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Begegnung in Immensee

Fast 1,5 Millionen Zeitungen ausgetragen

Marta Rust hat in Immensee 34 Jahre lang Zeitungen zugestellt. Am Samstag hatte sie ihre letzte Tour und wurde anschliessend im heimischen Garten überrascht.

Damit hatte sie nicht gerechnet: Als Marta Rust nach ihrer letzten Zeitungsaustragetour nach Hause kam, wurde sie von Verwandten und Freunden im Garten mit Prosecco und Würstchen empfangen, mit einer kleinen Ansprache und sogar einem Euphonium-Ständchen – und das morgens um 5.45 Uhr, mitten im Dorf. 34 Jahre lang hatte sie zuverlässig Zeitungen in Immensee verteilt, oftmals auch mit Sondergängen die Treppe hinauf und Zeitungslieferungen bis vor die Wohnungstüre, gerade wenn jemand nicht mehr so gut zu Fuss war. «Meistens war ich länger unterwegs als die 90 Minuten, für die ich bezahlt wurde», erzählte Marta Rust lachend. 150 Haushalte hatte sie auf ihrer Tour während sechs Tagen in der Woche beliefert mit verschiedensten Zeitungen. Auf ihrem Abschiedsflyer, den sie ihren Kundinnen und Kunden zukommen lassen hat, hat sie es ausgerechnet: Es müssten 1 438 200 Zeitungen gewesen sein, die sie ausgetragen hat.

Marta Rust (mittig mit dem «Boten» in der Hand) wurde von ihren Verwandten und Freunden im heimischen Garten nach ihrer letzten Zeitungsaustragetour überrascht.
Bild: Stefanie Henggeler

Im Dorf ist Marta Rust ein bekanntes Gesicht. Der Liebe wegen zog sie 1971 hierhin, ist Mitglied im Turnverein, im Kirchenchor, im Frauenkreis und macht für das Rote Kreuz Fahrdienst. Viel erlebt hat sie beim Zeitungsaustragen, und die Freunde liessen beim geselligen Zusammensein und beim Anstossen auf die Pension lustige Anekdoten aufleben. Die tote Katze, über die sie gestolpert sei und die damit verbundenen Mutmassungen über den «Katzenmörder von Immensee» ist nur eine von unzähligen Geschichten – eine andere, dass die ganze Familie ausrückte, als sie einmal bei Schnee und Eis mit dem Auto stecken blieb.

Schnell wurde bei der kleinen Überraschungsparty klar: Marta Rust wird als Person wie auch als Zeitungsverträgerin viel Wertschätzung entgegengebracht, und die Freunde – allesamt Kundinnen und Kunden von Marta Rust – waren sich einig: «Sie hat einen super Job gemacht und war sehr pflichtbewusst!» Tatsächlich war die rüstige 73-Jährige in all den Jahren so gut wie nie krank und nahm nur selten frei. Meistens begab sie sich um 4 Uhr in der Früh auf die Tour. Wunderschöne Morgenstimmungen habe sie erleben dürfen, aber auch Matsch, Schnee und Hudelwetter, verriet die Immenseerin. «Aber vor allem sind die Zeitungstouren von vielen schönen Begegnungen geprägt gewesen, menschlichen wie tierischen.» Oftmals kreuzten sich ihre Wege in den frühen Morgenstunden mit Füchsen, Mardern oder Dachsen – ein Video von einem Dachsrennen quer durch Immensee schaffte es vor drei Jahren auch in den «Boten der Urschweiz».

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