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Medienkolumne

Traue nie einer KI, wenn es um Fakten geht - und ebenso wenige einer Beratungsfirma

Deloitte berät Firmen, wie man künstliche Intelligenz nutzt - und merkt nicht, dass die KI in den eigenen Berichten Fakten erfindet.
Sind sich Wirtschaftsprüfer und KI ähnlicher als sie wahrhaben wollen
Bild: KI-generiert/ChatGPT

2011 habe ich ein Porträt über einen Ghostwriter geschrieben, der gegen Bezahlung für Studierende Seminar- und Masterarbeiten verfasst. Wenige Tage nach der Publikation meldete er sich bei mir und bot mir eine Zusammenarbeit an – er könne sich vor Aufträgen kaum retten.

Ich lehnte dankend ab und denke, dass er heute wohl kaum mehr Aufträge haben wird. Arbeitslos gemacht von der künstlichen Intelligenz (KI). Welcher faule oder unbegabte Student zahlt für einen Ghostwriter, wenn es ChatGPT gibt? Ausserdem hat die KI den Vorteil, dass sie so gut wie keine Plagiate produziert. Hätte Karl-Theodor von und zu Guttenberg bei seiner Doktorarbeit schon ChatGPT nutzen können, wäre er heute vielleicht Bundeskanzler.

ChatGPT und Co. schreiben zwar nicht ab, doch sie erfinden. Das wurde jüngst der renommierten Beratungsfirma Deloitte zum Verhängnis. Ein Bericht, den die Experten für die australische Regierung verfasst hatten, las sich gut. Bis eine Professorin bemerkte, dass sie darin mit einer Studie zitiert wurde, die sie nie geschrieben hatte. Die KI hatte sie frei erfunden – wie weitere Titel von Texten, auf die sie sich bezog. Die Beratungsfirma musste den Bericht überarbeiten und der australischen Regierung Geld zurückzahlen.

Was wir daraus lernen: Traue nie einer KI, wenn es um Fakten geht - und ebenso wenig einer Beratungsfirma.

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