Nach diesem letzten Penalty tanzen die englischen Fussballerinnen vor ihrer Fankurve. Aus den Boxen des Basler St. Jakob-Parks dröhnt «Sweet Caroline», diese Mitsing-Hymne des Künstlers Neil Diamond. Seit einigen Jahren ist es das Siegeslied der englischen Fussballerinnen. «So good, so good», schreien die englischen Fans in den Nachthimmel von Basel. Trainerin Sarina Wiegman umarmt Flügelspielerin Chloe Kelly, beide strahlen. Wiegman drückt Kelly einen Schmatzer auf die Wange.
Soeben haben die Engländerinnen ihren EM-Titel erfolgreich verteidigt. Im Penaltyschiessen hat Chloe Kelly den entscheidenden fünften Versuch wunderbar ins Netz geschossen. Wieder ist es die 27-Jährige, die England jubeln lässt. Vor drei Jahren hatte sie in der Verlängerung gegen Deutschland das EM-Finale entschieden. Diesmal schafft sie das im Penaltyschiessen gegen Spanien, weil ihre Torhüterin Hannah Hampton zwei Penaltys hält und ein spanischer Schuss am Tor vorbei streicht. Unter anderem scheitert die zweifache Weltfussballerin Aitana Bonmatí an Hampton.
Ein passendes Abbild dieser EM
Dass dieses EM-Final in Basel im Penaltyschiessen entschieden werden musste, passt zu diesem Turnier in der Schweiz, in dem die Duelle der Topteams oft äusserst knapp waren. Ausser zwei Viertelfinals mussten alle K.o.-Spiele in die Verlängerung.
Dabei sah es im Final zunächst so aus, als könnten sich die leicht favorisierten Spanierinnen in der regulären Spielzeit durchsetzen. In der 25. Minute eröffnen sie mit ihrem Führungstor die Partie. Ona Batlle flankt auf Mariona Caldentey, die zum 1:0 für Spanien einköpft. Die Führung der Spanierinnen ist deshalb verdient, weil sie einmal mehr das Spieldiktat in die Hand nehmen und dem englischen Team fussballerisch auch an diesem Abend in Basel überlegen sind.
Doch dieses englische Team an dieser EM in der Schweiz ist nicht so wie die anderen fünf Teams, die Spanien auf dem Weg in Richtung Final besiegt hat. Das Team von England lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Im EM-Viertelfinal waren sie gegen Schweden praktisch ausgeschieden, ehe sie ein 0:2 aufholten und im Penaltyschiessen weiter kamen. Und im Halbfinal gelang der Ausgleich in der 96. Minute, das Siegtor in der 119. Und auch im Final sind die Engländerinnen zur Stelle.
Für die Wende sorgt die Einwechslung der späteren Penaltyheldin Chloe Kelly. Die Superjokerin kommt kurz vor der Pause für die angeschlagene Lauren James auf den Flügel. Schon kurz nach ihrer Einwechslung kommt sie zu einem gefährlichen Abschluss. In der 57. Minute ist es dann ihre Zuckerflanke, die den Kopf von Alessia Russo findet – die Arsenal-Stürmerin köpft zum 1:1 in die Maschen. Spätestens ab jenem Moment ist zu spüren, dass für England an diesem Abend alles möglich ist. In der 69. Minute kommt Kelly zu einer weiteren riesigen Chance, doch die spanische Torhüterin Cata Coll lenkt den Ball am Tor vorbei.
Die Spanierinnen bleiben in diesem Final das spielerisch stärkere Team, kommen weiter zu Möglichkeiten. Claudia Pina, Salma Paralluelo und Vicky López haben diese sowohl in der regulären Spielzeit als auch in der Verlängerung gleich mehrfach auf dem Fuss.
Die Engländerinnen retteten sich aber vor königlichen Augen in das Penaltyschiessen. Prinz William verfolgte den Match mit seiner Tochter Charlotte. Die spanische Prinzessin Leonor mit ihrer Schwester Infantin Sofía. Jubeln darf an diesem Abend in Basel schliesslich das britische Königshaus – weil sich die englischen Last-Minute-Königinnen tatsächlich erneut durchsetzen. Somit kann nach der Partie Prinz William auf dem Platz in Basel den englischen Europameisterinnen gratulieren.
Das Duell zwischen Spanien und England, ist eines, das es im europäischen Spitzenfussball in den letzten Jahren oft gab – meist mit dem besseren Ende für Spanien. Im WM-Final vor zwei Jahren siegten die Spanierinnen ebenso wie vor einem Jahr im EM-Final die spanischen Männer. Doch diesmal kann England über den Sieg im Final jubeln – und feiert in Basel die Titelverteidigung.




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