Fritz Thut
Der Kulturverein Alte Schmitte Seengen hat mit seiner jüngsten Aktivität wieder einen Clou gelandet. Verteilt an 15 Orten im erweiterten Ortszentrum, wurden Informationsstelen («Vandalen- und wetterfest», wie Präsident Jörg Leimgruber bei der Begrüssung festhielt) aufgestellt, die über alte, teilweise schon lange abgerissene Liegenschaften Aufschluss geben.
Dass die Seenger an den alten Häusern und ihrer Geschichte und ihren Geschichten interessiert sind, zeigte die Riesenschar von über 100 Personen, die dem Vernissage-Rundgang beiwohnte. Die schiere Masse sorgte bei ihrem organisierten Sonntagsspaziergang, der zu einer veritablen Nostalgiereise wurde, an einigen Stellen für Verkehrsbehinderungen. Doch die meisten Autofahrer zeigten sich angesichts der Historienfreunde sehr tolerant.
Anekdoten über Bewohner
Die alle mit dem Jahresmotto «Tempi passati» versehenen Informationstafeln, die zur besseren Orientierung jeweils einen Plan mit allen Standorten aufweisen, bleiben bis im August stehen. Die Idee ist, dass man die Vergleiche «früher - jetzt» individuell und vor Ort anstellen kann. «So, wie man jeweils am Jugendfest einen Rundgang entlang den Bögen macht, kann man nun den Infostelen entlangspazieren», so die Initianten.
Der Reiz der Vernissage lag darin, dass Lokalhistoriker Max Hächler an den einzelnen Posten zusätzliche Informationen zu den doch sehr kompakten Texten auf den Tafeln bereithielt. Alle Häuser, vor allem jene, die bereits der Spitzhacke zum Opfer fielen, könnten viele Geschichten erzählen.
Bei Hächler hat sich ein derart grosses Wissen über die Liegenschaften und ihre früheren Bewohner angesammelt, dass er bei jeder Station einige amüsante Anekdoten zum Besten geben konnte. Zudem ergänzten oft Besucher das Gehörte mit Geschichten aus der eigenen Familie.
Verschwundene Berufe
Mit gewissen Häusern, die oft Strassenverbreiterungen weichen mussten, sind in Seengen auch alte Handwerke und Gewerbezweige verschwunden. Strohflechten, Buchbinderei, Uhr- und Schuhmacherei sind da einige Beispiele. «Jö, isch dä mol chli gsi», meinte ein Rundgangteilnehmer angesichts des Fotos des allerersten «Schuh Bolliger».
Nahezu eine eigene Kategorie bilden die Gastwirtschaften. Vor dem «Hallwyl» erfährt man, dass hier einmal im Restaurant Engel gewirtet wurde, ehe dem Lokal noch ein Kino angegliedert wurde. Erinnerungen wurden wach. Tempi passati eben.
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.