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Popkultur-Glosse

«Short hair, don’t care?»: Miss Frankreich und der haarige Sexismus

Die kurzen Haare von Miss Frankreich geben zu reden, und das im Jahr 2023. Als ob es nicht genügend zauberhafte Promi-Frauen mit kurzen Haaren gibt. Und doch ist es immer noch eine Schlagzeile, wenn eine von ihnen zur Schere greift.
Eve Gilles ist die neue Miss Frankreich und die erste mit kurzen Haaren.
Bild: Bild: Keystone

Miss Frankreich macht Schlagzeilen, weil sie als erste Siegerin kurze Haare hat und manche Menschen regen sich tatsächlich darüber auf. Es sei zu «woke» und ginge nicht mehr um Schönheit, sondern nur um «Inklusivität». Hier ist mein leicht Popkultur-besessenes Hirn explodiert.

Audrey Hepburn hatte kurze Haare, Lady Diana hatte kurze Haare, und Halle Berry hat mit kurzen Haaren sogar James Bond den Kopf verdreht. Und sie alle gelten nach wie vor als zeitlose Schönheiten.

Mia Farrows Pixie-Cut aus «Rosemaries Baby» ist heute noch kultverdächtig. Dabei hielt sich lange das Gerücht, dass ihr damaliger Ehemann, Frank Sinatra, sich wegen ihrer Frisur von ihr scheiden liess. Dabei trug sie die Haare schon lange vor der Hochzeit kurz und Sinatra gefiel es.

Natürlich gilt das nicht für alle. Als Supermodel Linda Evangelista sich in den 90er-Jahren die Haare abschnitt, war sie eigentlich für 20 Modeschauen in Mailand gebucht – 15 Designer feuerten sie. Trotzdem hat genau diese Frisur ihr den nötigen Karrierekick für den Model-Olymp gegeben. Weil sie damals aus der Masse herausstach. Ein bisschen wie die Miss Schweiz 2013, Dominique Rinderknecht. Sie wurde nicht nur, aber auch wegen ihrer kurzen Haare zur schönsten Schweizerin erkoren, weil sie aus einem Meer von (ebenfalls hübschen) Langhaarigen auffiel.

Miss Schweiz 2013: Dominique Rinderknecht.
Bild: Bild: Thomas Buchwalder

Apropos: Noch heute ist es jedes Mal eine Schlagzeile, wenn eine berühmte Frau sich die Haare kurz schneidet. Was ist wohl der Grund? Denn offenbar braucht es den. Trennung? Midlife-Crisis? Oder eine Rolle? Gerade das stellt manchmal sogar einen ganzen Film in den Schatten. So wie bei Natalie Portman in «V wie Vendetta» oder Demi Moore in «GI Jane». Dabei sind es doch nur Haare. Aber so einfach ist es nicht.

Auch mit Millimeterschnitt kein bisschen unweiblich: Natalie Portman.
Bild: Bild: Keystone

Lange Haare gelten immer noch als weiblich, und wer sie abschneidet, hashtaggt auf Instagram gerne «Short hair, don’t care». Also «kurze Haare, mir egal». Dabei sind nicht unbedingt die kurzen Haare gemeint, sondern auch negative Reaktionen von anderen, die einem egal sind.

So gesehen sind wir nicht viel weiter als vor 100 Jahren. Damals haben sich Frauen reihenweise die Haare kurz geschnitten. Als Zeichen der Rebellion, der Freiheit und der Moderne. Schade, dass das offenbar immer noch nicht bei allen angekommen ist.

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