Stetiger Wandel prägt die Klassikwelt genauso wie jeden anderen Bereich des Lebens. Junge Ensembles steigen auf, machen sich einen Namen, ältere Formationen lösen sich auf oder müssen sich irgendwann altershalber zurückziehen, ihr Verdienst liegt in der Erinnerung. Zwei Ensembles an unterschiedlichen Punkten dieses Zyklus sind diese Woche in Luzern zu hören. Das Trio Gaspard ist auf der Höhe seines Erfolgs, veröffentlicht CDs und spielt weltweit. Das Streichquartett Eleas steht noch an seinen Anfängen, ist aber bereits international aktiv.
Seit Jahren auf internationalen Bühnen zu Hause
Die Gesellschaft für Kammermusik Luzern bespielt den Marianischen Saal in der Altstadt mit fünf Zykluskonzerten erster Güteklasse. Den diesjährigen Auftakt macht am Sonntag das Trio Gaspard. Berlin, London, Schanghai und nun auch Luzern: Jonian Ilias Kadesha (Violine), Vashti Hunter (Cello) und Nicholas Rimmer (Klavier) touren mit ihrem seit zehn Jahren bestehenden Klaviertrio um die Welt. Sie sind als Ensemble zu Gast bei den wichtigsten Kammermusikfestivals und individuell auch als Solisten tätig. Nebst dem gewohnten Repertoire für Klaviertrio widmen sich die drei Musiker immer auch der Neuen Musik. Sie arbeiten regelmässig mit zeitgenössischen Komponisten zusammen und probieren gezielt auch, selten gespielte Werke zur Aufführung zu bringen.

Im Marianischen Saal wird dennoch ein bekannter Klassiker zu hören sein: Antonín Dvořáks «Dumky» Trio. Das ukrainische Wort «Dumka» bezeichnet einen Trauergesang, der bei Dvořák in den sechs formoffenen Episoden immer auch mit lichten Momenten durchbrochen ist. Die darin enthaltene Nostalgie teilt sich auch Josef Suks «Elegie». Doch nicht nur das. Suk – schon mit 17 Jahren Dvořáks Kompositionsstudent – heiratete später die Tochter seines Lehrers. Er war selbst mit seinem Streichquartett ein erfolgreicher Kammermusiker und Geiger. Dies äusserte sich auch in seinem kompositorischen Umgang mit den Streichinstrumenten. Die «Elegie» komponierte er noch unter dem Einfluss der Tonsprache seines Schwiegervaters. Abgerundet wird das Programm durch zwei Haydn-Klaviertrios. Mit diesem Repertoire hat das Trio viel Erfahrung: Erst dieses Jahr hat es den zweiten Teil ihrer Gesamtaufnahme aller Haydn-Klaviertrios veröffentlicht.
Vor dem Konzert gibt es die Möglichkeit, der Probe zu lauschen und somit Einblick in den Schaffensprozess des Ensembles zu erhalten. Wie gelingt dieses Niveau von Qualität? Man wird es sehen. Doch Kammermusik dieses Kalibers ist im Marianischen Saal kein Einzelfall: Ein weiterer Höhepunkt der Saison wird ohne Zweifel der Besuch des noch länger (seit den 1970er-Jahren) bestehenden und noch renommierteren Hagen-Quartetts am 26. November sein.

An einem anderen Punkt steht das junge Eleas Quartet. Die vier Frauen trafen sich während ihres Musikstudiums an der Hochschule Luzern. International waren sie dabei von Anfang an: Mit der Schweiz, Deutschland, Portugal und Südafrika sind gleich vier verschiedene Nationalitäten vertreten. Auch das Eleas Quartet schaut nebst dem klassischen Repertoire über den Tellerrand. Unter dem Coaching von Simon Heggendorn vom Kaleidoscope String Quartet befasst es sich mit Jazz- und Improvisationstechniken. Auch zeitgenössische Musik gehört zum Programm. So hat Johanna Kulke, quartetteigene Primgeigerin, bereits ein Stück für ihr Ensemble geschrieben.
Erste Festivalerfahrungen in Luzern und Südafrika
Anfang 2023 trat das Quartett am Musikfestival «Szenenwechsel» der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester Luzern auf. Durch Collette Brand, die südafrikanische Cellistin des Quartetts, kam auch der Kontakt zum Stellenbosch International Chamber Music Festival, wo das Quartett diesen Sommer als Guest Ensemble auftrat und Unterricht erhielt. Die Matinee im Schloss Schauensee ob Kriens führt das Publikum von Wolfang Amadeus Mozarts Nachtmusik über ein Streichquartett von Ludwig van Beethoven bis zu modernen Jazzeinlagen.
Matinee mit dem Eleas Quartet: Sonntag, 5. November, 11 Uhr, Schloss Schauensee, Kriens.
1. Zykluskonzert mit dem Trio Gaspard: Sonntag, 5. November, 17 Uhr, Marianischer Saal, Luzern.
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