Spricht man von Arth, dann schwingen sofort Gedanken hinüber zur Arther Theaterbühne. Sie ist äusserst präsent im Dorfleben, weit über die Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinaus bekannt, bis heute erfolgreich und über alles sympathisch. Jetzt kann diese Theatergesellschaft im kommenden Jahr ihren 175. Geburtstag feiern.
Dazu hat die Jubilarin eine rund 80 Seiten starke Festschrift herausgegeben. Diese ist spannend, nicht überladen und doch sehr informativ zu lesen und zudem gekonnt illustriert. Das Querformat kommt dieser Bebilderung sehr entgegen, weil damit die Dimension der Bühnenszenerien ideal aufgefangen werden kann. Als Autorenteam zeichnen Alfred Naef, Thomas Bachmann und Christian Ballat.
Die Präsentation der Geschichte der Theatergesellschaft Arth (TGA) ist kapitelweise gegliedert, in Abschnitte von jeweils einem Vierteljahrhundert. So lässt sich die Entwicklung etappiert verfolgen, sowohl was auf der Bühne geschehen ist als auch in Sachen Schauspielhaus, Finanzen, Schwierigkeiten und Erfolge. Es war über all diese Jahrzehnte ein ständiges Erneuern, Ausbauen, Entwickeln und optimistisches Vorwärtsschauen.
Vier Frauen an der Gründung beteiligt
Gegründet worden ist die TGA am 1. Februar 1851 im Hotel Adler in Arth. Als Gründer zeichneten 24 theaterbegeisterte Personen, darunter auch vier Frauen, was damals alles andere als selbstverständlich gewesen ist. Gespielt wurde zuerst im alten Salzhaus, unweit des heutigen Theaters. Im oberen Stockwerk, ohne Heizung und in sehr einfachen Verhältnissen. 1903 dann konnte ein eigenes Theatergebäude bezogen werden, «mit elektrischem Licht und in einem massiven Bau». Auch da folgten in regelmässigen Abständen Anpassungen an den Komfort, an die Bühnentechnik, an die Feuersicherheit und die Erwartung von Mitwirkenden und Publikum. Grössere Ausbauten erfolgten 1984, 2006 und zuletzt 2019.
165 Inszenierungen gezeigt
Anfänglich wurden die damals populären historischen Lehr- und Sinnstücke aufgeführt, Schauspiel, Lustspiel, Tragödien und Komödien. Immer mehr hat sich in Arth aber das Singspiel etabliert, ab 1950 wurden mit Schwerpunkt nur noch Operetten aufgeführt, dies mit zunehmendem Erfolg und Erfahrung. Die gesamte Leistung über die 175 Jahre ist enorm, es wurden insgesamt 165 Inszenierungen gezeigt. Mit stellenweise deutlich über 10’000 Besuchern pro Saison. Über eine sehr lange Zeit, von 1926 bis 2011, wurde der Theatersaal auch als Kino genutzt.
Eine ganz besondere Stellung in der Vereinsgeschichte nimmt das Schauspiel «Gemma von Arth» ein. 1881 wurde dieses lokalhistorische, dramatische Stück erstmals aufgeführt, 1889 dann wieder sowie 1903 zur Eröffnung des neuen Theaters und bis 1965 dann noch drei weitere Male. Heute trägt der Stoff nicht mehr, ausser das Thema würde massiv transferiert. Die «Gemma» ist 1828 als vaterländisches Volksschauspiel von Thomas Bornhauser geschrieben worden und handelt von einer Arther Bauerntochter, die vom tyrannischen Landvogt auf die Insel Schwanau entführt und letztlich von ihren Landleuten gerächt worden ist.
Sehr instruktive Zeitachse
Der Festschrift ist ein sehr instruktiver, ausklappbarer Plan mit einer Zeitachse angefügt. Diese zeigt begleitend zur TGA-Geschichte auf, was sich parallel dazu in Europa, in der Schweiz, in der Wirtschaft und in der Musik, gesellschaftlich, politisch und kulturell ereignet hat. Ebenfalls zu Wort kommen Mitwirkende aus dem Chor, Produktionsleiter Jürg Bläuer und natürlich Präsident Sandro Forni, aber auch der Theaterwissenschaftler Georg Suter, Schwyz. Für ihn repräsentiert die TGA eine «bemerkenswerte Entwicklung von einem Dorftheater zu einer professionell organisierten und überregional bedeutenden Theaterdestination mit klarem inhaltlichem Profil».
Gemeindepräsident Ruedi Beeler bestätigt in seinem Vorwort, dass das Theater Arth «Teil der Identität von Arth und ein Kulturgut für die ganze Innerschweiz» sei. Er lobt also das, was alle auch unterschreiben können.




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