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Popkultur-Glosse

Verdammte Clickbaits! Ich mag Promi-Artikel, aber sie treiben mich in den Wahnsinn

In den letzten Tagen gings wieder mal ab, in der fabelhaften Promiwelt, wo eh immer viel fake und wenig Fleisch am Knochen ist. Ich rede übrigens nicht von den Stars und Sternchen, sondern von den «News»-Meldungen über sie.

Ich lese gerne News über Stars. Oder Gerüchte. Das tat ich schon mit neun Jahren, als ich meine erste «Bravo» in die Hände bekam. Mittlerweile schreibe ich sogar selbst. News, nicht Gerüchte. Okay, gut, ein bisschen von beidem. Aber sogar mir wird der ganze Lärm um nichts manchmal zu viel.

Zugegeben, ein bisschen Clickbait braucht es, um im ganzen Mediendschungel aufzufallen. Ich habs auch schon getan und zum Beispiel über die « füdliblutte Jennifer Lawrence » geschrieben, obwohl sie im Artikel nirgends füdliblutt zu sehen war. Trotzdem ging es im Text tatsächlich um ihren nackten Körper.

Aber diese Woche bin ich über so viele Clickbaits gestolpert, dass ich einfach mal Dampf ablassen muss. Zum Beispiel über einen Artikel zu Russel Brand, der – und das muss man leider so sagen – der neuste Promi-Mann ist, der sich angeblich an Frauen vergangen haben soll. Und was titelt die «Daily Mail»? Nach dem obligatorischen «Russel Brand ist ein Sex-Grüsel»-Artikel kommt der Nachzug mit seiner Ex-Frau: « Katy Perry bricht ihr Schweigen! »

Katy Perry tut zwar nichts, macht aber trotzdem Schlagzeilen.
Bild: Bild: Keystone

Tat sie aber nicht. Und das steht dann sogar dreimal ganz deutlich im Artikel. «Perry schweigt zu den Vorwürfen und teilt zum ersten Mal seit Bekanntwerden einen Instagram-Post.» Darin gings auch nicht um Brand: «Perry vermeidet jede Erwähnung ihres Ex-Mannes und teilt Fotos ihrer neuen Cowboystiefel-Kollektion.» Und um noch eins draufzusetzen: «Zum Post schreibt sie: ‹Scootin n bootin›, während sie zu der Angelegenheit würdevoll schweigt.» Ich war ganz ehrlich sprachlos. Abgesehen von ein paar unanständigen Worten, die ich hier lieber nicht äussere.

Dasselbe bei Hugh Jackmans Scheidung. « Die traurige Wahrheit ist enthüllt », verkündet die «Daily Mail» im Titel. Und drinnen? Da wird genau gar nichts enthüllt. Irgendein «Freund» schwafelt davon, dass viele Paare merken, dass sie sich nicht mehr viel zu sagen haben, sobald die Kinder aus dem Haus sind. Das mag zwar manchmal so sein, hat aber in diesem Fall so viel mit der Wahrheit zu tun wie das Monster von Loch Ness. Aber falls dessen Existenz demnächst bewiesen wird, möchte ich rasch sagen: Sorry, Nessie.

Zurück zum Thema: Auf Instagram gab es den Brüller der Woche von « BuzzFeed Celeb », wo wirklich jeder Mist als «Promi-News» herausgefurzt wird: «Sophie Turner und Taylor Swift haben nach Sophies Scheidung von Joe Jonas gerade das Ikonischste getan, das man tun kann.» Ja, der Titel klingt auf Englisch etwas besser, ist aber trotzdem eine Ausgeburt der Journalismus-Hölle.

Also, was haben sie nun Unglaubliches getan? Sie haben sich zum Abendessen getroffen und dabei Händchen gehalten. Das. Ist. Alles. Aber weil Taylor und Joe vor gefühlt 47 Jahren ein Paar waren – und er am Telefon Schluss gemacht hat – wird die «vereinte Front» seiner baldigen Ex-Frau und seiner Ex-Freundin jetzt zum «Girlpower»-Moment gehyped.

Seit Sophie Turner und Joe Jonas ihre Scheidung vor zwei Wochen bekannt gaben, wird jedes Detail zur «News» aufgeblasen.
Bild: Bild: Instagram BuzzFeed Celeb

Nichts gegen Frauen, die zusammenhalten, aber in diesem Artikel muss man zuerst mal 300 Kilometer durch sämtliche bisher veröffentlichten Gerüchte dieser Trennung scrollen, bis man überhaupt zu dieser enttäuschenden Offenbarung kommt!

Da rutscht sogar mir irgendwann der Satz raus, den Tausende Besserwisser regelmässig in Kommentare pinkeln müssen: Wen interessiert's?! Welch trauriger Tag, an dem ich, der fleischgewordene Popkultur-Schwamm, mir ernsthaft überlege, sämtlichen Promiportalen zu entfolgen. Ich könnte es tun. Es wäre vermutlich sogar gesund. Aber dann könnte ich ja auch etwas verpassen.

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