notifications
Motion

Asyl: Schwyzer SVP will beim Kanton den Druck erhöhen

Nicht nur reiche Ausserschwyzer Gemeinden, auch weniger finanzstarke sollen sich von der Wohnraumbeschaffung für Asylbewerbende «freikaufen» können, fordert eine SVP-Motion.
Will, dass die Ersatzabgabe tiefer angesetzt wird: der Arther SVP-Kantonsrat Tony Ulrich.
Bild: Jürg Auf der Maur

Die Vermutung hält sich trotz vehementem Dementi bei Regierungs- und Gemeindebehörden hartnäckig: Reiche Gemeinden in Ausserschwyz zahlen lieber eine Busse respektive Ersatzabgabe, statt Wohnraum für Asylbewerbende zu organisieren, wie das eigentlich ihre Aufgabe wäre.

Erst im letzten Oktober hielt die Schwyzer Regierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage von SVP-Kantonsrat Daniel Kälin, Einsiedeln, fest, dass dem Solidaritätsgedanken unter den Schwyzer Gemeinden grundsätzlich zuverlässig nachgelebt werde. Der Verteilmechanismus sowie die Ersatzabgaben bewährten sich: «Wir sind zuversichtlich, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.»

Hintergrund: Muss der Kanton zugewiesene Personen einer pflichtigen Gemeinde übernehmen, so wird die Abgeltung des Bundes vom Kanton einbehalten und von der pflichtigen Gemeinde zusätzlich eine sogenannte Ersatzabgabe erhoben, die nach Zahl und Aufenthaltsdauer der zugewiesenen Personen progressiv ausgestaltet wird.

Jetzige Ersatzabgabe für SVP «stossend»

Der Schwyzer SVP reicht das nicht. Sie scheint den Worten von der Regierungsbank nicht zu vertrauen. In einer soeben eingereichten Motion von SVP-Kantonsrat Tony Ulrich (Arth) und acht weiteren Fraktionskollegen – darunter die Innerschwyzer Bruno Felder (Rothenthurm), Wendelin Schelbert (Muotathal) und René Krauer (Schwyz) – fordern sie Anpassungen.

Es sei «stossend», dass die Abgabe über die Zeit und über die Anzahl von Asylsuchenden progressiv ausgestaltet sei. Grund: Das verschaffe «bessergestellten Gemeinden einen klaren Vorteil, da dort die Mittel reichlich vorhanden sind und die Abgaben daher weniger schmerzen». Gemeinden mit knappem Budget würden im Vergleich Nachteile erwachsen, «weil solche Ausgaben für diese schwerer zu stemmen sind», hält Ulrich fest.

Gefordert wird nun, dass die Regierung dem Kantonsrat eine Vorlage unterbreitet oder Massnahmen trifft, «damit künftig unabhängig von der Anzahl und Dauer der Nichtplatzierung von Asylsuchenden immer der tiefste Wert von aktuell 55 Schweizer Franken je Asylbewerber und Tag zur Anwendung kommt».

Zwei Gemeinden zahlten 2023 und 2024 Ersatzabgaben

Damit wäre es möglich, dass künftig mehr Gemeinden sich quasi von der Aufnahmepflicht freikaufen könnten. Somit würde, das ist wohl die Absicht hinter der Vorlage, in der Asylfrage Druck auf den Kanton gemacht, der dann seinerseits beim Bund stärker intervenieren sollte. Bereits sei Langem fordert Roman Bürgi, SVP-Nationalrat und Schwyzer SVP-Präsident, Schritte in diese Richtung. Jetzt müsse «Druck von unten» gemacht werden, erklärt er jeweils.

«Das ist eine mögliche Konsequenz», bestätigt denn auch Ulrich eine entsprechende Frage des «Boten der Urschweiz», ob mehr Gemeinden keine Asylbewerber mehr aufnehmen könnten, wenn die Motion umgesetzt würde.

Gemäss der Regierungsantwort im letzten Herbst wurden über zwei Gemeinden 2024 Ersatzabgaben verfügt. Freienbach zahlte für sechs Personen von Januar bis März 32’500 Franken, Galgenen musste zwischen Januar und September 2023 gar 58’000 Franken entrichten.

Kommentare (6)