Kelly Clarkson hat abgenommen, doch statt Applaus gibt’s Kritik und hässige Fans

Seien wir ehrlich: Wir (und hier schliesse ich mal wieder fröhlich von mir auf andere) haben uns schon immer für das Aussehen von Promis interessiert. Vor allem in den 90er- und frühen 2000er-Jahren als dünne Berühmtheiten von Kate Moss bis Paris Hilton als Inbegriff von Schönheit galten. Und wer schön sein wollte – und damit glücklich, erfolgreich und einfach perfekt, musste schlank sein.

Heute sind wir eher auf der anderen Seite der Skala: Statt Magerwahn werden Kurven gefeiert. Aber auch das hat seine problematischen Seiten, denn einige kippen im Bestreben, jeden zu akzeptieren, wie er oder sie ist, ins andere Extrem und feiern Übergewicht. Wer aber abnehmen will, wird verurteilt. So wie jetzt Kelly Clarkson. Schliesslich predigte sie lange, wie wohl sie sich in ihrer Haut fühlte. Was für eine Verräterin!

Ähnliches bekam auch Adele zu hören, als sie schlanker wurde. Nicht wenige Fans fühlten sich betrogen, weil die Sängerin «dem gesellschaftlichen Druck» nachgegeben habe. Dabei sagte sie im Interview mit Oprah Winfrey: «Mein Körper wurde während meiner ganzen Karriere beurteilt. Ich war damals ‹Body Positiv› und bin es jetzt auch.»

Aber apropos Oprah: Die TV-Legende hat kürzlich ebenfalls abgenommen. Auch dank eines ominösen «Abnehm-Medikaments», wie sie im «People» Magazin verkündete. Blöderweise hat sie kurz zuvor abgestritten, Ozempic zu nehmen. Nicht die beste Idee.

Das Diabetes-Medikament erlebt seit einiger Zeit einen Hype als Abnehm-Wundermittel, was sogar zu einer Knappheit für Menschen mit Diabetes führte. «Alle Stars» nehmen es angeblich. Auch Kelly Clarkson habe nur deswegen Gewicht verloren. Zumindest glauben das viele und schreiben darum zynisch nur dieses eine Wort in online Kommentare.

Dabei ist Ozempic nicht die Abkürzung, als die es wahrgenommen wird. Es ersetzt keinen gesunden Lifestyle, sondern unterstützt Menschen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit auf ihrem Weg zu einem gesünderen Gewicht. Finde ich an sich gut.

Nicht falsch verstehen: Das Gewicht allein ist natürlich kein Gradmesser für Gesundheit und als jemand, der praktisch sein ganzes Leben mit den Kilos kämpfte und dabei eine recht grosse Spannbreite abdeckte, applaudiere ich allen, die ihren Körper toll finden, wie er ist. Aber ich verurteile auch niemanden, der jedes Mittel nutzen will, um das zu erreichen. Bei Promis ist es allerdings ein bisschen anders.

Ob mit oder ohne Medikament haben sie in Sachen Abnehmen sowieso zwei gewaltige Vorteile gegenüber Normalos: Zeit und Geld. Zeit, um gesundes Essen zuzubereiten und Sport zu treiben und die nötigen Mittel, um sich das zu leisten. Trotzdem haben wir jahrelang fröhlich hingehört, wenn sie uns was von guten Genen und viel Wasser trinken vorgebetet und behauptet haben, jeder könne das schaffen. Falls nicht, haben manche uns irgendeinen «Detox Tee» verkauft, von dem man dann Durchfall bekam.

Kein Wunder haben manche jetzt die Nase voll. Und gehen zum Gegenangriff über: Als Kelly Clarkson sagte, sie habe abgenommen, weil sie auf ihren Arzt hörte, gesünder esse und sich mehr bewege, haben sie viele sofort als Lügnerin abgestempelt. Allerdings wären die Reaktionen nicht gross anders gewesen, wenn sie gesagt hätte, sie habe Ozempic genommen oder eine Fettabsaugung gemacht. So oder so: Sie kann scheinbar einfach nicht gewinnen. Zumindest, wenn sie Kommentare von wildfremden Menschen liest. Und diese haben immerhin etwas mit den Promis gemeinsam: Sie haben offensichtlich auch etwas zu viel Zeit.