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2022 fand die erste Ausgabe statt, 2023 erfolgte die Ausrufung Luzerns als «Hauptstadt des Klaviers» durch die NZZ, dann wurde Martha Argerich zur «Pianiste Associée». Ist das noch zu toppen?
Wir müssen das Niveau vor allem halten! Nicht im Sinne von Sensationen, sondern von echten, spannenden Inhalten. Wenn man in der Musikstadt Luzern mit internationaler Ausstrahlung etwas zum Thema Klavier anbietet, muss das Substanz haben. Die Kurve war steil, denn sonst hätte das Festival keinen Sinn ergeben. Und wenn man hoch ansetzt, darf man nicht mehr fallen.
Erreichen Sie diese Internationalität?
Schon in dieser kurzen Zeit ist es gelungen, dass Interessierte aus Asien, aus den USA, aus Europa angereist kommen, weil sie die Programmierung unseres Klavierfestivals spannend finden.
Was will man mit dem Begriff «Pianiste Associée» signalisieren?
Der Begriff wird meines Wissens nur hier verwendet. Er entstand spontan in einem Gespräch. Er akzentuiert den Dialog, die Freundschaft und den auf gemeinsamen Interessen und Sympathien basierenden Austausch. Er verpflichtet Martha Argerich nicht, eine spezifische Rolle einzunehmen, aber impliziert ihr Interesse, ihre Zuneigung und damit auch ihre Mitwirkung. Es ist eine Ehre, dass ihr Name mit dem Festival assoziiert wird. Ihre Mitwirkung wäre andernorts schon für einen Abend grandios, wir aber haben sie eine ganze Woche bei uns im Saal, auf der Bühne, in der Stadt.
Nicht nur ihr Name ist ein grosser, es ist eine Parade der Klaviergrössen. Sucht man damit den Starfaktor oder will man einen Treffpunkt schaffen?
Mir gefällt «Treffpunkt», das wollen wir sein. Ich sehe «Le Piano Symphonique» über die Jahre hinweg als Perlenschnur. Die herausragenden pianistischen Beiträge der Zusatzkonzerte mit Krystian Zimerman und Evgeny Kissin, unserer Sinfoniekonzerte und der Kammermusikkonzerte führen auf das einwöchige Festival im Januar hin. Wenn man ins Programm schaut, sind viele sehr gewichtige Figuren dabei. Wir schauen, dass wir prägende Personen dabeihaben, nicht in erste Linie berühmte. Natürlich ergibt sich daraus schon ein gewisser Starfaktor. Aber sie sind dabei, weil sie bedeutende Stimmen sind. Ich sehe das Festival als Pastell, alle tragen ihre Farbe bei und diese ändert über die Jahre hinweg. Auch die weniger Berühmten gehören dazu, denn das sind potenzielle Entdeckungen. Ein Beispiel ist Ilya Shmukler. Sie profitieren davon, dass diese «Überfiguren» – nennen wir sie mal so – ebenfalls hier sind.
Es geht also auch um die nächste Generation, die nächsten bedeutenden Stimmen.
Yunchan Lim ist so ein Fall. Er kann Musiker wie Publikum weltweit in seinen Bann ziehen, die berühmtesten Dirigenten stürzen sich auf die Möglichkeit, mit ihm zu arbeiten. Das habe ich in dieser Intensität noch nie erlebt.
Wie kommt das Luzerner Sinfonieorchester zu dieser Zusammenarbeit?
Für ein Zusatzkonzert unserer Asien-Tournee wurde uns die Zusammenarbeit mit einem jungen Pianisten angeboten. In Südkorea war Yunchan Lim zu dieser Zeit bereits ein Star. Wir wollten ihn erst kennenlernen, also luden wir ihn sehr kurzfristig hierher ein. In der kurzen Zeit war nur ein Konzert in Engelberg möglich. Es war wie ein Erdbeben. Bald meldeten sich die Hotels, sie hätten eine Buchung nach der andern, sie würden überrannt. Eigentlich undenkbar: In dem Saal waren rund 60% Koreaner, die für dieses eine Konzert ihres Stars in die Schweiz gereist waren. Mittlerweile ist er kaum mehr buchbar, aber wir haben eine spezielle Beziehung zu ihm, er spielt gleich zwei Werke.
Was macht jemanden zur prägenden «Überfigur», zum Jahrhundertpianisten?
Wenn man das Geheimnis dekodieren könnte, wäre es gar nicht mehr so spannend. Es ist eine Kombination von instrumentaler Perfektion mit grenzenlosen Möglichkeiten und interpretatorisch individueller Sprache. Wenn diese Kombination jemandem erlaubt, neue Deutungen zu erarbeiten, dann ist das etwas ganz Besonderes. Wie oft hat Martha Argerich schon Beethovens erstes Klavierkonzert gespielt? Jedes Mal – und das wird es auch im Januar sein – ist es wieder wie neu. Das zeichnet sie aus. Wenn man durch seine Maitrise alle Farben zur Verfügung hat, muss man sie nicht alle benutzen. Es geht nur noch um Kreativität und Verdichtung, so entsteht der «Gänsehautfaktor».
Wie entstand «Le Piano Symphonique»?
Der Ursprung liegt darin, dass es früher ein Klavierfestival jeweils im November gab. Als dieses aufgelöst wurde, wurden wir überschwemmt mit Anfragen, es zu übernehmen oder zu retten. Wir wollten dann erst herausfinden, wie ein neues, eigenes Festival aussehen könnte. Nach einer Analyse und Evaluation war der Vorsatz gefasst und wir traten auf den Ideenwettbewerb des KKL ein. Das Klavier steht oft am Beginn des Musizierens und Komponierens und ist ein Schlüsselinstrument der abendländischen Musik. Das kann man auf Cembalo, Orgel oder das Sinfonische ausweiten. Daher der Name «Le Piano Symphonique». Viele Sinfonien sind in einem ersten Schritt unter den Händen der Komponisten am Klavier entstanden, sind pianistisch konzipiert. Umgekehrt wurden sinfonische Werke fürs Klavier zugänglich gemacht, auch schon zur Zeit Liszts, der zum Beispiel Beethoven Sinfonien für Klavier transkribiert hatte. Das Klavier steht in Konzerten oft als Soloinstrument im Zentrum eines Sinfonieorchesters. Mit diesen Ebenen spielen wir.
Und für Sie persönlich?
Ich habe eine spezielle Affinität für das Klavier. Ich durfte sehr früh mit wichtigen Pianisten in Berührung kommen. Das Sagenumwobene, Mystische, Verklärte um die Welt der grossen Pianisten – ist der Stuhl richtig eingestellt, der Flügel korrekt positioniert –, das hat mich in den Bann gezogen. Dieser wurde nie gebrochen.

Das Festival punktet mit durchdachten Programmen. Für wie viele Ausgaben reichen Ihre Ideen noch?
Ich glaube, es ist unendlich. Der Katalog an Klavierrepertoire und die Kombinationen sind unglaublich interessant. Es gibt mehrere Ebenen, die «Le Piano Symphonique» über die Jahre hinweg ausmachen – im Gegensatz zu monothematischen Ansätzen anderer Festivals. Da ist das oben erwähnte Schattenspiel von Klavier und Sinfonik. Dazu gehört auch, dass wir bislang jedes Jahr Schumanns «Sinfonische Etüden » hören – fast schon im Sinne eines Leitmotivs. Oder das einzige Kammermusikwerk des grossen Sinfonikers Gustav Mahler: sein Klavierquartettsatz in a-Moll. Unsere Programme entstehen im engen Austausch mit den Künstlern. Ein prominentes Beispiel dieses Jahr ist das von Evgeny Kissin konzipierte Schostakowitsch- Projekt zum 50. Todestag des Komponisten. Oder die Transkription von Schuberts Unvollendeter für Klavier zu vier Händen, die Mikhail Pletnev mir letztes Jahr direkt nach dem Konzert noch in Bühneneuphorie vorschlug und die jetzt uraufgeführt wird.
Was sind die anderen Ebenen?
Eine hat mit Martha Argerich zu tun. Es sind ihre Vertrauten – Verwandte und Freunde. Dazu gehören ihre Kammermusikpartner Mischa Maisky und Janine Jansen. Und ihre Duopartnerin Lilya Zilberstein mit ihren Söhnen Anton und Daniel Gerzenberg. Ihre Tochter Annie Dutoit ist als Sprecherin dabei und wir zeigen einen Film der anderen Tochter, Stéphanie Argerich. Im «Carnaval des animaux» stehen sogar ihre Enkel auf der Bühne. Das alles ist für Martha Argerich sehr emotional und das wird es auch für das Publikum sein, wenn es diesen Momenten beiwohnen darf. Das andere sind «Entdeckungen». Chansons an einem Klavierfestival zum Beispiel. Oder die Uraufführung eines Werks des Schweizer Komponisten Walter Furrer, die uns Ilya Shmukler zu unserer Freude von sich aus vorgeschlagen hat. Und das Aufeinandertreffen einer Cembalistin mit einem Jazzpianisten. Aber auch bei den Stars: Da spielt ein Starpianist wie Leif Ove Andsnes eine Sonate von Geirr Tveitt. Wer kennt das schon?
Ich kannte sie ehrlich gesagt nicht...
Total unbekannt, aber ein faszinierender norwegischer Komponist. Einer, der musikalische Gedanken weitergesponnen hat. Und Spinner – im Sinne von Ideen spinnen – wollen auch wir sein. «Out of the box» denken, unkonventionelle Gedanken entwickeln, über Jahre hinweg. Und dabei Neues entdecken.
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