Als Herr Schön im poetisch-politischen Kabarett-Duo schön&gut ist Ralf Schlatter mit seiner Bühnenpartnerin Anna-Katharina Rickert bereits preisverwöhnt. Derzeit sind die beiden mit dem Stück «Unter freiem Himmel» auf Schweizer Tournee. Darin ist Schlatter wahlweise ehemaliger Metzger, Gemeindepräsident und sogar eine wortspielerische Blaumeise.
Zwischendurch schreibt der Wortkünstler auch Romane, in denen er sein lustpralles Fabulieren mit philosophischem Hintersinn auf einem hohen Vergnügungslevel auslebt. Mit seinem neuen Buch setzt er seinen Erzähler in ein Pariser Café – und dichtet einem scheuen, grossgewachsenen Tischnachbarn gleich sieben verschiedene Leben an. Er nennt ihn Paul Ungewitter. Mal gibt’s eine charmante Liebesgeschichte, mal einen tödlichen Sturz in die Seine, dann prügelt sich dieser Paul mit einem amerikanischen Touristen wegen politischer Differenzen.
In diesem Café werden auch Bücher serviert, und dass die Katze des Hauses Simone de Beauvoir heisst und schnurrend auf den Knien des Herrn Ungewitters Platz nimmt, befördert natürlich das Erfinden von Lebensgeschichten. Und diese führen den arglos-naiven Mann in groteske Abgründe, tragische Liebesgeschichten – aber auch ins unverhoffte Glück. Über allem steht der philosophische Sinn des Lebens, der da heisst: Zufall, ich nehm Dich an!
Ralf Schlatter: Die 7 ½ Leben des Paul Ungewitter. Roman. Limbus, 122 S.


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