
Die Digital-Geldwäscher mit Hauptsitz in Zürich nannten sich CryptoMixer. Sie spuckten grosse Töne. «Seit 2016 sichern wir ihre Coins», stand oben auf der in Englisch gehaltenen Webseite cryptomixer.io. Und: «Wir haben volle Kontrolle über unsere Infrastruktur. Sie wurde niemals kompromittiert und war nie von einem Datenleck betroffen.»
Bis Ende November 2025. Denn dann kam die «Operation Olympia». Wer die CryptoMixer-Webseite heute anklickt, bekommt quer über den Bildschirm die Meldung: «This Domain Has Been Seized». Und: «Strafverfolgungsbehörden beschlagnahmten Datenbanken und andere zu dieser Internetseite gehörende Informationen.» Darunter stehen die Logos der Polizei von Stadt und Kanton Zürich, der Zürcher Staatsanwaltschaft, des deutschen Bundeskriminalamts, von Europol und Eurojust.

Im Verbund mit Strafverfolgern aus Deutschland und der EU gelang den Zürcher Ermittlern ein grosser Schlag gegen einen sogenannten Bitcoin-Mixer, dessen Server sich im Kanton Zürich befanden. Gegen eine Provision von 0,5 Prozent konnten Kriminelle dort ihre Kryptowährungen waschen lassen. «Die Gelder stammten dabei überwiegend aus illegalen Darknet-Geschäften, Ransomware-Lösegeldzahlungen, betrügerischen Online-Shops, Krypto-Diebstählen und anderen Straftaten», so die Zürcher Behörden. Das Transaktionsvolumen habe weit über eine Milliarde Franken betragen, «wobei der Gewinn der Betreiber auf mehrere Millionen geschätzt wird.»
Wie ein digitaler Betonmischer – mit Garantie
Der 2016 installierte Mixer funktionierte wie ein digitaler Betonmischer: Die einbezahlten Bitcoins wurden mit massenhaft Bitcoin-Transaktionen von anderen Nutzern vermengt. Die Rückverfolgung wurde dadurch erschwert, so die Zürcher Behörden. Sie stellten unter www.operation-olympia.com ein Video ins Netz, das den Waschvorgang veranschaulicht.
Nach den monatelangen internationalen Ermittlungen wurde auch das Betriebskapital der Digital-Geldwäscher von umgerechnet rund 23 Millionen Franken beschlagnahmt. Wie auch die Infrastruktur und 12 Terabyte an Daten. Diese werden derzeit ausgewertet, die Ermittlungen laufen weiter. Details zur Täterschaft geben die Behörden bisher nicht preis.
Die Mixer von Zürich brüsteten sich auf der nun lahmgelegten Internetseite mit den tiefsten Gebühren und sogar einem Garantieschreiben auf den Wäschevorgang. Wie auch mit der Behauptung, die höchsten Sicherheitsstandards anzubieten.
Gemäss dem Erklärvideo der Behörden zur Operation Olympia war es damit allerdings nicht sehr weit her. Die Kriminellen sicherten den Zugang zu ihren Daten mit trivialem Nutzernamen und einem Passwort, das die Polizisten rasch herausfanden. «Naiv wie der Hausschlüssel unter der Fussmatte», mokieren sich die Ermittler.

Laut dem deutschen Bundeskriminalamt war CryptoMixer «einer der grössten Bitcoin-Mixer». Seine Milliardenumsätze seien «grösstenteils kriminellen Ursprungs». Der Dienst sei ein «beliebter Geldwäscheservice für die Untergrundwirtschaft» gewesen.
Auch Chipmixer hatte Infrastruktur in der Schweiz
Der grosse Schlag gegen CryptoMixer war der bisher offenbar erste dieser Art in der Schweiz. Aber schon 2023 wurde der ChipMixer, ein anderer Bitcoin-Geldwäschedienst mit Bezug zur Schweiz, ausgehoben. Erich Wenzinger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Zürich, bestätigt auf Anfrage: «Bei ChipMixer war ebenfalls ein Teil der Infrastruktur im Kanton Zürich. Andere Operationen neben der heute kommunizierten sind uns nicht bekannt.»
ChipMixer wurde 2023 von deutschen und US-amerikanischen Behörden zusammen mit Europol ausgehoben. Auch die Schweiz, Belgien und Polen arbeiteten mit. Die seit 2017 arbeitende Waschanlage galt als die weltweit umsatzstärkste dieser Dienste im Darknet. Umgerechnet rund 90 Millionen Euro und 7 Terabyte an Daten wurden damals sichergestellt. (watson.ch)
