notifications
Schwyz

Meinrad Inglin redet uns ins Gewissen

Auf dem Hauptplatz trat an der Bundesfeier der Gemeinde Schwyz Meinrad Inglin als Hauptredner auf – verkörpert durch den Seebner Schauspieler Philippe Schuler. Die Rede, geschrieben von Graziella Contratto, in voller Länge.

Franz Steinegger

1922 veröffentlichte Meinrad Inglin seinen Erstlingsroman «Die Welt in Ingold­au» – und musste daraufhin sein Heimatdorf verlassen, weil er darin Kritik an der Schwyzer Gesellschaft übte. 100 Jahre später kam der Schwyzer Dichter zurück. Philippe Schuler erzählte die Geschichte, die Inglin nie losliess und an der er ein Leben lang feilte: von den Personen im Roman, von «Zweiflern, Versagern, Halbseidigen und glücklicherweise auch einer gescheiten Frau».

Meinrad Inglin hatte, so Schuler, auch eine Gaunerseite «und konnte dadurch das Bürgertum gut abbilden. Er konnte Sachen, die er sich vorstellte, in eine lebendige Sprache umwandeln.»

Der Volkswille, hinter dem sich viele verstecken

Wenn Inglin den Volkswillen in einer Figur darstellen müsste, «so träte diese in einem Massanzug auf, doch darunter hätte sie wollige, kratzige Unterwäsche an», hielt Philippe Schuler in seiner mit Witz gespickten Rede fest, denn «Politiker und Wirtschaftsleute verweisen in ihren Botschaften gerne auf den Volkswillen, um ihre Ziele zu verstecken».

Meinrad Inglin: Philippe Schuler; Rede: Graziella Contratto; Kamera: Nils Lüönd & Roger Bürgler; Ton & Schnitt: Roger Bürgler; Produktion: Schwyzer Literaturfest

Dann fügte er «in eigener Sache» hinzu, dass 2005 durch den Schwyzer Volkswillen die Kulturförderung abgelehnt wurde, was es Kulturschaffenden verunmöglichte, den Wirtschafts- und Politiklenkern aufzuzeigen, wie man «Ethik ästhetisch macht. Die Welt in Ingoldau würde dadurch besser.» Zum Abschluss legte Meinrad Inglin den Schwyzern noch ans Herz: «Wenn ihr meinen Brunnen beim Busbahnhof versetzt, denkt daran, dass auch der Baum dazugehört.»

Weitere, kürzere Reden hielten Gemeinderat Markus Furrer, Präsident der Kulturkommission, und Gemeindepräsident Xaver Schuler, der die 1.-August-Feier mit einem Familienfest verglich. Das sei ihm viel sympathischer als «mit einer Waffenschau, wie das andere Länder praktizieren».

Gemeinsames Singen der Nationalhymne.

Pfarrer Kurt Vogt hielt das Vaterlandsgebet, die Nationalhymne wurde gesungen, im Vorprogramm traten der Jodlerklub Echo vom Mythen und die Feldmusik Schwyz auf, zum offerierten Mittagsmenü (Älplermagronen) spielte das Ländlertrio Echo vom Maisgold vor den 350 Anwesenden auf, bevor dann Linda Elsener in einem Liveauftritt Schwung ins Festzelt brachte. Der Anlass wurde organisiert vom Verein Gemeinsam für unsere Gemeinde (GfuG).

Kommentare (0)