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«De chlii Prinz» spricht jetzt auch Schwyzer Dialekt

Verlegerin Martha Keller und ihr Cantina-Verlag haben eine Lücke gefüllt.
Verlegerin Martha Keller hat die Initiative ergriffen und das weltbekannte Werk in den Schwyzer Dialekt übersetzen lassen.
Bild: Josias Clavadetscher

Die Erzählung «Der kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) ist etwas Spezielles. Weltberühmt und doch bescheiden. Einfach zum Lesen und sehr philosophisch. Eine märchenhafte Erzählung für Kinder und ein Werk mit grossem Tiefsinn für Erwachsene. Die 1945 erschienene Erzählung wirkt über alle Generationen, Religionen, Kulturen, Sprachen und Jahrzehnte hinweg. Es ist ein Text über Empathie, Liebe, Verantwortung und Werte.

Nach dem Original in französischer Sprache ist die Erzählung bis heute – aktueller Stand – 648 Mal übersetzt worden. Die deutschsprachige Fassung hat bereits die 69. Auflage erlebt. Die Weltauflage dürfte inzwischen 150 Millionen Exemplare übersteigen. In der Schweiz sind bis heute Übersetzungen im Dialekt der Kantone Bern, Basel, Zürich, Solothurn, Appenzell, Glarus, Zug, Uri, Wallis und wegen den rätoromanischen Dialekten sogar siebenfach in Graubünden erschienen. Und neu spricht nun «De chlii Prinz» auch Schwyzer Dialekt.

Die unternehmungslustige Verlegerin Martha Keller schilderte, wie es dazu gekommen ist. Vor dreissig Jahren habe sie die Erzählung geschenkt erhalten, gelesen und ins Regal gestellt. Dort gehöre das Werk aber einfach nicht hin, «es muss unter die Leute». Sie hat darum mit ihrem Cantina-Verlag die Initiative ergriffen.

Schwyzer Durchschnitts-Dialekt

Wenn man aber von Schwyzer Dialekt spricht: Welcher ist da gemeint? Das Übersetzerteam von Daniel Annen, Schwyz, Adalbert Spichtig, Arth/Luzern, und Beat Dittli, Zug, bildete eine ideale Kombination der Bereiche Germanistik, Theater und Namensforschung, um einen Durchschnitts-Schwyzer-Dialekt zum Tragen zu bringen. Auf exemplarische Ausdrücke, wie sie etwa im Muotatal oder in Einsiedeln vorkommen, wurde verzichtet.

Wie Daniel Annen an der Vernissage des im Taschenformat verlegten Büchleins schilderte, sei man einerseits den wichtigsten Regeln der Dialekt-Schrift gefolgt, habe aber gleichzeitig sehr auf Leserfreundlichkeit geachtet. Tatsächlich liest sich der Prinz federleicht und fliessend. Stark wurde im Vergleich zum französischen Original oder der hochdeutschen Übersetzung auf die Kraft des Schwyzer Dialekts gesetzt. Dabei wurden immer wieder Wörter verwendet, wie sie leider im Schwyzer Alltag schon verschwunden oder am Verschwinden sind.

Erfreulich ist, dass die Illustrationen von Saint-Exupéry original übernommen worden sind. Ergänzt wird das kleine Büchlein zudem durch einen Separatdruck, ein Essay, in welchem Übersetzer Daniel Annen seine Gedanken darlegt, wie die Erzählung zu verstehen ist und wie man «den kleinen Prinzen in sich selber entdecken kann».   

An der Vernissage, organisiert von der Volkshochschule Schwyz, wurden Kostproben aus dem Text vorgetragen. Was der kleine Prinz über den Affenbrotbaum, das Firmament, das Wasser oder die Quelle wissen will oder darüber weiss, oder die Szenen, in denen er das Schaf, den Fuchs, die Boa und die Rose trifft, waren eindrücklich. Auch der Apéro nach der Vorstellung entsprach empathisch dem Inhalt der Erzählung: Es gab Wasser von der Rigi-Quelle, Datteln für den Affenbrotbaum, Mailänderli als Mond und Sterne und für alle eine Rose zum Nachhausegehen.

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