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Immensee

Seilbahnpionier Willy Garaventa ist gestorben

Willy Garaventa gilt als der Schweizer Seilbahnpionier schlechthin. Nun ist er im Alter von 88 Jahren verstorben. Mit Geschick und Engagement hat er einen Weltmarktführer aufgebaut.
Willy Garaventa fotografiert – wo könnte es anders sein – in seiner Seilbahn.
Bild: Keystone

Wer in der Schweiz in einer Seilbahn sitzt, wird vermutlich irgendwo in der Kabine eine Plakette finden, auf der «Garaventa» steht. Denn die Firma produziert seit knapp 100 Jahren Seilbahnen. Nun ist jener Mann, der die Geschicke von Garaventa geprägt hat wie kein anderer, verstorben. Gemäss den Todesanzeigen, die am Freitag in verschiedenen Zeitungen erschienen sind, ist Willy Garaventa letzten Freitag im Alter von 88 Jahren gestorben.

«Wir verlieren mit ihm einen begeisterten Seilbahnpionier und einen wertvollen Kollegen, der sich immer mit Leib und Seele mit unserem Unternehmen identifiziert hat», schreibt der Konzern in der Todesanzeige.

Erste Seilbahnen für Holztransport

Begonnen hatte alles in Immensee. Garaventas Grossvater kam im 19. Jahrhundert aus Italien in die Schweiz. Hier baute er am Gotthardtunnel mit. Sein Vater entwickelte und baute ab 1928 Seilbahnen zum Holztransport. Daraus sollten die Söhne Willy und Karl ein weltweit tätiges Seilbahnunternehmen formen.

Den internationalen Durchbruch gelang Garaventa 1968 mit der ersten Seilbahn in den USA. Im kalifornischen Wintersportort Squaw Valley errichtete Willy Garaventa die weitherum beachtete grösste Pendelbahn. Dabei setzte sich der Konzern gegen die weltweite Konkurrenz durch.

Garaventa baut Seilbahnen für die ganze Welt

Garaventa sorgte auch später international für Schlagzeilen: Etwa mit dem Bau der 1992 eröffneten Titlis-Rotair-Bahn. Es handelte sich um die weltweit erste Seilbahn mit drehenden Kabinen. Und als die «Alles fährt Ski»-Euphorie der 1980er-Jahre schon kräftig am Verblassen war, eröffnete Garaventa 1995 in Samnaun die erste Pendelbahn der Welt mit doppelstöckigen Kabinen.

Für internationale Beachtung sorgte auch die 2018 eröffnete Stoosbahn. Für diese Standseilbahn, die an bestimmten Stellen eine Steigung von 110 Prozent überwindet, habe man in der Entwicklungsphase jenseits der gewohnten Schemata denken müssen, sagte Garaventa-CEO Arno Inauen damals zur «Luzerner Zeitung» .

Innovation und Weitblick

Früh hatten die Tüftler und Entwickler in Goldau realisiert, dass der Schweizer Seilbahnmarkt auf Dauer nicht genug hergeben würde. Mit Innovationen war dem Unternehmen eine gesteigerte Aufmerksamkeit über die Grenzen hinaus gewiss.

Ausgezahlt hat sich für Garaventa auch die Fusion im Jahr 2002 mit Doppelmayr. Während der vormalige österreichische Konkurrent mit seinen Ingenieuren und Technikern den weltweiten Markt für Gondel- und Sesselbahnen bearbeitet, ist Garaventa innerhalb der Gruppe das Kompetenzzentrum für Pendel- und Standseilbahnen, Materialseilbahnen sowie anspruchsvolle Seilarbeiten geblieben. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Heute ist die Gruppe Weltmarktführerin im Seilbahnbau. 

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