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Nachruf

«Alle haben ihren persönlichen Fredi-Moment»: Mit diesen Anekdoten würdigt das Parlament Alfred Heer

Der Zürcher SVP-Politiker ist überraschend verstorben. Am Montag verliest Nationalratspräsidentin Maja Riniker einen Nachruf – gespickt mit persönlichen Erinnerungen.
Alfred Heer sass von 2007 bis zu seinem Tod im Nationalrat.
Bild: Alessandro della Valle (18. März 2025)

Um 14.30 Uhr wird es im – sonst so lärmigen Nationalrat – für einmal ganz still. Einige Abgeordnete haben die Hände zum Gebet gefaltet, andere vors Gesicht geschlagen und wiederum andere blicken ganz stoisch nach vorne. Alle jedoch sind sie in Gedanken bei Alfred Heer, der noch bis letzten Donnerstag selbst im Nationalrat gesessen hatte. In der fünften Reihe. Dort, wo jetzt Blumen und Kerzen stehen.

«Er war einer, der das Leben liebte und es mit ganzer Kraft lebte», begann Nationalratspräsidentin Maja Riniker (FDP/AG) die Sitzung. Sie verlas einen Nachruf auf den SVP-Politiker, der seit 2007 in der grossen Kammer gesessen hatte. Heer verstarb in der Nacht auf Freitag im Alter von 63 Jahren im Zürcher Kreis 4 – nur Stunden, nachdem er noch im Bundeshaus gewesen war.

Im Parlament sitzt der Schock tief. «Wir sind alle sehr traurig», sagte Riniker. Sie rief die verschiedenen Stationen des Verstorbenen in Erinnerung: Heer hatte seine Polit-Karriere in den Parlamenten von Stadt und Kanton Zürich begonnen. Seit 2015 sass er im Nationalrat in der Geschäftsprüfungsdelegation, welche die Tätigkeit der Nachrichtendienste überwacht. Er sei einer gewesen, «der den Dingen immer auf den Grund gehen wollte», sagte Riniker.

Sie beschrieb den Verstorbenen als «warmherzigen» und «lebensfrohen» Kollegen. Als «unglaublich authentischen» Menschen, der sich «nie verstellte oder eine Rolle spielte und immer zu seinem Wort gestanden ist». Und als einen, der Klartext sprach, wenn er das Wort ergriff – ohne andere zu verletzen.

Gedenkminute und Violinestück

Riniker lobte, dass in den Voten Heers immer auch «eine gehörige Portion Schalk» mitgeschwungen habe. Als Beispiel nannte sie eine Debatte zur Frauenfussball-Weltmeisterschaft im Winter 2022. Damals habe sich Heer von Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter die Offside-Regel erklären lassen wollen – obwohl er diese als ehemaliger Fussballer bestens kannte.

Auch dass Heer seinen Parteikollegen Mike Egger in die Notaufnahme brachte, als dieser Anfang Monat einen schweren Unfall beim Gewichtheben erlitt, kam zur Sprache. «In kritischen Momenten war er derjenige, der ohne Zögern geholfen hat», sagte Riniker. Sie wage zu behaupten, «dass alle hier im Saal jetzt im Kopf ihren persönlichen ‹Fredi-Moment› vor Augen haben».

Der ganze Saal stand auf, um eine Gedenkminute einzulegen. Vereinzelt wischten sich Abgeordnete eine Träne weg. Und nach einem Violinestück verharrte der Nationalrat gleich nochmals in Stille. Ehe sich Ratspräsidentin Riniker für die Anteilnahme bedankte und meinte: «Und ja, jetzt müssen wir weiterfahren, das hätte Fredi wahrscheinlich auch so gewollt.»

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