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Kanton Schwyz

Energie-Experte Reichmuth: «Fernwärme ist eine echte Schlüsseltechnologie»

Spannendes Referat an der GV des Hauseigentümerverbands Schwyz über die Energiesysteme der Zukunft.

Pirmin Reichmuth, CEO der innovativen ecoGroup: Er befasst sich seit Jahren mit der Entwicklung und Umsetzung intelligenter, ökologischer Energie- und Wärmesysteme.
Bild: Josias Clavadetscher

Die Energiestrategie 2050 sieht vor, dass in weniger als 30 Jahren keine Raumheizung mehr mit Öl, Gas oder Kohle betrieben werden kann. Was ist die Alternative? Der Hauseigentümerverband (HEV) Schwyz und Umgebung liess dazu an seiner GV Pirmin Reichmuth referieren. Als CEO der ecoGroup mit Sitz in Brunnen befasst er sich als Spezialist mit genau diesen Fragen rund um alternative, ökologische Energiesysteme und vor allem Fernwärme.

Gemäss Reichmuth ist diese Technologie aktueller und von deren Potenzial her realisierbar geworden, seit Wärme-Kraft-Kopplungen möglich sind. Wenn man die gesetzten Energieziele erreichen wolle, dann brauche es aber alle nachhaltigen Technologien, betonte Reichmuth, erneuerbare Energien wie Wind und Fotovoltaik, Elektrizität und Fernwärme. Gerade die Fernwärme biete da enormes Potenzial. In urbanen Gebieten habe man dies längst erkannt, umgesetzt und setze es nun mit grossen Förderprogrammen in den kommenden Jahren noch intensiver um.

In Sachen Fernwärme gibt es einen Stadt-Land-Graben

Ausserhalb der städtischen Gebiete sei das schwieriger, sagte Reichmuth. «Man kann absolut von einem Stadt-Land-Graben reden.» Dies habe auch damit zu tun, dass die Besiedelung auf dem Land weniger dicht sei, somit längere Versorgungsleitungen notwendig seien und letztlich dadurch die Finanzierung schwieriger werde. «Es braucht immer grosse Anstrengungen, um ein Netz aufbauen zu können.» Reichmuth spielte darauf an, dass gerade in diesen Fragen der Förderung und der Gesetzgebung auch die Politik gefragt sei.

Die Zukunft der Wärmeversorgung sieht Reichmuth in einer Kombination der Technologien. Dazu sei ein intelligentes Stromnetz erforderlich, das zentral die saisonale und temporäre Speicherung von Energie ermögliche. Dabei seien Batterien effizienter als Wasserstoff als Speicherelement, weil bei Rückgewinnung aus Wasserstoffdepots wieder Abwärme entstehe, die teils verloren gehe. Bereits weit entwickelte Systeme gingen auch davon aus, dass selbst die Batterien von E-Fahrzeugen als Speicher genutzt werden könnten. Was aber wieder rechtliche Fragen aufwerfe, wenn zum Beispiel Fahrzeuge tagsüber in der Firma aufgeladen würden und dann privat zu Hause die Wärmeenergie abgäben.

Eine Wärmeversorgung via Fernwärme könne zudem verschiedene Energiequellen verbinden: Holz, Erdwärmesonden, Wärmepumpen und die Abwärmenutzung von industriellen Anlagen. Zudem erlaube ein Fernwärmenetz eine Zentralisierung der Investitionen und die individuell abgestimmte Lieferung von Wärmeenergie, je nachdem, welcher Bedarf im Quartier oder für gewerblich-industrielle Anlagen bestehe.

«Fernwärme ist also eine eigentliche Schlüsseltechnologie», betonte Reichmuth. Mit dem Fernziel, eine autarke Versorgung «unabhängig vom Rest der Welt» zu erreichen. «Diese Lösungen liegen vor und haben heute einen Stand erreicht, der allgemein anerkannt wird.»

Sorgen wegen Zinsanstieg

Der Hauseigentümerverband (HEV) Schwyz und Umgebung macht sich derzeit vor allem Sorgen, weil an breiter Front die Zinsen steigen. Wie Präsident Peter Dettling, Lauerz, betonte, verzeichne man bereits eine Inflation von 3,5 Prozent, «dem höchsten Wert seit 30 Jahren». Weiter steige der Hypothekarzins auf ganzer Breite, ebenso der Baukostenindex. Trotzdem werde zurzeit jedoch eine grosse Bautätigkeit verzeichnet, die im Kanton Schwyz aufgrund anhaltender Nachfrage aber gut absorbiert werde.

Dem HEV Schwyz gehören rund 2500 Mitglieder an, kantonal sind es fast 12 000. Der Verband besitzt damit erhebliches politisches Potenzial. Im ausgewiesenen Vermögen von 120 000 Franken sind darum auch 37 000 Franken als Rückstellungen für politische Aktivitäten enthalten. Bei den Wahlen ergaben sich keinerlei Veränderungen. Alle neun Vorstandsmitglieder, die beiden Revisoren sowie Präsident Peter Dettling stellten sich wieder zur Verfügung. (cj)

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