
Der Schock sass tief, der Aufschrei war gross: Anfang September gaben PeeWee und Theres Windmüller, Herausgeber und Verleger des Schweizer Magazins «Jazz'n'More», das Ende ihres traditionsreichen Hefts bekannt. 29 Jahre lang hatten sie das Magazin geführt und es zu einer zentralen Plattform für Jazz, Blues und neue Musik in der Schweiz gemacht. Als Grund für den Entscheid nannten sie die finanzielle Belastung, den gesteigerten Arbeitsaufwand und die angeschlagene Gesundheit von PeeWee Windmüller, die es ihnen verunmöglichte, das Heft in der bisherigen hohen Qualität aufrechtzuerhalten.
Die Nachricht löste eine Welle der Bestürzung aus. Kulturschaffende wie Nik Bärtsch und Philipp Fankhauser waren konsterniert und brachten ihr grossen Bedauern zum Ausdruck. In einem offenen Schreiben unterstrichen siebzehn Schweizer Labels die immense Bedeutung des Magazins für die heimische Jazzszene. Für Musiker und Musikerinnen, Label, Veranstaltende und für das interessierte Publikum. Mit «Jazz’n’More» würden Jazz, Blues und neue Musik ihr Sprachrohr verlieren.
Von existenzieller Tragweite für die Szene
Luca Sisera, Musiker und künstlerischer Leiter des Labels Unit Records, spricht gar von einer «Tragödie»: Der Schweizer Jazz, sagt er, verliere damit nicht bloss ein Magazin, sondern einen seiner letzten Spiegelräume – jenen Ort, an dem die Szene sich zeigen, reflektieren und behaupten kann. «Ohne Visibilität geht Relevanz verloren. Was nicht sichtbar ist, existiert nicht – weder für das Publikum noch für Veranstalter oder gar Förderstellen», so Sisera. «Und was nicht wahrgenommen wird, droht irgendwann ganz zu verschwinden.» Das Aus des Magazins hat für die Szene also eine existenzielle Tragweite.
Doch jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer: Gemäss Peewee Windmüller gibt es einerseits aus der Jazz- und Bluesszene starke Reaktionen und diverse Ideen zur Weiterführung des wichtigsten Sprachrohrs, andererseits hat auch ein Verlag Interesse bekundet. Für Windmüller ist aber entscheidend, dass «Jazz’n’More» auf gleich hohem Niveau weitergeführt werden kann und dafür bietet er jede Gesprächsbereitschaft an. «Einige Vorschläge tönen interessant und ich bin verhalten optimistisch», sagt er.
Die letzte Ausgabe von «JAZZ’N’MORE» erscheint am 31. Oktober.
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