Jeremy gibt ein leeres Blatt ab und schlägt die Tür des Schulzimmers hinter sich zu. Kein Bock auf Prüfung heute. «Er ist so schräg, Mann», spottet ein Mitschüler, der nicht weiss, dass sich in fünf Minuten seine Welt und die des Gymnasiums für immer verändern wird.
Die Prüfung ist vergeigt, das Abitur gefährdet, die Demütigungen durch die Mitschüler, unerträglich - Jeremy läuft Amok. Den Anschlag an der Schule streamt er live im Internet. Lehrer, Schüler, er schiesst wahllos . Hat er eine Todesliste, die er systematisch abarbeitet? Erhält er Hilfe, wird er instrumentalisiert? Der Junge galt als «unauffällig», wenn auch «anders», und das hat seine Gründe. Für die SEK ist er bloss ein Massenmörder.
Amoklauf mit Live-Action
«Sie sind unter uns», heisst der Polizeiruf aus Magdeburg, und mit «sie» sind nicht die Mörder gemeint - ,sondern Reptiloiden. Jeremy ist das Opfer einer perfiden Verschwörungstheorie.
Filmisch entwickelt sich sein Untergang für den Zuseher grausam nah an den Gefühlslagen des Jungen, untypisch für einen Amoklauf-Thriller. Es ist eine erschütternd stille, ergreifend innerliche Psychostudio eines gesellschaftlichen Versagens. Die hilflose Ermittlerin Brasch (Claudia Michelsen) spielt dabei nur eine Nebenrolle.
Die Hölle, das ist die Einsamkeit
Das Zentrum ist sie, Maja Beckmann als Jeremys überforderte, alleinerziehende schwerkrankte Mutter. Wer das Potential dieser Schauspielerin, die noch bis vor kurzem im Ensemble des Schauspielhaus Zürich engagiert war, nicht kennt, wird sich wundern. Ihre Härte und Ohnmacht sind beklemmend. Lange Einstellungen, suggestive Bilder, Grossaufnahmen und Handkamera – dieser «Polizeiruf» ist ein filmisches Kabinettstück.
Wir geben 5 von 5 Sterne
So., 21. 09. 25 | 20:15 Uhr, Das Erste
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