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Kolumne

Nimmt uns das Streaming die Freude an Feiertagsfilmen? Nicht im KKL

Wo bleibt das Erlebnis, wenn auch die grossartigsten Filmperlen jederzeit verfügbar sind? Ist es vielleicht in der Livemusik? Die Ticketverkäufe bestätigen diese These.

Sie sind Überbleibsel vergangener Zeiten. Die TV-Programmheftchen, die bei meiner Grossmutter auf dem hölzernen Salontisch auflagen, waren gerade kurz vor Weihnachten besonders verheissungsvoll. Die Namen der grossen Klassiker und neusten Blockbuster, die man im Kino verpasst hatte, waren in fetter Schrift abgedruckt. Die Feiertage versprachen Abende voller Filmhighlights – wenn unsere Eltern dies zuliessen.

Das ist in der Ära der Streamingdienste kein Thema mehr. Eine kurze Websuche verrät, welcher Dienst den gewünschten Streifen anbietet, eine Nachfrage im Familien- oder Freundesgruppenchat bringt bestimmt den passenden Account, bei dem man sich zum Sofa-Filmgenuss einloggen darf. Der Zugriff auf die gesammelte internationale Filmkunst ist beinah unbeschränkt, Weihnachten ist jeden Tag. Hat der Topos des Feiertagsfilms damit seine Kontur, seinen Glanz verloren?

Wenn der Bildschirm zuhause nicht mehr reicht, wird er für das spezielle Feiertagserlebnis gegen die grosse Leinwand und Livemusik getauscht.
Bild: Alamy

Wenn, dann nur im eigenen Wohnzimmer. Denn das Bedürfnis, rund um die Feiertage mit den Liebsten etwas Spezielles zu erleben, gibt es natürlich weiterhin. Wenn das der Bildschirm nicht mehr liefert, zügelt man, zumindest in Luzern, kurzerhand ins KKL. Die beiden Filmmusikorchester laufen trotz Konzertmarathon in der Vorweihnachtszeit noch einmal zu Hochtouren auf – dieses Jahr gab es zwar statt acht nur sieben Vorstellungen von «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel». Einzeltickets statt Flatrate, limitierte Plätze und rund zwei Stunden handyfreie Zeit: Hier ist noch möglich, was im Internet undenkbar ist – Exklusivität.

Hier, unter dem funkelnden Hightechakustik-Sternenhimmel, ist die Welt noch in Ordnung, wenn Kevin die Einbrecher mit Stromschlägen frittiert, wenn sich die acht Pärchen durch den Londoner Vorweihnachts- und Beziehungsstress turnen und wenn die Schöne Emma Watson sich in ihr Biest verliebt. Und dazu gibt's – live! – einen Himmel voller Geigen.

«Love Actually» : Donnerstag, 26. Dezember, 18.30, KKL Luzern.
«Home Alone» : Freitag, 27. Dezember, 18.30, KKL Luzern.
«Beauty and the Beast» : Samstag, 28. Dezember, 19.30, KKL Luzern.

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