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Weiterer Felsabbruch oberhalb von Brienz - Geologen erwarten noch grösseren Abbruch

Das Bündnerische Dorf Brienz/Brinzauls rutscht seit Jahren buchstäblich den Hang hinunter, langsam aber kontinuierlich. 2023 war ein guter Teil des darüber liegenden Bergs ins Tal gestürzt und nur knapp vor dem Dorf zum Stehen gekommen. Am Wochenende verschärfte sich die Lage wieder.

16:55 Uhr

Samstag, 22. November

Felsabbruch in der Nacht auf Samstag

In der Nacht auf Samstag und am Vormittag ist es in Brienz zu einem grösseren Felsabbruch gekommen, wie SRF meldet. In den letzten Tagen hat sich ein Teil des Plateaus oberhalb des Dorfes stark beschleunigt. Geologen erwarten, dass in den nächsten Tagen bis zu 150'000 Kubikmeter Fels abstürzen könnten. Das Plateau bewege sich so schnell wie noch nie, schreibt die Gemeinde im Bulltein zum Brienzer Rutsch.

Die Gemeinde hat die Phase ROT ausgerufen. Das heisst, dass mit einem Ereignis in den kommenden Wochen jederzeit gerechnet werden muss. Es besteht ein komplettes Betretungsverbot für die Gemeinde Brienz und Umgebung.

12:37 Uhr

Montag, 28. Juli

Brienz/Brinzauls GR bereitet sich auf möglichen Felssturz vor

Am Sonntagabend haben sich hoch über Brienz/Brinzauls mehrere Felsstürze aus der sogenannten «Front» gelöst und sind auf die darunter liegende «Schutthalde oben» gestürzt. Die Felsstürze selbst waren nach Behördenangaben für das Dorf ungefährlich, sie haben aber die Schutthalde oben stark beschleunigt, wie die Behörden am Montag mitteilen. Eine mögliche Phase BLAU wird vorsorglich vorbereitet.

Im Zuge der Felsstürze seien vermutlich bis zu zehntausend Kubikmeter aus der Front auf die Schutthalde ob Brienz/Brinzauls abgestürzt. Solche Ereignisse seien nicht aussergewöhnlich, heisst es gemäss Bulletin. Sie würden durch Niederschläge begünstigt und könnten jederzeit vorkommen. Weil das abgestürzte Material jeweils hoch oben in der Schutthalde liegenbleibe, stellten die Felsstürze für das Dorf keinerlei unmittelbare Gefahr dar.

Die Kirche von Brienz, dahinter der Schuttkegel der 2023 ans Dorf heranrückte.
Bild: KEYSTONE

In der Schutthalde jedoch führte das plötzlich abgelagerte Gewicht des Felssturzmaterials aber zu einer markanten Beschleunigung. Die Geschwindigkeit des Bereichs «Schutthalde oben» habe sich in der vergangene Nacht innert kürzester Zeit auf 46 Zentimeter pro Tag verdoppelt. Durch die langanhaltenden Niederschläge der letzten Tage seien die Landflächen rund um Brienz/Brinzauls stark durchnässt. Falls es jetzt zu einem Schuttstrom käme, könnte er auf dem nassen Untergrund weiter vorstossen als bei trockenen Bedingungen, so die Behörden.

Der Schuttstrom stoppte 2023 gleich hinter dem Schulhaus.
Bild: Michael Buholzer / EPA

Zu einem ähnlichen Effekt war es in Blatten VS im Mai gekommen. Auch dort war Fels auf den darunter liegenden Gletscher gestürzt. Das zusätzliche Gewicht liess den Gletscher in Bewegung geraten und abbrechen. Die Folgen sind bekannt. Das Dorf Blatten wurde zerstört, eine Person starb. Diskutiert wird im Moment die Rückkehr der rechtzeitig evakuierten Dorfbevölkerung.

Zurück ins Bündnerland: In Brienz kommt es immer wieder mal zu einer Verschärfung der Situation. Zuletzt im Juni: In einem Teil des Plateaus haben sich die Geschwindigkeiten so stark beschleunigt, dass die Expertinnen einen Absturz «in den nächsten Tagen» für möglich hielten. Dies geschah glücklicherweise nicht. Ein Abbruch könnte einen gewaltigen Schuttstrom auslösen. «Im schlimmsten Fall könnten so bis zu 2,2 Millionen Kubikmeter Gesteinsmasse hinunter zum Dorf und weiter Richtung Albula stürzen und schwere Schäden verursachen», heisst es in der Mitteilung.

Vorsorgliche Vorbereitungsarbeiten für eine Phase BLAU

Die beratende Gruppe aus Frühwarndienst, Fachgruppe Geologie/Naturgefahren und externen Experten haben die Situation als kritischer als in der Vorwoche beurteilt. Deshalb hätten das Tiefbauamt Graubünden und die Rhätische Bahn begonnen, auf den Kantonsstrassen und der Eisenbahnlinie unterhalb des Dorfes zusätzliche Ampelanlagen in Betrieb zu nehmen. Sollte aus der Schutthalde ob Brienz/Brinzauls ein Schuttstrom niedergehen, würden die Ampelanlagen sofort die Kantonsstrassen von Tiefencastel nach Surava und auf die Lenzerheide sperren, ebenso wie die Albulalinie der Rhätischen Bahn. Strassen und die Bahnlinie würden wieder freigegeben, wenn die Gefahr vorüber sei.

Für die beiden Kantonsstrassen werde zudem ein Fahrverbot für Fahrräder und ein Fussgängerverbot vorbereitet. Die Gemeinde Albula/Alvra bereitet auch die Sperrung des Wanderweges links der Albula zwischen Tiefencastel und Surava vor. Die Fischerei und das Kanufahren in der Albula sowie der Trainingsbetrieb auf der Motocross-Anlage bei der Kantonsstrasse müssten dann ebenfalls eingestellt werden.

Behörden sprechen von vorsorglicher Massnahme

Der Frühwarndienst beobachte die Lageentwicklung laufend und spreche sich dazu mit dem Gemeindeführungsstab, dem Tiefbauamt und der Rhätischen Bahn ab. Die Vorbereitung einer «Phase BLAU» sei eine rein vorsorgliche Massnahme. Die Experten gingen davon aus, dass sich die Gefährdungslage in den nächsten Stunden so weit entschärfe, dass eine Phase BLAU nicht notwendig sein werde. Diese würde eine grossräumige Sperrung des Gefahrengebiets bedeuten. Sollte sich die Lage aber verschärfen, soll eine Sperrung der Verkehrswege rasch möglich sein. Informationen zur Lageentwicklung würden bei Bedarf in einem neuen Bulletin zum Brienzer Rutsch publiziert.

Spektakulärer Absturz im Juni 2023

Im Juni 2023 war ein grosser Teil des Berges oberhalb der Bündner Gemeine aberutscht und knapp vor dem Dorf Brienz zum stehen gekommen. Die Bewohnenden waren zuvor rechtzeitig evakuiert worden. Doch damit war die Gefahr nicht gebannt. Der Berg rutscht weiter und mit ihm gar das ganze Dorf. (jk)

Blick auf Brienz über den Schuttkegel hinweg.
Bild: Gian Ehrenzeller / AP
Der Brienzer Rutsch nach dem Niedergang im Juni 2023.
Bild: Michael Buholzer / KEYSTONE

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