Müller. Er ist der einzige Schweizer, der sowohl die Klassiker in Wengen und Kitzbühel gewonnen hat als auch Weltmeister und Olympiasieger ist. Die vier wichtigsten Rennen im Skisport.

«Ich bin unheimlich dankbar, dass ich meine Leidenschaft so lange ausüben konnte und freue mich nun auf mehr Zeit mit meiner Familie und bin gespannt, welche neuen Herausforderungen in mein Leben treten werden.»

Bilder seiner Karriere:

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