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Popkultur-Glosse

Warum Kim Kardashian ein Vorbild ist – zumindest in einer Hinsicht

Fake, faker, Kim Kardashian. Der Reality TV-Star hat praktisch nichts mit der Realität zu tun. Jetzt hat sie erzählt, dass sie sogar ihren Kindern etwas vorspielt. Nämlich, was sie über deren Vater Kanye West denkt.

2022 ist einiges passiert. Unter anderem war es auch das Jahr, in dem Kanye West vollkommen den Verstand verloren hat . Und damit meine ich nicht seine mentale Gesundheit, sondern seinen gewaltigen Dachschaden. Es war aber auch das Jahr, in dem ich mir erschreckend oft nicht sicher war, was ich von Kim Kardashian halte. Und genau in der letzten Woche des alten Jahres hat sie das perfekte Beispiel für meinen Zwiespalt geliefert.

In einem Interview hat sie erstmals erzählt, wie sie ihre Kinder vor den Skandalen von Kanye West beschützt und nicht schlecht über ihn spricht. Obwohl Co-Parenting mit ihm «verdammt schwer» sei (im Video unten ab 9.30) . Und das glaube ich ihr aufs Wort. Ich würde sogar behaupten, sie hat einen der schwierigsten Fälle, den man sich vorstellen kann: Der Vater ihrer Kinder ist ein narzisstischer, mental kranker Nazi.

Natürlich gibt es Menschen, die finden, sie habe es einfacher als andere Frauen in dieser Situation. Denn sie hat Geld. Und das stimmt. Aber das hat ihr zur Abwechslung einen Dreck genutzt. Kanye hat sie trotzdem nicht in Ruhe gelassen und alle privaten Gedanken, Angelegenheiten und SMS-Nachrichten fröhlich mit seinem Millionenpublikum geteilt. Trotzdem blieb sie anständig und das verdient Respekt.

Dann hat sie im Interview auch gesagt: «Wenn es jemanden gibt, der das bewältigen kann, dann bin ich es. Wenn andere aus meiner Familie den Scheiss durchmachen müssten, den ich erlebt habe, würde es sie fertigmachen.» Ah ja, da ist sie wieder: die Selbstbeweihräucherung.

Etwas sehr Ähnliches hat sie vor ein paar Jahren im Interview mit David Letterman gesagt. Damals ging es um den Überfall in Paris, als 2016 zwei Männer bei ihr einbrachen, sie fesselten und ausraubten. Über diesen Albtraum sagte sie ebenfalls: «Ich bin froh, dass mir das passiert ist. Meine Schwestern hätten damit nicht umgehen können.»

Was für eine absurde Aussage. Auf den ersten Blick. Aber bei den Kardashians geht es immer ums Verkaufen. Je besser man das macht, desto höher steht man in der Familien-Hierarchie. Und Kim ist nach wie vor die Königin.

Trotzdem hat sie das eine echte Drama, das alle über Monate mitverfolgt haben, nie verkauft. Die Trennung von Kanye West blieb so privat, wie sonst kaum etwas in ihrem Leben. Und das brachte ihr sogar von ihren Kritikern Lob ein. Je mehr Mist Kanye raus plärrte, desto mehr schossen ihre Sympathien in den Himmel. Weil sie kein böses Wort über ihn verlor.

Promitrennungen sind oft eine Schlammschlacht. Und wenn nicht, werden sie von den Medien dazu gemacht. Aber oft giessen die getrennten Promis selbst Öl ins Feuer. Im ersten Interview nach ihrer Trennung von Tom Cruise, meinte Nicole Kidman: «Hey, immerhin kann ich jetzt High Heels tragen.» Autsch. Und Guy Richie lästerte nach der Trennung von Madonna öffentlich, dass sich Sex mit ihr angefühlt habe, «als würde man mit einem Knorpel kuscheln». Wow.

Klar, wir alle denken nach einer Trennung wohl eher weniger nett über den Ex. Und manchmal sagen wir das auch. Zu engen Freunden. Aber in die Welt hinauszuschreien, was für ein A-Loch er oder sie ist – egal ob es stimmt oder nicht – geht gar nicht. Erst recht nicht gegenüber den gemeinsamen Kindern. Das ist etwas, das meine Mama mir vorgelebt hat und ich habe es nie vergessen.

Kim Kardashian und ihre Kinder North, Chicago, Saint und Psalm.
Bild: Bild: Instagram

Viele glauben, Kims Kinder wissen längst, was abgeht. Gut möglich. Oder sie finden es bald heraus. Aber der Punkt ist: Es ist ein Unterschied, ob sie sich selbst eine Meinung bilden oder ob Kim ihnen ihre Meinung aufzwingt. Und darum finde ich – und wer hätte gedacht, dass ich das mal sage – Kim Kardashian ist tatsächlich ein Vorbild. Zumindest in diesem Fall.

Das heisst nicht, dass sie jetzt plötzlich perfekt ist. Sie lässt immer noch regelmässig Mist raus à la «Heb deinen Hintern und arbeite für deinen Erfolg.» Obwohl sie nie ganz unten anfangen musste und reich geboren wurde. Und im selben Interview sagte sie diese Woche auch, dass sie für ihre Angestellten einen Dresscode hat, damit sie zu ihrer Einrichtung passen. Aber immerhin hat sie gezeigt, dass ihre Kinder an erster Stelle stehen – auch wenn sie uns das unter die Nase reiben muss.

Das Schöne ist: Dass man sich zum Wohl der Kinder Mühe gibt und anständig mit dem Ex-Partner umgeht, wird mehr und mehr zur Norm. Als Kind sah ich praktisch nur, wie Mamas und Papas für immer glücklich waren, wieder zusammen kamen oder dass einer der beiden der Böse war. «Mrs. Doubtfire» war einer der ersten Filme, der anders war. Und ich weiss bis heute noch, wie Robin Williams am Ende sagte: «Manche Eltern kommen besser zusammen aus, wenn sie nicht zusammen leben. Aber nur weil sie einander nicht mehr lieben, heisst das nicht, dass sie dich nicht mehr lieben. Und ihr bleibt immer eine Familie.»

Kim ist längst nicht der einzige Promi, der dieses Prinzip lebt – oder es zumindest versucht. Lisa Bonet und Jason Momoa haben sich vor knapp einem Jahr getrennt und bis heute kein böses Wort übereinander gesagt. Gwyneth Paltrow meinte zwar, es sei nicht immer einfach gewesen, aber heute gehen sie und Chris Martin mit ihren neuen Partnern auf Doppeldates.

Und Demi Moore und Bruce Willis freuen sich 20 Jahre nach ihrer Scheidung zusammen darüber, dass sie zum ersten Mal Grosseltern werden. Auch 2023 wird es Trennungen geben – bei Promis und Normalos. Aber dieser «Trend» ist doch mal ein optimistischer Ausblick in die Zukunft.

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