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Kanton Schwyz

«Acht Wochen Ferien für Lernende ist das Mindeste»: Das denkt die Schwyzer Regierung

Am 21. August wurde die Petition acht Wochen Ferien von 176’447 Personen unterschrieben und dem Bundesrat eingereicht. Der «Bote» hat bei der Schwyzer Regierung nachgefragt, wie sie diese Thematik einschätzt.
Symbolbild: Viele Lernende sind erschöpft. Sie fordern daher acht statt fünf Wochen Ferien im Jahr. Die Schwyzer Regierung sieht aber keinen Handlungsbedarf.
Bild: Kim Zgraggen

Das duale Bildungssystem ist es, was die Schweiz so attraktiv macht für junge Menschen. Wer sich aber für eine Lehre entscheidet, muss etwas früher mit Stress, Überforderung, weniger Freizeit und Ferien klarkommen. Letzteres scheint bei den jungen Berufsleuten ein grosses Problem zu sein. Genauer gesagt haben 176’447 Schweizerinnen und Schweizer ein Problem damit. So viele unterschrieben nämlich die Petition für acht Wochen Ferien für Lernende.

Diese Forderung wurde am 21. August dem Bundesrat in einem offenen Brief weitergegeben. Das hat in Bundesbern bereits für rege Diskussionen gesorgt. Fünf Parlamentarier werden in der kommenden Herbstsession einen Vorstoss dazu einreichen: Sie fordern sechs Wochen statt acht.

Junge Berufsleute sind zunehmend erschöpft

«Die Lehre steckt zunehmend in einer Krise», heisst es in der Argumentation der Petition. Immer mehr junge Menschen würden sich gegen eine Lehrstelle und stattdessen für das Gymnasium entscheiden. Die Gründe: «W eil ihnen diese allgemeinbildenden Wege bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen und mehr Erholungszeit bieten.» Im Gymnasium haben Jugendliche im gleichen Alter nämlich 13 Wochen Ferien, die Lernenden dagegen nur 5. Damit sind viele der jungen Berufsleute nicht zufrieden. Das zeigt auch eine Umfrage der Unia: Jede zweite Person in der Lehre ist erschöpft, jede vierte bricht sogar die Ausbildung ab.

Wie sieht die Schwyzer Regierung diese Thematik? Besteht Handlungsbedarf? «Nein, im Kanton Schwyz kann bereits jetzt auf individuelle Bedürfnisse der Betriebe, der Branchen und der Lernenden eingegangen werden», so der Bildungsdirektor Michael Stähli. Unternehmen im Kanton Schwyz könnten bereits freiwillig den Lernenden mehr als fünf Wochen Ferien anbieten. «Diese als Fortschritt angepriesene Forderung greift unnötig in das bewährte Bildungssystem ein. Die duale Berufsbildung ist ein Erfolgsfaktor des Schweizer Arbeitsmarkts», so der Bildungsdirektor.

Kann der Druck mit mehr Ferien gelindert werden?

Die Lehre trage durch ihre Praxisorientierung massgeblich zur tiefen Jugendarbeitslosigkeit bei, fördere soziale Mobilität und decke den Fachkräftebedarf in zentralen Branchen. Michael Stähli befürchtet, dass, wenn nun generell acht Wochen Ferien für Lernenden eingeführt würden, viele KMU weniger Lehrstellen anbieten oder gar darauf verzichten würden. «Wir brauchen aber Unternehmungen, die bereit sind, Lernende auszubilden. Und diese Bereitschaft beruht auf einem tragbaren Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen.»

Die Petitionärinnen und Petitionäre erhoffen sich mit ihrer Forderung, einen einfacheren Einstieg in den Berufsalltag zu verschaffen. Sie erachten den Wechsel von 13 auf 5 Wochen Ferien als zu drastisch. Der Druck, der auf die jungen Arbeitnehmenden ausgeübt werde, sei für viele zu hoch. Für Stähli ist es wichtig, dass die Ausbildungsqualität auf dem gleichen Niveau bleibt und die Bildungsziele weiterhin erreicht werden können. «So bedeutet jeder zusätzliche Abwesenheitstag einen realen Mehraufwand und mehr Druck, die Lernziele in weniger Zeit zu vermitteln.» Laut Stähli würden mehr Ferien den erwähnten Druck der Fordernden auf die Lernziele nur erhöhen.

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