notifications
Süühudi

100 Bussen in Einsiedeln verteilt: Kapo zieht die Schraube an

Jetzt wird durchgegriffen. Die Polizei verteilte heute in Einsiedeln nach dem Süühudi-Aufmarsch rund 100 Bussen. Die Kapo Schwyz fordert die Fasnächtler im ganzen Kanton auf, sich nicht in grösseren Gruppen zu versammeln.
Armer Chauffeur: Ein Lieferwagen der Post bahnt sich einen Weg durch die Menschenmenge.
Bild: Webcam
Gegen Mittag schickte die Polizei die Leute auf dem Klosterplatz weg.
Bild: Silvia Gisler, March-Anzeiger
100 Franken Busse für einen Einsiedler wegen «Teilnahme an einer unzulässigen Veranstaltung».
Bild: WhatsApp
Viel Volk säumte am Morgen die Strasse.
Bild: CH Media
Deutliche Worte auf dem Twitter-Kanal der Kapo Schwyz.
Bild: Twitter

Im Gegensatz zu anderen Kantonen drückte man in Schwyz bislang oft ein Auge zu, wenn in Menschenansammlungen gegen die Coronavorschriften verstossen wurde. Meistens zeigten mahnende Worte Wirkung, seien es Ermahnungen an die Gäste vor den Take-aways in Brunnen oder ein Gespräch mit den Teilnehmern am Klausjagen in Küssnacht. Nach den Bildern von heute Güdelmontag zeichnet sich nun aber eine härtere Gangart ab.

Erst das Verteilen von Bussen zeigte Wirkung. Video CH Media

Die Fasnacht dauert noch bis und mit Güdeldienstag. Bis dahin werden die Polizeimitarbeiterinnen und -mitarbeiter im ganzen Kantonsgebiet gefordert sein. Auf Twitter und anderen Kanälen publizierte die Kapo am Montagmittag den Aufruf: «Verzichtet auf fasnächtliches Treiben, meidet Ansammlungen von Personen.» Man hat Bussen in Aussicht gestellt. Alleine am Rande des Süühudi-Aufmarsches seien laut Polizeiangaben rund 100 Ordnungsbussen ausgestellt worden.

Vorkommnisse wie heute in Einsiedeln seien «regelwidrig und nicht tolerierbar», so die Kapo Schwyz. Es war der erste unmissverständliche Polizeiaufruf auf Social Media seit Beginn der Coronamassnahmen.

Über tausend Besucherinnen und Besucher am Strassenrand und ein Fasnachtsbetrieb, als würden die Coronamassnahmen gar nicht existieren (wir berichteten): Die Aufnahmen von den wilden Süühudi heute Montagmorgen in Einsiedeln haben im ganzen Land erstaunt. Es scheint sogar, als hätten dieses Jahr mehr Fasnächtler mitgemacht als sonst. Mitten im Fasnachtsgetümmel war auch Alois Gmür. «Fasnacht ist wie ein Virus», sagte der CVP-Nationalrat gegenüber «20 Minuten». Es sei eine traurige Fasnacht, «aber trotzdem muss man sich austoben können». Deshalb sei wichtig, dass es Fasnacht auch dieses Jahr gebe. «Fasnacht kann man nicht verbieten.»

Offiziell ist der Süühudi-Umzug keine Veranstaltung. Er bildet sich spontan. Der Verkehr durchs Dorf lief auch in den Morgenstunden regulär. Es gab keine Strassensperrungen wie in den anderen Jahren. Die meisten Automobilisten machten jedoch angesichts der Menschenmenge rasch rechtsumkehrt.

Impressionen vom Montagmorgen in Einsiedeln. Video Benno Kälin

Die Polizei konzentrierte sich zunächst darauf, die Leute zur Einhaltung der Coronamassnahmen zu ermahnen. Das nützte relativ wenig. Gegen Mittag fuhr die Kapo die Präsenz massiv hoch. Die Strassen wurden mit zusätzlichen Leuten vom Kloster her Richtung Dorf geräumt. Ein Bussenzettel, ausgestellt kurz vor 12 Uhr, ging auf WhatsApp viral. Ein Einheimischer wurde mit 100 Franken gebüsst, wegen der Bussenziffer 16002: Teilnahme an einer unzulässigen Veranstaltung im Rahmen der Covid-19-Verordnung.

Wie schon letzte Woche bildeten sich auch heute Vormittag und am Mittag Schlangen vor den Take-aways im Dorf, vor allem entlang der Route. Auch hier hielten sich viele nicht an die Abstandsregeln. An einem üblichen Güdelmontag würden sich am Nachmittag in Einsiedeln die Leute zum Wagenumzug versammeln. Grosse Umzugswagen waren dieses Jahr nicht zu erwarten, aber noch immer hatte es um die Mittagsstunden einiges Volk im Dorf, wenn auch deutlich weniger als am Morgen.

Der Schwyzer Polizeisprecher David Mynall bestätigte am Mittag, man stehe in Kontakt mit den Verantwortlichen des kantonalen Amts für Gesundheit und Soziales. Es wurde an einer kurzfristig einberufenen Sitzung auf Departementsebene darüber diskutiert, die Take-aways am Nachmittag amtlich schliessen zu lassen. Zu diesem Schritt kam es dann nicht. Mynall: «Die Polizei suchte das Gespräch mit den betroffenen Betreibern.» Diese hätten sich einsichtig gezeigt und ihre Stände nach dem Mittag freiwillig geschlossen.

Geri Holdener

Kommentare (4)