Für unsere heutige Station sind wir von der Riviera des Vierwaldstättersees über den Gätterlipass gewandert. Das einschneidendste Ereignis in der Geschichte von Lauerz war zweifellos der Bergsturz vom 2. September 1806. Der Ortskern wurde direkt getroffen, viele Menschenleben waren zu beklagen und zum Beheben der Schäden enorme Anstrengungen vonnöten.
Vier Jahre später berichtete Pfarrer Josef Anton Linggi in seinem Kapseldokument für die Pfarrkirche St. Nikolaus der «Nachkommenschaft, die einst nach uns die Wohltat dies unter Schmerzen u. Tränen erbauten Gotteshauses geniessen werden, dass ... die vorige Pfarrkirche [und] das Beinhaus [samt] mehrerer der hiesigen Pfarr angehörigen Haushaltungen (der Seel Zahl auf 115 sich beläuft ...) durch den gegenüberstehenden einstürzenden Gnippen oder Spitzebüel Berg abends ein Viertel über 5 Uhr in zweyen Minuten Zeit mit allen Habschaften in’s Grab der allgemeinen Verwüstung hingestürzt worden».
Hochwertige Rokoko-Kanzel
Der vom Einsiedler Klosterbruder Jakob Natter im klassizistischen Stil gestaltete Neubau konnte unter anderem mit Einrichtungsgegenständen aus der alten Marzelluskirche von Gersau geschmückt werden, darunter eine künstlerisch hochwertige Rokoko-Kanzel und die von Meister Marzell Müller in den 1770er-Jahren geschnitzten Kirchenbänke, die «ennet dem Berg» nicht mehr gebraucht wurden.
Spätere Einlagen dokumentieren weitere Herausforderungen und Prüfungen der Gemeinde. Für Linggis Nachfolger Pfarrer Loser waren dies im September 1847 unter anderem eine grosse Wasserflut und die anschliessende Kartoffelkrankheit: «Wenn nicht die Polenten von Italien in Menge hätten bezogen werden können, so wären bei dieser gänzlichen verdienstlosen Zeit, viele der ärmeren Kristen Menschen mit dem schändlichen Hungertod abgegangen.»
Vorahnung auf den Sonderbundkrieg
Wie viele Geistliche brachte er solche Gottesstrafen mit antikatholisch-liberalen Strömungen seiner Zeit in Verbindung. «Es hatten sich seit der Revolution in Frankreich von 1830 eine Masse Menschen zusammengethan die in ihrem Unglauben gegen Staat und Kirche sich An- und Eingriffe, und Frechheiten erlaubten.»
In der Eidgenossenschaft standen die altgläubigen Stände ja tatsächlich am Abgrund: «Während ich dieses schreibe, steht man in banger Sorge, dass die feindseligen Angriffe der bundestreulosen Kantone gegen die 7 bundestreuen Kantone ausbrechen werden.» Drei Monate nach der Deponierung seiner Gedanken in der Turmkugel war der Sonderbundskrieg bereits zu Ende, und 1848 begann mit der neuen Verfassung das Zeitalter der modernen Schweiz.
Der nächste Artikel wird uns an den Wägitalersee führen und im wahrsten Sinne des Wortes «Explosives» enthalten.



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