Zaho de Sagazan schreibt Chansons fürs Berghain

Die Stimme ist tief, die Songs aber sorgen für Hochgefühle. Zaho de Sagazan ist eine Überfliegerin. In Cannes brachte sie Barbie Regisseurin Greta Gerwig zum Weinen und an der Schlussfeier der Olympischen Spiele in Paris zuletzt noch einmal alle zum Schwitzen.

Oder wie sie träumerisch singt: «Il fait toujours beau au-dessus des nuages / Mais moi, si j’étais un oiseau, j’irais danser sous l’orage». (Über den Wolken ist das Wetter immer gut. Wäre ich aber ein Vogel, tanzte ich im Gewitter.) Zaho de Sagazan erobert den Pophimmel. Und das mit Chansons! Gut 60 Jahre nach dem ihr Idol Jacques Brel den Ton angab, ist sie die neue Stimme aus Frankreich.

Ihr Debüt-Album erschien 2023 bei ihrem eigenen Label, das sie mit Freunden führt. Vorschreiben lässt sich die Tochter einer Lehrerin und eines Künstlers nicht viel. Die Texte zu ihren Hits schreibt sie in der Regel selbst.

Statt nach der Tournee eine schnelle EP zu veröffentlichen, ergänzt sie «La Symphonie des éclairs» nun um sieben neue Songs. Gefehlt habe bislang ihr Lieblingsstück, das düster-melancholische «Le dernier des voyages». Und eine Spur Kraftwerk.

Wenn sie voll dreckiger Sehnsucht von der Liebe singt, von der Liebe, die den Sensiblen von den Verdammten verkauft wird («L’amour vendu aux plus sensibles / Par des putains de vicieux»), dann klingt Zaho de Sagazan wie eine alte Seele. Doch die 24-jährige führt ihre Hörer an der Nase herum. Sensibel sei sie zwar und empfänglich für die grossen Gefühle. Verliebt aber sei sie nie gewesen. Egal, wenn die Musik so klingt.

Lässig treibt sie ihre Lieder mit Electro-Sounds und Techno-Beats an. Denn ihre Schnulzen sind zum Tanzen da, was sie bei Live-Auftritten so charmant zügellos tut. Die neue Verlängerung des Albums klingt denn auch noch mehr nach Club, rauchig und rough. Der Song «Hab Sex» ist Chanson fürs Berghain.

Zaho de Sagazan: La Symphonie des éclairs . Vigin Records. Live: 13.3. X-Tra, Zürich.