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«Bote bildet»

Social-Media-Experte: «Wer laut ist, wird belohnt, alle anderen verschwinden»

Journalist Reto Vogt weiss, wie soziale Medien funktionieren und Fake News entlarvt werden können.
Reto Vogt.
Bild: PD

Am Dienstag, 9. September, findet der «Bote bildet»-Anlass zum Einfluss von sozialen Medien und Fake News statt. Reto Vogt, Studienleiter Digitale Medien und KI am MAZ – Institut für Journalismus und Kommunikation in Luzern, wird dort erklären, wie soziale Medien funktionieren, welche Rolle Algorithmen dabei spielen und wie Fake News und Desinformation entlarvt werden können.

Das Wichtigste vorneweg: Was sind überhaupt Fake News?

Fake News sind absichtlich erfundene oder verdrehte Nachrichten. Sie sind also nicht einfach ein Fehler, sondern gezielte Manipulation – oft so verpackt, dass sie echt wirken. Genau deshalb sind sie so gefährlich.

Viele Posts in den sozialen Medien sind doch witzig gemacht, gute Unterhaltung und Ablenkung. Ist das denn so wichtig, ob diese stimmen oder nicht?

Es kommt darauf an. Wenn es um Unterhaltung geht, zum Beispiel mit gut gemachten Katzenvideos, dann ist das tatsächlich nicht so wichtig. Wenn es hingegen um Politik, Gesundheit oder gesellschaftliche Themen geht: dann unbedingt. Das Problem ist, dass sich beides auf denselben Plattformen vermischt.

«Algorithmen merken sich, was uns gefällt, und geben uns mehr davon.»Reto VogtJournalist und Medienexperte

Am «Bote bildet»-Anlass am 9. September in Schwyz reden Sie über die Beeinflussung durch soziale Medien. Wie und wieso werden wir beeinflusst?

Algorithmen merken sich, was uns gefällt, und geben uns mehr davon. Wer laut ist, wird belohnt, alle anderen verschwinden. So werden wir nicht mehr neutral informiert, sondern eindimensional. Und zwar mit dem, was am meisten Aufmerksamkeit verspricht.

Besteht diese Gefahr nicht auch bei traditionellen Medien wie Radio, Fernsehen oder Zeitungen?

Natürlich machen auch klassische Medien Fehler oder setzen Themen, die nicht allen gefallen. Aber dort ist transparent, wer verantwortlich ist. Zum Beispiel Autoren oder Chefredaktorinnen. Auf Social Media entscheidet nur ein intransparenter Algorithmus.

Glauben Sie überhaupt noch etwas auf Instagram, Facebook und dergleichen?

Ja, natürlich. Und zwar, wenn die Inhalte von Menschen stammen, denen ich vertraue.

Was kann man dagegen tun? Gibt es Tricks?

Nicht emotional auf Inhalte reagieren, sondern mit Nachdenken. Fragen Sie sich: Kann das wirklich sein? Ist es realistisch? Findet sich die Nachricht oder ein ähnliches Bild auch in weiteren Quellen?

«Social Media beeinflusst, wie wir über Politik denken, wie wir diskutieren – und damit auch unsere Demokratie.»Reto VogtJournalist und Medienexperte

Wie wird man überhaupt Spezialist für Fake News?

Durch Erfahrung. Ich bin seit 20 Jahren Journalist und habe gelernt, Falschmeldungen schneller zu erkennen.

Warum beschäftigen Sie sich so intensiv mit Social Media?

Weil Social Media längst nicht mehr nur Unterhaltung sind. Sie beeinflussen, wie wir über Politik denken, wie wir diskutieren – und damit auch unsere Demokratie.

Gab es ein Erlebnis, das Sie persönlich besonders geprägt oder überrascht hat im Umgang mit Fake News?

In seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump «Fake News» salonfähig gemacht. Oder anders ausgedrückt: Er log und lügt schamlos und verkauft es als absolute Wahrheit .

Sehen Sie eigentlich alles negativ?

Nein. Social Media kann Menschen verbinden, Meinungen sichtbar machen, zu Diskussionen anregen. Gerade für kleinere Gemeinschaften – auch lokal – bietet es die Möglichkeit, sich zu vernetzen. Aber man muss bewusst damit umgehen und die Schattenseiten kennen.

Was wünschen Sie sich von Schulen und Bildungseinrichtungen in Bezug auf Medienkompetenz?

Medienkompetenz muss so selbstverständlich werden wie Deutsch, Sport oder Mathematik.

Worauf dürfen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Anlasses freuen?

Auf einen lehrreichen Abend mit praktischen Tipps für einen gesunden Umgang mit Social Media oder zur Funktionsweise von Algorithmen.

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