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Pop

Mit Chor und ohne Strom: Grönemeyer überrascht mit neuem Unplugged-Album

Klassiker wie «Mensch» oder «Flugzeuge im Bauch» bekommen in stilleren, intensiveren Versionen neue Kraft. Mit Gästen wie Peter Fox und Lea zeigt der 69-Jährige, dass er die Lust am Experimentieren nicht verloren hat.
Herbert Grönemeyer bringt mit 69 sein zweites Unplagged-Album heraus
Bild: Victor Pattyn

Vor 30 Jahren veröffentlichte Herbert Grönemeyer sein erstes «MTV Unplugged»-Album – ein Meilenstein in der Karriere des Musikers aus Bochum. Nun kehrt der 69-Jährige mit «Unplugged 2 – Von allem anders» zurück. Die neue Platte enthält ausschliesslich Songs, die seit 1995 entstanden sind, also nach seinem ersten Akustik-Projekt.

Grönemeyer, der Generationen von Fans geprägt hat, gilt als Künstler, auf den sich viele einigen können. Seine neue Produktion zeigt bekannte Titel in akustischem Gewand – ohne elektrische Verstärkung, dafür mit Band und dem 64-köpfigen Berliner Rundfunkchor.

«Mensch» in neuer Fassung

Ein zentrales Stück ist die Neuversion von «Mensch». Der Song entstand 2002 nach schweren Schicksalsschlägen – dem Tod von Grönemeyers Bruder und seiner Frau. Nun klingt er stiller, nachdenklicher, melancholischer. «Es hat mich bewegt, den Titel noch einmal anders aufzuarbeiten», sagt der Musiker. Auch beim Mutmacher «Ich dreh mich um dich» habe er gespürt, wie privat manche Lieder für ihn selbst wirken.

Nur ein neuer Song findet sich auf der Platte: «Flieg». Doch viele bekannte Lieder entfalten durch Chorarrangements eine ungeahnte Intensität. So etwa «Der Weg» über Trauer und Verlust oder das Liebeslied «Unfassbarer Grund» als A-Capella-Version. Eindrucksvoll ist auch «Flugzeuge im Bauch», der einzige Song vor 1995.

Trotz ruhiger Momente bleibt Platz für energetische Nummern: «Das ist los» bringt Konzert-Atmosphäre ins Akustik-Format. Grönemeyer gilt als Poet, Gefühlsmensch und Stimme gesellschaftlicher Debatten. Mit seinem Album «4630 Bochum» gelang ihm 1984 der Durchbruch, seitdem prägen grosse Gefühle – Euphorie, Glück, Trauer, Melancholie – sein Werk. Viele Menschen verbinden persönliche Erinnerungen mit seinen Liedern. In sozialen Medien teilt er regelmäßig Songfragmente oder Geschichten zur Entstehung.

«Es hat mich bewegt, den Titel noch einmal anders aufzuarbeiten», sagt Herbert Grönemeyer
Bild: Universal Music

Für «Unplugged 2» hat sich Grönemeyer erneut Unterstützung geholt. Mit der Sängerin Lea interpretiert er «Demo» im Duett, beim Song «Warum» ist Peter Fox zu hören. «Dass er mitgemacht hat, fand ich überraschend und hat mich sehr gefreut», erzählt Grönemeyer. Fox sei auch ein Kandidat für eine weitere Zusammenarbeit. Schon 2023 nahm Grönemeyer mit Rapper Soho Bani eine Neuauflage seines Hits «Zeit, dass sich was dreht» auf – die Single stand vier Wochen an der Spitze der Charts.

Ein Album mit Experimenten

Dem Sänger war wichtig, kein reines Best-of in Akustik vorzulegen. «Es musste seinen eigenen Reiz haben», sagt er. Der Einsatz des Berliner Rundfunkchors war zunächst ein Experiment, brachte den Liedern aber eine neue «Färbung». Besonders die Arrangements mit Chor wirken eindringlich und herzergreifend.

«Unplugged 2 – Von allem anders» richtet sich an langjährige Fans ebenso wie an Neuentdecker. Wer die Originale kennt, entdeckt neue Nuancen. Und wer bisher wenig mit Grönemeyer anfangen konnte, erhält die Chance, einem der erfolgreichsten deutschen Popmusiker in ungewöhnlichem Klanggewand zu begegnen.

Herbert Grönemeyer: «Unplugged 2 - Von allem anders»

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