Der Bundesrat, fotografiert in seinem natürlichen Habitat, dem Salon de la Présidence – nicht etwa in der Mitte des Volkes oder vor Leinwänden mit Bergkulisse. Nein. Der elegante Raum dient für Audienzen und liegt neben dem Sitzungszimmer des Bundesrats. Hier werden jeweils die frisch gewählten Bundesrätinnen und Bundesräte empfangen.
Der Bundesrat posiert vor goldenen Deckenornamenten und Spiegeln, vor ebenso goldenen Vorhängen und Tapeten. Der imposante Kronleuchter ist im Bild gross inszeniert. Der üppige Barock erinnert eher an Königshäuser als an demokratische Institutionen. Vielleicht ist das in Zeiten von Donald Trump und dessen öffentlich ausgelebte Liebe zu Gold auch Ausdruck einer Annäherung?
Zweifelsohne verfügt der Bundesrat über mehr Stil als der amerikanische Präsident – und über ein demokratisches Gewissen.
Komposition und Sujet kommen für einmal sehr klassisch daher. Das Bild gewährt dennoch Einblicke: Wenig überraschend sitzt der neue Bundespräsident Guy Parmelin in der Mitte, flankiert von seinem Vize Ignazio Cassis. Die Konstellation wirft aber auch Fragen auf: Wieso dürfen die beiden jüngsten Mitglieder Beat Jans und Martin Pfister vorne sitzen? Auch Bundeskanzler Viktor Rossi nimmt viel Raum ein. Die beiden Frauen Karin Keller-Sutter und Elisabeth Baume-Schneider rücken zusammen mit Albert Rösti in den Hintergrund.
Laut der Medienmitteilung soll das Bild Kollegialität ausstrahlen. Tatsächlich ist die Bildsprache harmonisch, alle lächeln. Alle sind mehr oder weniger zufrieden, wenn auch ein bisschen müde.
Dynamisch auf dem Bild sind andere: Die vier jungen Fotografinnen und Fotografen, die das Foto komponiert und umgesetzt haben und selbst darauf zu sehen sind. Und das ist die zweite Botschaft, die Bundespräsident Guy Parmelin aussenden will: Vertrauen in die Jugend.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Bundespräsident für das Bild Studierende im Bereich Fotografie auswählt. Doch es ist mutig, dass sich Nathan Bugniet, Eileen Fraefel, Samantha Keller und Léo Margueron so prominent inszenieren.
Ihre Idee: Die Entstehung des Bildes transparent zu machen. Das erinnert an das Portrait des spanischen Künstlers Diego Velázquez, der 1656 die spanische Infantin malte, die Tochter des spanischen Königs. Dabei rückte er nicht nur die beiden Hoffräulein (Las Meninas) und einen Hund ins Zentrum. Er selbst nimmt eine prominente Rolle im Gemälde ein.
Ein Hauch von Monarchie eben.



