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Nachruf

Zum Tod von Bruno Rigassi: Die grosse weisse Gospelstimme ist verstummt

Wie kaum ein anderer Europäer sang und lebte er Gospels und Spirituals. Gelernt hatte er es von den Besten, vom legendären Golden Gate Quartet, bei dem er später auch mitsang. Der Krienser Musiker Bruno Rigassi ist mit 69 Jahren verstorben.
Der Krienser Musiker und Sänger Bruno Rigassi (1954–2023).
Bild: Bild: PD

Wenn er Gospels und Spirituals sang, dann war das nicht nur ein brillanter musikalischer Vortrag. Er wusste, was diese Songs im Grunde waren: Geschichten, die es zu erzählen galt. Das tat Bruno Rigassi wie kein anderer weit und breit. Und so kam zum grossartigen Klang seiner Stimme immer die völlig natürliche Rhythmik hinzu. Die Worte kamen mit dem Anschein völliger Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit über seine Lippen. Es fiel gar nicht auf, dass dahinter harte Arbeit steckte – vor allem ein tiefes Engagement für Musik und eben die Gospels/Spirituals im Besonderen.

Diese hatte Bruno Rigassi schon in ganz jungen Jahren entdeckt. Kein Geringerer als der damalige Leadsänger des Golden Gate Quartet, Caleb Ginyard, nahm den Schweizer unter seine Fittiche und sah ihn durchaus als legitimen Nachfolger. In späteren Jahren trat Bruno Rigassi tatsächlich mit dem Golden Gate Quartet auf. Vor allem aber gründete er mit dem Starry Crown Quartet eine eigene Formation, welche im Stile der grossen Vorbilder sang und sich auch punkto Arrangements mit jenen austauschte. Das Starry Crown Quartet war über viele Jahre in der Region und in der ganzen Schweiz zu sehen und hören; auch im Schweizer Fernsehen.

Frank Sinatra und Edith Piaf

Bei aller Liebe zum Gospel konnte Bruno Rigassi auch anderes singen, eigentlich alles. Legendär ist bis heute seine Rolle als Titelheld in der Rockoper «Jesus Christ Superstar» in Kriens zu einer Zeit, als er dort auch Primarlehrer war. Ob Songs von Mani Matter oder von Frank Sinatra: Rigassi interpretierte sie kongenial. Er spielte in Kirchen und grossen Sälen. Er konnte aber auch einfach ans Klavier sitzen und spontan ein Set aus dem Ärmel schütteln. Und wenn er Edith Piafs «Je ne regrette rien» performte, dann glaubte man ihm jedes Wort. Er hat es wohl bis zu seinem Tod auch so gemeint.

In den letzten Jahren war es, auch gesundheitlich bedingt, etwas ruhiger um ihn geworden. Er hat Freude daran, dass er als Original in die Güüggali-Zunft Luzern aufgenommen worden war. Jetzt ist der begnadete Sänger und Musiker verstummt. Aber wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, von dem er in den Spirituals so oft gesungen hat, dann wird dort Musik sein.

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