Die Schweizerinnen liegen nach neunzig Minuten zurück in diesem letzten Gruppenspiel an der Heim-EM. Das Ausscheiden liegt in der Luft. Doch dieses Schweizer Frauen-Nationalteam, das derzeit in Massen die Herzen der Fussball-Schweiz erobert, will sich noch nicht geschlagen geben. Géraldine Reuteler bringt den Ball nochmals flach in den Strafraum, Riola Xhemaili schiebt den Ball ins Tor und verwandelt das gefüllte Stade de Genève in ein absolutes Tollhaus.
Dank des 1:1-Unentschiedens schaffen die Schweizerinnen einen historischen Erfolg und stehen zum ersten Mal überhaupt in einem EM-Viertelfinal. Angetrieben von den Schweizer Fans und einem ganzen Land im Rücken fliegt das junge Nationalteam zu diesem so wichtigen Ausgleichstreffer.
Nati spekuliert zunächst aufs 0:0
Lange war die Partie zwischen der Schweiz und Finnland eine absolute Zitterpartie. Vieles deutete auf ein 0:0 hin, womit sich die Schweizerinnen mit vier Punkten und dem besseren Torverhältnis zum ersten Mal für die EM-Viertelfinals qualifiziert hätten. Doch in der 78. Minute kommt der kurzzeitige Schock. Zunächst gibt es ein Getümmel im Schweizer Strafraum, dann der Schock: Viola Calligaris trifft ihre Gegenspielerin Emma Koivisto am Fuss.
Die Highlights des Spiels im Video:
Der französischen Spitzenschiedsrichterin Stéphanie Frappart bleibt nichts anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen: Penalty. Die angetretene Natalia Kuikka verwandelt sicher. Es ist das Tor zum 1:0 für Finnland, damit wäre die EM für die Schweiz nach nur acht Tagen bereits zu Ende gewesen.
Angetreten mit der unveränderten Startelf im Vergleich zum 2:0-Sieg gegen Island setzen die Schweizerinnen zunächst vor allem auf das Umschaltspiel. Im ausverkauften Stade de Genève wird es immer dann laut, wenn die Schweizerinnen vor dem gegnerischen Tor auftauchen. Den ersten guten Schuss hat Sydney Schertenleib in der 13. Minute, den die finnische Torhüterin Anna Koivunen parieren kann. In der Folge schlägt Iman Beney einen flachen Ball vorne in die Spitze, Svenja Fölmli versucht es mit der Hacke.
Schon in jener Phase müssen sich die Schweizerinnen mehrfach strecken, um gefährliche Flankenbälle noch abzuwehren. Und kurz vor der Pause bei einem finnischen Freistoss braucht es auch eine starke Livia Peng im Schweizer Tor. Doch nach einer Systemumstellung zur Pause schaffen es die Schweizerinnen, das Spielgeschehen vom eigenen Tor wegzuhalten. Wenn es Aktionen in der Offensive gibt, dann haben diese eher die Schweizerinnen. Insbesondere die in der Pause eingewechselte Leila Wandeler sorgt für Wirbel.
Doch dann kommt das Gegentor und die Schweizerinnen müssen reagieren. Sie werfen nochmals alles nach vorne, kommen zu mehreren aussichtsreichen Möglichkeiten. Eine davon hat Ana-Maria Crnogorcevic in der 90. Minute. Es wäre eine Geschichte für sich gewesen, hätte die Rekordnationalspielerin diesen historischen Erfolg erst ermöglicht. Doch dann ist es eben Géraldine Reuteler, die zum dritten Mal als beste Spielerin des Spiels ausgezeichnet wird, die einen genialen Ball in die Mitte spielt – und Jokerin Riola Xhemaili, die eine ganze Nation erlöst.
Die Ausgangslage vor der Partie erinnerte die Schweizerinnen an die vor zwei Jahren in Neuseeland. Damals an der Weltmeisterschaft benötigten die Schweizerinnen ebenfalls ein Unentschieden, um die Gruppenphase zu überstehen. Gegen die Gastgeberinnen aus Neuseeland zitterten sie sich mit einem 0:0 in den Achtelfinal. Nach einem solchen Resultat sah es auch diesmal lange aus – es sollte aber noch viel emotionaler werden.
An der WM ging es vor zwei Jahren gegen Spanien weiter, wo das Achtelfinal Endstation bedeutete. Die Weltmeisterinnen sind nun möglicherweise auch am nächsten Freitag in Bern die Viertelfinal-Gegnerinnen der Schweiz. Zwar sind die Nati-Spielerinnen dann klare Aussenseiterinnen, aber angetrieben von einer ganzen Nation ist diesen Schweizer Fussballerinnen an der Heim-EM alles zuzutrauen. Die Reise geht weiter.
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