Mit schweizerdeutsch Breezeli, Brääzeli sind ganz verschiedene Naschereien gemeint: Die eine ist eine dünne Scheibe aus süssem Teig, die andere hat wirklich die Form einer bayrischen Breezn und ist wie diese mit Salzkörnern bestreut. Was die grosse süddeutsch-österreichische Breze(l) betrifft, so wird diese aus Laugenteig geformt und ist besonders beliebt am Biertisch.
Das Schweizerdeutsche Wörterbuch (Band V von 1904) hat festgehalten, dass dieses Gebäck (abgesehen von Basel) erst in neuerer Zeit «mit den bayrischen Bierhallen aufgekommen» sei.
Zur Herkunft: Althochdeutsch brezzila ist entlehnt aus oberitalienischen Formen wie brazadelo, brassadèl, die letztlich aus lateinisch bracchium (Arm) abgeleitet sind. Wer an die verschlungene Form denkt, kann das leicht nachvollziehen; es sieht aus wie verschränkte Arme. Ein altes Modell des VW-Käfers trägt den Übernamen Bretzel, weil die ovale, geteilte Heckscheibe an eine solche erinnert.
Am flachen, sozusagen altschweizerischen Breezeli ist äusserlich nichts verschlungen, um so verwickelter aber ist seine Herkunft: Es hat einen Zwillingsbruder, ebenfalls auf bracchium zurückgehend, nämlich westschweizerisch bricelet. Auch die Romands haben bekanntlich ihren eigenen, vom Standardfranzösischen abweichenden Wortschatz.
Dieses bricelet/Breezeli hat sich in der Schweiz zu einer Art Waffel entwickelt. Waffel, das verstehen auch Nichtschweizer; als allgemein deutsches Wort gilt es allerdings erst, seit es aus niederdeutsch/niederländisch wāfla, wāfel entlehnt wurde. Waffeln haben eine wabenartige Oberflächenstruktur, und tatsächlich ist das Wort mit Wabe verwandt.
Bleibt noch anzumerken, dass auch das französische Synonym gaufre zunächst als walfre, waufre aus dem Niederdeutschen entlehnt worden ist. Voilà!
Niklaus Bigler war Redaktor beim Schweizerdeutschen Wörterbuch ( idiotikon.ch ).
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