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Nachruf

«Je t’aime – moi non plus»: Jane Birkin ist gestorben – die Liebe Frankreichs bleibt ihr auf ewig

Mit dem Skandallied «Je t’aime – moi non plus» mit Serge Gainsbourg wurde sie zum Star – dabei war Jane Birkin eigentlich als Schauspielerin talentierter. Nun ist die 76-Jährige verstorben.
Jane Birkin (1985) verzauberte Frankreich. 
Bild: Bild: Sandro Campardo/Keystone

Das Lied war 1969 ein veritabler Skandal. Jane Birkin hauchte dort zu einer sanften Hammond-Orgel ein zärtliches «Je t’aime», das sich im Verlauf des Liedes zu einem Luststöhnen bis zum Höhepunkt entwickelte. «Maintenant, viens!» Dazu sang Gainsbourg provokant und explizit «Comme la vague irrésolue je vais, je vais et je viens entre tes reins» («Wie die ziellose Welle gehe ich, ich gehe und komme zwischen deinen Lenden»). Der doppeldeutige Zusatz «moi non plus» («ich auch nicht») war inspiriert vom berühmt gewordenen Ausspruch des Künstlers Salvador Dalí: «Picasso ist Kommunist, und ich auch nicht».

Konservative Kreise versuchten eine Verbreitung des Lieds zu verhindern, was teilweise auch gelang. Verschiedene Radiostationen in mehreren Ländern boykottierten das Chanson. Der Protest des Vatikans führte sogar zu einer temporären Verhaftung der Verantwortlichen bei der Plattenfirma.

Aber gerade diese Widerstände, dieser Aufschrei der Konservativen machten den Song so populär und zum Kassenschlager. Allein in Frankreich wurde der Titel 750’000 Mal verkauft, weltweit über zwei Millionen Mal. Das Lied wurde zu einem Kultsong – und Jane Birkin wurde zum Star, Sexsymbol und zur Ikone der 60er-Jahre.

Eigentlich war sie ja Schauspielerin

Das Lied entstand in einer Zeit des Aufbruchs, der Rebellion und des Generationenkonflikts. Die Hippies propagierten die freie Liebe, Softpornos rüttelten an verstaubten Wertvorstellungen, Aufklärungsfilme waren en vogue. Da kam «Je t’aime – moi non plus» gerade zur rechten Zeit und wurde zum Soundtrack der aufgeschlossenen Jugend.

Serge Gainsbourg und Jane Birkin im Jahr 1969.
Bild: Bild: Keystone-France/Gamma-Keystone

Das Schmuddel-Chanson und ihre Beziehung zum Enfant terrible der französischen Musikszene markierte den Beginn von Jane Birkins Karriere als Sängerin. Eigentlich war sie ja Schauspielerin. «La danseuse», ein weiteres erotisches Lied, und «Melody Nelson» waren weitere gemeinsame Lieder. «Je t'aime – moi non plus» war aber das einzige Lied des Duos mit internationalem Erfolg. Zwei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter, die Schauspielerin und Sängerin Charlotte Gainsbourg, auf die Welt. Nach über zehn Jahren wurde die Ehe geschieden.

Danach fand Jane Birkin wieder zur Schauspielerei zurück und wirkte in über 50 Filmen mit. Am berühmtesten ist Michelangelo Antonionis «Blow up» von 1966, wo sie ein Fotomodell spielte – nur bekleidet mit Kniestrümpfen. In dem prickelnden und erotischen Thriller «Der Swimmingpool» ist sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon zu sehen. Mit Rollen in den Filmen ihres neuen Lebenspartners, des Regisseurs Jacques Doillon, wurde sie zur gefragten Charakterdarstellerin. Dazu wirkte sie als Drehbuchautorin und Regisseurin in vielen Filmen wie «La Piscine», «Don Juan 73» oder «La Fille prodigue».

Lieblingsengländerin der Franzosen

Gainsbourg widmete Birkin 1990 sein letztes Album, «Amours des feintes». Nach seinem Tod im Jahr 1991 beendete sie zunächst ihre musikalische Karriere, veröffentlichte 1998 aber wieder eigene Musikaufnahmen und brachte einige Alben heraus. 2019 trat sie zuletzt in der Schweiz, am Paléo Festival in Nyon, auf.

Jane Birkin war die Lieblingsengländerin der Franzosen, die sie einfach «La Birkin» nannten. Sie wurde am 14. Dezember 1946 in London als Tochter der Schauspielerin Judy Campbell geboren. England hatte sie nach ihrer Scheidung von dem Filmkomponisten John Barry im Jahr 1968 verlassen, den sie 1965 mit gerade 19 Jahren geheiratet hatte. Birkin lebte den Grossteil ihres Lebens in Frankreich und nahm die französische Staatsbürgerschaft an. Jetzt ist die britisch-französische Künstlerin im Alter von 76 Jahren gestorben, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung von Paris bestätigte.

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