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Ukraine-Krieg

Putins Antwort auf die Genfer Verhandlungen: Tödlicher Luftangriff auf Kiew

Die relative Ruhe über der ukrainischen Hauptstadt ist vorbei: Ein schwerer nächtlicher Raketenbeschuss kostete mindestens sechs Menschen das Leben.
Ukrainische Feuerwehrmänner bekämpfen einen Brand nach dem Einschlag einer russischen Drohne in ein Wohngebäude in Kiew.
Bild: Efrem Lukatsky/AP

Unser Korrespondent vor Ort hat es gestern vorausgesagt: Nach Tagen relativer Ruhe gibt Kreml-Herrscher Wladimir Putin die ukrainische Hauptstadt wieder zum Abschuss frei. Beim massiven Luftangriff auf Kiew und andere ukrainische Städte sind in der Nacht auf Dienstag mindestens 6 Menschen getötet und 13 verletzt worden.

Nach Angaben der ukrainischen Behörden zielte Russland mit einer Kombination aus Kamikaze-Drohnen und ballistischen Raketen auf Wohngebiete und Energieanlagen. Zuvor hatte vermutlich der Besuch einer hochrangigen US-Verhandlungsdelegation wegen des 28-Punkte-Plans in Kiew für eine mehrtägige Angriffspause gesorgt.

Das Energieministerium sprach von einem «massiven kombinierten Angriff auf Einrichtungen der Energieinfrastruktur». In mehreren Stadtteilen der Hauptstadt fielen Strom und Wasser aus, wie Bürgermeister Witali Klitschko mitteilte. Besonders betroffen waren der Pecherski-, Dniprowski- und Swjatoschinski-Bezirk.

In Pecherski gerieten mehrstöckige Wohnhäuser in Brand, darunter ein 22-stöckiger Apartmentkomplex. Im Dniprowski-Viertel starben zwei Menschen, darunter eine 86-jährige Frau, nachdem ein neunstöckiges Gebäude getroffen worden war. Auch Garagen und andere Gebäude brannten. Am Morgen folgte ein weiterer Angriff auf den Westen der Stadt, wie das Onlineportal «Kyiv Independent» berichtete: In Swjatoschynski wurden vier weitere Menschen getötet und drei verletzt, als ein Gebäude einstürzte. Weitere Verschüttete würden sich noch unter den Trümmern befinden.

Auch im Umland von Kiew gab es Zerstörungen. In Bila Zerkwa wurden laut dem ukrainischen Zivilschutz vier Häuser vollständig zerstört, ein 14-Jähriger wurde verletzt. Weitere Drohnen- und Raketenangriffe wurden aus den Regionen Saporischschja und Charkiw gemeldet. Gemäss ukrainischer Luftwaffenbilanz setzte Russland 486 Flugkörper ein, von denen angeblich 452 abgeschossen wurden.

Die ukrainische Luftwaffe berichtete zudem, dass mindestens eine russische Drohne während des Angriffs kurzzeitig den rumänischen Luftraum überflogen habe. Das Onlineportal Nexta schrieb von einer russischen Kamikaze-Drohne, die auf ein Dach in der Republik Moldau gefallen sei, ohne zu explodieren. Die rumänische Luftwaffe bestätigte den Einsatz von zwei deutschen Eurofighter- und zwei F-16-Jets, um «auf die Situation zu reagieren».

Russland führt seit Wochen wieder verstärkt Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur durch, um das Land im beginnenden Winter unter Druck zu setzen. Präsident Wolodimir Selenski warnte die ukrainische Bevölkerung bereits vor weiteren Attacken trotz der laufenden Verhandlungen und appellierte an westliche Partner, Russlands Vorgehen in den weiteren Friedensgesprächen zu berücksichtigen: «Wir müssen uns bewusst sein, dass Russland den Druck auf uns nicht verringern wird.» Gemäss Angaben der «Financial Times» sollen sich heute Dienstag in Abu Dhabi Delegationen aus den USA, der Ukraine und Russland zur nächsten Verhandlungsrunde treffen. Ob es dabei zu direkten Verhandlungen zwischen Ukrainern und Russen kommt, ist noch offen.

Laut russischen Angaben flog die Ukraine in der Nacht auf Dienstag ebenfalls schwere Luftangriffe, primär auf Südrussland. Lokalen Gouverneuren zufolge starben nach Einschlägen in Wohnhäuser und Gewerbegebäude mindestens drei Menschen, zehn weitere wurden verletzt. Die ukrainische Luftwaffe schrieb dagegen von Attacken auf strategisch wichtige Ziele: so das Flugzeugwerk Tantk und den Drohnenhersteller Atlant Aero in Taganrog, das Ölterminal Scheschkaris in Novorossijsk sowie die Raffinerie Tuapse. Die Trefferwirkung werde noch ausgewertet.

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