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Popkultur-Glosse

Oh du Schreckliche: Weihnachtsfilme sind schlimmer als Weihnachten mit geschiedenen Eltern

Vorab: Ist der Titel etwas übertrieben? Vielleicht. Hat mich mein Scheidungskind-Status gegen kitschige Weihnachtsfilme abgehärtet? Möglicherweise. Aber es ist nicht ganz einfach, sich für sie zu erwärmen, wenn sie immer dümmer werden. Vor allem die auf Netflix.

Wer Weihnachten nicht ganz so super findet, bezeichnet sich gerne augenzwinkernd-selbstironisch als Grinch. Aber der hatte nichts gegen Weihnachten, sondern gegen die selten dämlichen Bewohner von Whooville. Ich habe auch nichts gegen Weihnachten, aber gegen dämliche Weihnachtsfilme. Natürlich kann man das auch anders sehen, ich bin nur sehr leidenschaftlich dieser Meinung.

Ich fand den «kleinen Lord» schon als Kind eine grausame Nervensäge und verstehe bis heute nicht, warum jedes Jahr um diese Zeit auf gefühlt 57 Sendern «Aschenbrödel» und ihre blöden Nüsse laufen.

Für die einen ein Klassiker unter den Weihnachtsfilmen, für andere der immer gleiche Mist: «Der kleine Lord».
Bild: Imago

Aber irgendwie sind Weihnachtsfilme noch schlimmer geworden. Vor allem die auf Netflix, wo jedes Jahr ein neues Kitsch-Fest zusammen getackert wird.

Leider, leider, leider hat Lindsay Lohan beschlossen, genau mit so einem ihr Comeback zu wagen. «Falling For Christmas» sieht schon aus wie der typische RTL 2/Rosamunde Pilcher-Film und die Story könnte nicht abgedroschener sein: Reiche, verwöhnte Frau verliert ihr Gedächtnis, verliebt sich in armen, ehrlichen Mann mit verstorbener Frau und fröhlichem Kind und am Ende lernt sie, worauf es im Leben wirklich ankommt. Dazwischen gibt’s das obligatorische Weihnachtswunder und einen Gastauftritt von Santa Clause.

Lindsay Lohan war mal keine schlechte Schauspielerin. Sie hat es als 11-Jährige in «Ein Zwilling kommt selten allein» sogar geschafft, dass nicht nur Tausende Zuschauer, sondern sogar ihr Film-Papi Dennis Quaid dachte, es gäbe zwei von ihr!

Aber hier muss sie uns Zeilen vorkauen, wie: «Ich will nicht ins Hotel-Business einsteigen, aber wenn die Leute mich anschauen, sehen sie nur die verwöhnte Tochter von Hotel-Inhaber so und so.» Ich hab vergessen, wie ihr Vater im Film heisst. Der Punkt ist: Niemand redet so, ausser in grauenhaften Filmen, in denen sich Geschwister mit «Bruder» oder «Schwester» ansprechen, damit wir wirklich checken, dass sie Geschwister sind.

Apropos Comeback dank Kitsch-Fest: Der 90er-Jahre-Schnüggel Freddie Prinze jr. grinst sich durch das neuste Netflix-Werk «Christmas With You». Und auch hier verliebt sich eine reiche Frau – in diesem Fall eine Sängerin – in einen Normalo, der einmal mehr auch ein alleinerziehender Vater ist. Bemerkung am Rand: Was hat Netflix eigentlich gegen Mütter. Sie bringen sie in ihren Weihnachtsfilmen fast so gerne unter die Erde, wie Disney.

Aber hey, ich gönne Lindsay und Freddie ihr Comeback, auch wenn ich die Filme eine Geschmacksverstauchung finde. Es gibt sicher Menschen, die das mögen – vielleicht. Und mit etwas Glück können sie diesen Mist nächstes Jahr sogar wiederholen.

«High School Musical»-Star Vanessa Hudgens hat’s vorgemacht. Ihre weihnachtliche Netflix Verwechslungskomödie «Princess Switch» wurde sogar ein Dreiteiler - mit der immer gleichen behämmerten Story: Prinzessin trifft auf normale Frau, die genau gleich aussieht und weil sie keinen Bock mehr auf den Pomp hat, tauschen sie die Plätze. Übrigens verliebt sich die Prinzessin auch hier in einen Normalo mit Kind.

An dieser Stelle möchte ich kurz klarstellen, dass ich kein Herz aus Stein habe. Bei «Kevin – Allein zu Haus» fange ich schon an zu heulen, wenn ich nur die Musik höre. Es gibt also Weihnachtsfilme, bei denen ich nicht panisch nach der Fernbedienung suche oder die Darsteller anschreie.

«Stirb Langsam» zum Beispiel. Und ja, man kann darüber streiten, ob das ein Weihnachtsfilm ist. Aber ich finde: Weihnachten kommt darin vor, also ist es für mich ein Weihnachtsfilm. Und die Mutter überlebt darin sogar. Halleluja! In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.

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