Wie schön die Abende doch sein könnten. Die Hitze ist zurück, die Sonne bleibt noch relativ stabil lang oben, und durch die Luft bläst ein Geruch, der Ferien anzeigt, auch wenn diese schon vorbei sein sollten: Sonnencrème, warmer Asphalt, vielleicht ein Hauch Feigenbaum oder Freibad-Chlor. Nur leider lockt die Wärme nicht nur Eidechsen zuverlässig raus, sondern auch Grill-Fans. Und – tsch, tsch – schon ist der Ferienduft wegmariniert oder direkt verkohlt.
Ich muss es in dieser Deutlichkeit sagen: Keine andere Sommeraktivität nervt mich mehr als die Grillade. Was auch daran liegt, wie die Werbung und nicht wenige meiner Bekannten das Grillieren verklären. «Solange der Grill läuft, bin ich happy», «Grillieren ist Ferien», «ein Sommer ohne Grill ist keiner». Was klingt wie der Text KI-generierter Country-Songs, wird Smalltalk-Standard, sobald es am Abend über 25 Grad bleibt.
So einfach, wie Gölä es beschreibt, ist es leider nie
Wie so oft liegt auch hier das Problem bei den geschürten Erwartungen. Dem Grillieren ist das Versprechen der Leichtigkeit eingeschrieben, der Unkompliziertheit. Treffend ausgedrückt haben das vor ein paar Jahren die Büetzer Buebe Gölä und Trauffer, als sie sangen: «Ä gueti Zyt ha, das isch nid tüür / es brucht e Chischte Bier, e Grill unes Füür.»
Aber ach, wann war es je so leicht? Die Kiste Bier will gekühlt sein, die Grillware ebenso, und schon schleppt man murrend Kühlboxen durch den Garten oder in den Park. Dort steht dann ein Grill und daneben ein designierter Grillmeister, der sich entweder wichtigmachend aufplustert oder genervt in den Kohlen rumstochert, weil den Job niemand machen wollte, aber irgendjemand halt dazu gezwungen werden musste.
Und klar, bis hierhin hatte noch niemand auch nur einen Zipfel auf dem Teller. Der Grill muss erst warm werden, schon klar, es braucht die gute Glut, sicher, also schöpft man nochmals vom Pasta-Salat und klaubt die letzten Reste Paprika-Chips aus dem Schälchen.
Bis die Glut so weit ist, sind die Snacks längst weg
An dieser Stelle ist die Glut üblicherweise «bald perfekt, paar wenige Minuten, geht gar nicht mehr lange», während sich der eigene Hunger in Verzweiflung auswächst, die dem aufmerksamen Grillmeister nicht verborgen bleiben kann und ihn wiederum verzweifelt halbgare Cervelats und sehr knackige Zucchetti-Hälften servieren lässt.
So knabbert der Rest auf der verkohlten Rohkost rum oder benagt eine Wurst, die dank der zuvor geschleppten Kühlbox und bedächtigen Glut innen noch verdächtig kalt ist, und vermutet dabei zu Recht, dass vermutlich das Bauchweh, mindestens aber die Sättigung bald einsetzt.
Ist der Hunger endlich mit Snacks und frühreifem Grillgut niedergerungen, läuft der Grill endlich heiss, wie er sollte, und der Grillmeister flutet den Gartentisch oder die Picknickdecke mit Ware, die nun tatsächlich aussieht wie in der Werbung, die aber niemand mehr sehen mag, weil sich alle bereits die Bäuche halten.
Und da haben wir noch gar nicht über den Geruch gesprochen, der nicht nur jeden anderen Duft penetrant wegröstet, sondern sich auch liebevoll in die Haare und Kleidung reinfrisst. Sodass man am Ende des Abends nach dem riecht, was verwehrt blieb: einer perfekten Grillwurst.
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