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Kulturtipps

Lucerne Festival Forward mit Gaststar, Luzerner Duo mit anwaltschaftlichem Dokfilm, und es ist wieder Menschenschau!

Unsere Region bietet jede Woche ein spannendes Kulturprogramm zum Entdecken, Eintauchen, Geniessen. Hier finden Sie unsere neun ausgewählten Tipps.

Hier wird der Konzertsaal zum Bunker

Die vierte Ausgabe des Satelliten-Festivals für neue Klänge und zeitgenössischer Musikkunst von Lucerne Festival bietet während drei Tagen Gelegenheit für neue Hörerlebnisse. Die Musiker des Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) gestalten jeweils gemeinsam das Programm des Herbst-Festivals «Forward».

Im Gegensatz zum Sommerfestival steht es unter keinem übergeordneten Motto. Die einzelnen Konzerte haben aber einen Titel, der die dargebotenen Werke zusammenfasst und einen dramaturgischen Anspruch verrät. Als Gastkünstlerin sticht die Geigerin Patricia Kopatchinskaja heraus, die gleich zwei Mal auftritt.

Patricia Kopatchinskaja (hier bei «Forward» 2022) verarbeitet im ersten Konzert den Schmerz und bittet im nächsten um Frieden.
Bild: Peter Fischli/Lucerne Festival

In einer Videobotschaft erklärt die aus Moldau stammende Geigerin mit Schweizer Staatsbürgerschaft die Hintergründe hinter ihrem Projektvorschlag, den sie den Contemporary Leaders (ehemalige Academy-Teilnehmer), dem Kollektiv der «Forward»-Kuratoren, vorgelegt hat. Mit der Präsenz von Flüchtlingen im Alltag, Kindern, die Kriegs- und Fluchttrauma aus frühster Kindheit oder gar aus dem Mutterleib mit sich tragen, könne niemand dauerhaft die Augen vor den vielen Konflikten in unserer Welt verschliessen. Nebst dem Auftrag, Schönes auf die Bühne zu bringen, seien Musikerinnen und Musiker auch politische Wesen, seien alle auch Mitbürger. Mit dieser Botschaft geht ein eigenwilliges Gedankenexperiment einher.

Direktor verhaftet, 20 000 Familien bedroht

Nach «Ueli Gurtner – Revolutionär wider Willen» (2012) und «Ein Duft von Freiheit» (2020) ist es bereits der dritte Film der Luzerner Ruedi Leuthold und Beat Bieri über den Winterthurer. Im März 2023 wurde Gurtner verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, Geld gewaschen und sich dafür mit einer von der UNO unterstützten internationalen Kommission verschworen zu haben. Der Staatsanwalt ist in der Schweiz, in Europa und den USA mit einem Einreiseverbot belegt, weil er als demokratiefeindlich und korrupt gilt. Nach fünf Monaten Untersuchungshaft ohne richterliche Anhörung wurde der gelernte Banker in den Hausarrest entlassen. Noch kam es nicht zur Anklage. Damit würde der Fall öffentlich, und die Staatsanwaltschaft müsste Beweise vorlegen.

«Verfolgt in Guatemala» ist ein Politkrimi, ein anwaltschaftlicher Dokumentarfilm, der nicht nur die Geschichte Gurtners und der Genossenschaft Fedecocagua neu aufrollt.

Sie ist zurück: Die grosse Menschenschau im Neubad Luzern

Franziska Bachmann als James Howells bei «Die grosse Menschenschau» 2023.
Bild: Christian Felber

Es ist wieder Menschenschau! Die «grosse Menschenschau» ist ein Theater und gleichzeitig eine frei begehbare Ausstellung. In ihr kommen in doku-literarischen Monologen tatsächlich existierende Menschen zu Wort: Kaum bekannte, aber einflussreiche Personen aus Politik, Wirtschaft und Internet. Verkörpert werden sie von einem hochkarätig besetzten lokalen Schauspielensemble. Und wie schon im letzten November werden die Monologe kontextualisiert in Referaten namhafter Wissenschaftlerinnen und Forscher, in Kurzfilmen, digitalen Formaten und mit abendlich wechselnder Live-Musik. Das Programm wechselt an jedem Abend. Die grosse Menschenschau lässt sich wie ein Festival besuchen, und wer alles sehen möchte, muss drei Tage kommen.

«Sehen Sie sich um in der Menschheit und begreifen Sie, wozu die Menschen fähig sind! Wozu auch Sie fähig sind! Meine Damen und Herren, vor Ihren leibhaftigen Augen präsentieren wir Ihnen den monströsen Mohammed! Die säuische Salita! Den interstellaren Ingemar! Die rechte Rebekah! Den abgöttischen Abu Bakr! Den langweiligen Larry! Die humanoide Hu!» Seit 2018 wird dieses Theater- und Ausstellungsformat gezeigt und weiter entwickelt. Die grosse Menschenschau erhielt Förderpreise des Migros Kulturprozents und vom Kanton Luzern. (sh)

Donnerstag, 14. November, bis Samstag, 16. November, Neubad, Luzern; www.menschenschau.ch .

In der Praxis spielen sie doch beides

Die klare Trennung von E- und U-Musik, also «ernster» und Unterhaltungsmusik stammt aus den Geschäftspraktiken der Musikverwertungsgesellschaften des 20. Jahrhunderts. Mit einem komplizierten Punktesystem wurde festgelegt, wie viel ein Komponist an einer Aufführung verdienen würde. Weit entfernt von dieser Bürokratie ist indes die musikalische Praxis, die sich im professionellen und Amateurbereich munter die Perlen beider Domänen zusammensucht. So wartet das Luzerner Theater dieses Jahr mit der Fledermaus wiederholt mit einer Operette auf.

Gute Beispiele davon bieten dieses Wochendende auch zwei Konzertprojekte von Amateurformationen. Der Musikverein Seedorf legt die sinfonische Blasmusik zu Füssen der Popmusiker von Daens. Resultat ist das Crossover-Projekt «Symphonic Portraits», das neue Farben der Blasmusik erkundet.

Das Sinfonieorchester Rothenburg feiert dabei gleich einen Geburtstag. Nach einem ersten, rein klassischen Konzert im Frühjahr hat es sich nun ein Musical vorgenommen. Zusammen mit Chören aus Hochdorf und Ruswil bringt es Hits aus «Cats», «Fluch der Karibik», von Frank Sinatra oder Abba zur Aufführung. Das ist Unterhaltung, ernst gemeint. (dst)

« Symphonic Portraits »: Samstag, 16. November, 20.00, Theater Uri; « You’ll Never Walk Alone »: Samstag, 16. November, 19.30, Sonntag, 17. November, 17.00, Braui Hochdorf.

Der tunesische Oud-Meister: «Jazz Classics» mit Anouar Brahem Quartet

Anouar Brahem, der tunesische Komponist und Virtuose auf der arabischen Kurzhalslaute Oud, begeistert seit fast vierzig Jahren in der Tradition der arabischen Musik. Mit seinen Mitmusikern (Klaus Gesing, Bassklarinette/Sax; Björn Meyer, Bass; Khaled Yassine, Darbuka/Bendir) verbindet er den Freigeist der Jazz-Improvisation mit den Harmonien westlicher Kompositionen und den Formen orientalischer Musik. Eine sanfte und traumhafte Klangwelt, die sowohl aus der orientalischen Tradition als auch aus dem Jazz schöpft. (reg)

Dienstag, 19. November, 19.30, Konzertsaal, KKL, Luzern.

Es bläst und flötet zu seinem 85sten

James Galway spielt in seinem Zuhause in Meggen Flöte.
Bild: Nadia Schärli

Der in Meggen wohnhafte irische Flöten-Weltstar Sir James Galway feiert mit einem Galakonzert seinen 85sten Geburtstag. Er begibt sich dabei auf eine Reise durch Barock (Vivaldi: Konzert für 4 Violinen – arrangiert für 4 Flöten, Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 4) und Klassik (Mozart) bis nach Irland (Vaughan Williams: «Fantasia on Greensleaves») und dessen filmische Entsprechung, das Auenland (Howard Shore). Es begleiten die Festival Strings und Flöten-Weggefährten von ihm, darunter auch seine Frau. (dst)

Mittwoch, 20. November, 19.30, KKL Luzern: https://www.kkl-luzern.ch/en/events/sir-james-galway-gala-zum-85sten .

Zwei letzte Sechste – made in Switzerland

Sowohl Felix Mendelssohn als auch Béla Bartók komponierten ihr letztes – jeweils ihr sechstes – Streichquartett zumindest teilweise in der Schweiz. Mendelssohn begann seines noch in Trauer um seine Schwester Fanny in Interlaken zu komponieren, Barók war bei Paul Sacher im Berner Oberland zu Besuch, als er die ersten Themen dazu schrieb. Vier Musiker des Luzerner Sinfonieorchesters (Lisa Schatzmann, Leonid Baranov, Alexander Besa und Heiner Reich) spielen die Werke in der ersten Kammermusik-Matinée der Saison. (dst)

Sonntag, 17. November, 11.15, Marianischer Saal, Luzern: https://sinfonieorchester.ch/de/veranstaltung/kammermusik-matinee-1-3 /.

So ein Stress, die Welt zu erklären! Patrick Frey tritt mit neuem Solostück im Kleintheater auf

Er gesteht seine Angst, im Alter zum Begräbnisalkoholiker zu werden: Patrick Frey.
Bild: Silas Zindel

«Wo bini gsi?». Beim neuen Solostück von Patrick Frey geht es in der Hauptsache um Zerstreuung und darum, dass es ziemlich lustig sein kann, wie wir uns in der vernetzten Welt vom Wesentlichen ablenken lassen. Frey, der Angst hat, im Alter zum Begräbnisalkoholiker zu werden, fragt sich aber auch, ob «dumme Ziege» aus der Ziegenperspektive eine Diskriminierung darstellt, und er erzählt von Trickbetrügern, Schwurbelgangstern sowie vom stressigen Leben eines Mannes, der leidenschaftlich gerne die Welt erklärt. (sh)

Donnerstag, 14. November, 20.00, Kleintheater, Luzern; www.kleintheater.ch .

Das C im Mittelpunkt – mal Moll, mal Dur

Beethoven und Mozart kennen alle. Das Swiss Orchestra unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendorfer zeigt aber auch immer wieder auf, dass Schweizer Komponisten lohnenswert sind. Dieses Mal mit Werken von Helena Winkelmann («Tree Talk» für zwei Celli und Orchester) und Friedrich Theodor Fröhlich (Ouvertüre zu Dyhrns «Konradin»). In Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 in C-Dur soliert Teo Gheorghiu, von Mozart erklingt die Jupiter-Sinfonie. «Divine Swiss Classics» dreht sich um den Grundton C, egal ob in Moll, Dur, oder als Basis von Obertönen. (dst)

Sonntag, 17. November, 17.00, Andermatt Konzerthalle .

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