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«Blut an ihren Händen»: Nach dem Attentat in Washington kritisieren Trump-Parteifreunde die Demokraten heftig

Ein Mann aus Afghanistan hat am Mittwoch in Washington zwei Nationalgardisten bei einem Attentat schwer verletzt. Die beiden Reservisten befinden sich in kritischem Zustand.

Ein Attentat auf zwei Nationalgardisten im Stadtzentrum der amerikanischen Hauptstadt hat am Vorabend des Erntedankfestes Thanksgiving Day grosses Entsetzen und Trauer ausgelöst. Ein angeblich 29 Jahre alter Flüchtling aus Afghanistan schoss kurz nach 14 Uhr Lokalzeit rund 500 Meter vom Weissen Haus entfernt auf uniformierte Reservisten, die sich auf Patrouille befanden.

Angeblich habe der Attentäter die Schüsse beim Eingang zur U-Bahn-Station Farragut West ohne Vorwarnung abgegeben, sagte Washingtons Stadtpräsidentin Muriel Bowser. Er verletzte zwei Nationalgardisten aus West Virginia schwer; der Gouverneur des Bundesstaates verkündete zwischenzeitlich gar, dass die beiden Soldaten ihren Verletzungen erlegen seien.

Sicherheitskräfte sperrten am Mittwochabend die Strassenzüge in der Nähe des Tatortes in Washington grossflächig ab.
Bild: Will Oliver

Dabei handelte es sich aber um eine Falschmeldung. Der Zustand der beiden angeschossenen Nationalgardisten sei «kritisch», gab der FBI-Direktor Kash Patel am späten Nachmittag bekannt.

Auch der Täter befand sich zu diesem Zeitpunkt in Spitalpflege, nachdem es Soldaten und Polizisten gelungen war, ihn zu überwinden. Im Stadtzentrum von Washington wimmelt es unter der Woche von Sicherheitskräften; ein Grossaufgebot von Bundespolizisten und Vertretern der Washingtoner Stadtpolizei sperrten den Tatort bei der U-Bahn-Station Farragut West umgehend grossflächig ab.

Der amerikanische Präsident war zum Zeitpunkt des Anschlags nicht in Washington. Donald Trump verbringt das lange Wochenende in Palm Beach, in seinem Anwesen Mar-a-Lago. Auf dem Internet-Dienst Truth Social kündigte der Präsident an, dass der Täter, den er als «Tier» beschimpfte, zur Rechenschaft gezogen werde.

Zur Person des Schützen kursierten zu diesem Zeitpunkt nur rudimentäre Angaben. Angeblich soll der 29 Jahre alte Afghane sich seit September 2021 in den USA aufgehalten haben; er wohnte an der Westküste.

Der Mann sei nach dem abrupten Rückzug der amerikanischen Streitkräfte aus Afghanistan mit einem gültigen Visum in Amerika eingereist. Er profitierte dabei wohl von einem Programm, mit dem die Amerikaner die Menschen belohnten, die ihnen während des langen Krieges in Afghanistan geholfen hatten. Ende 2024, unter Präsident Joe Biden, habe der Mann einen Asylantrag gestellt, berichtete CNN. Dieses Gesuch sei im April 2025 genehmigt worden, als bereits der heutige amerikanische Präsident im Amt war.

In einer kurzen Ansprache bestätigte Trump diese Angaben am späten Mittwochabend in groben Zügen. Er machte seinen Vorgänger im Weissen Haus dafür verantwortlich, dass der Attentäter habe in die USA reisen dürfen. Auch kündigte er an, die Aufenthaltsbewilligung von Menschen aus Afghanistan einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Zudem hetzte er gegen Migranten aus Somalia.

Demokraten setzen Fragezeichen hinter Militär-Einsatz

Derweil nutzten Parteifreunde des Präsidenten das Attentat, um Stimmung gegen den politischen Gegner zu machen. Sie beschuldigten die Demokraten, dass sie mit ihrer Kritik am Einsatz der Nationalgarde in der Hauptstadt den Attentäter ermutigt hätten. Der Abgeordnete James Comer sagte auf dem Fernsehsender Fox News, «die Rhetorik der Demokraten» bringe die Nationalgarde in Gefahr. Und sein Fraktionskollege Buddy Carter sagte gar: Demokratische Volksvertreter hätten «Blut an ihren Händen».

In diesem Zusammenhang erwähnten rechte Politiker auch ein Video von führenden Sicherheitspolitikern der Demokraten. Darin hatten sechs Abgeordnete vorige Woche in Erinnerung gerufen, dass Soldaten im Aktivdienst nicht verpflichtet seien, «illegale Befehle» des Präsidenten zu befolgen. Mit diesem Film würden die linken Politiker die Kohäsion der Streitkräfte zerstören, lautete der Vorwurf von vielen Republikanern. Trump ging noch einen Schritt weiter. Er sprach online von Landesverrat und forderte die Todesstrafe.

Der demokratische Abgeordnete Chris Deluzio sagte am Mittwoch auf dem Fernsehsender CNN, dass diese Vorwürfe «verrückt» seien. Der ehemalige Berufssoldat sagte, der einzige Politiker, der zu Gewalt aufgerufen habe, sei der Präsident gewesen.

Allerdings stimmt es auch, dass Oppositionspolitiker den Präsidenten in den vergangenen drei Monaten scharf für den Einsatz der Nationalgarde kritisiert haben. Die Demokraten sagen, dass der Truppenaufmarsch in der Hauptstadt illegal sei und die aktuell 2000 Reservisten nicht geeignet seien, die Kriminalität in Washington zu bekämpfen. (Tatsächlich sind die Reservisten häufig damit beschäftigt, Präsenz zu markieren oder Abfall einzusammeln.)

Eine Bundesrichterin teilte in der vorigen Woche diese Meinung und gab einer Klage des Justizministeriums im Hauptstadtbezirk District of Columbia recht. Richterin Jia Cobb urteilte, dass es illegal sei, die Nationalgarde zur Kriminalitätsbekämpfung einzusetzen. Cobb setzte das Urteil allerdings vorläufig aus; und das Weisse Haus kündigte bereits an, Berufung gegen ihre Entscheidung einzulegen. Auch sagte der Verteidigungsminister Pete Hegseth am Mittwoch, dass er 500 weitere Nationalgardisten nach Washington verlegen werde.

Trump behauptet derweil weiter, dass die Nationalgarde gute Arbeit in Washington leiste und die Zahl der schweren Straftaten stark gesunken sei. Trump behauptete am Dienstag gar, dass in Washington «in den vergangenen sechs Monaten» niemand mehr ermordet worden sei.

Das ist allerdings schlicht und einfach eine Lüge. Seit Mai 2025 sind in Washington 62 Menschen ermordet worden.

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