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Musik

Harry Belafonte ist tot: Sänger und Entertainer stirbt im Alter von 96 Jahren

Musiker, Schauspieler, Aktivist: Harry Belafonte war Multitalent und immer überall vertreten. Millionen Fans auf der ganzen Welt verehrten ihn dafür. Jetzt ist Belafonte im Alter von 96 Jahren gestorben.

Harry Belafonte bei einer Veranstaltung 2014. 
Bild: Bild· Joerg Carstensen / Epa

Mit zwei langgezogenen Silben wurde Harry Belafonte zum Weltstar: «Daaaay-Ooo» sang er zum Auftakt des Calypso-Hits «Banana Boat Song», der längst zum Ohrwurm-Klassiker geworden ist. Mehr als 100 Millionen Alben mit Songs wie «Island in the Sun», «Matilda» und «Jump in the Line» verkaufte Belafonte danach, spielte in mehr als 40 Filmen mit - und engagierte sich immer auch politisch.

An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan.

Am Dienstag starb Belafonte im Alter von 96 Jahren, wie die Agentur seines langjährigen Sprechers Ken Sunshine in New York bestätigte. Er starb demnach in seinem New Yorker Zuhause an Herzversagen, mit seiner Frau Pamela an seiner Seite.

Belafonte gehört zu den wenigen Menschen, die alle grossen Entertainment-Preise der USA - Emmy, Grammy, Oscar und Tony - gewonnen haben, ist also ein sogenannter «EGOT». Noch im November war er in die Ruhmeshalle des Rock & Roll aufgenommen worden.

Seine Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. 1927 wurde Belafonte in Harlem geboren, verbrachte aber einen grossen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, holte ihn seine Mutter nach New York zurück. Dort beendete Belafonte die High School nicht - stattdessen ging er zur US Navy, wo er fast zwei Jahre lang als Munitionsladearbeiter diente. Zurück in New York arbeitete er unter anderem in Schneidereien und im Reinigungsdienst.

Auf der Schauspielschule mit Marlon Brando

Für Reparaturarbeiten in einer Wohnung bekam er eines Tages zum Dank ein Ticket für eine Theatervorstellung geschenkt - und Belafonte hatte seine Leidenschaft gefunden. Er ging an die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator - mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Gerne wäre er der «erste schwarze Hamlet» geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit Filmen wie «Bright Road» (1953) und Otto Premingers «Carmen Jones» (1954).

Harry Belafonte (rechts) mit  Martin Luther King Jr. (Mitte) im Jahr 1965.
Bild: Bild: Horace Cort / AP

Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum «Calypso-King». Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. «So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt», sagte Belafonte.

Abseits der Musik verschlüsselte er seine Kritik nicht - ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump, oder auch an seinen Musikkollegen, denen er vorwarf, sich zu wenig um ihre «gesellschaftlichen Pflichten» zu kümmern.

Grosse Party zum 95. Geburtstag

In seiner 2012 erschienenen Autobiografie «My Song» sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und Untreue beispielsweise. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe war der Vater von vier Kindern und Grossvater von acht Enkelkindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.

Noch im vergangenen Jahr hatten Stars wie John Legend, Lenny Kravitz oder Michael Moore unter dem Titel «HB95» den 95. Geburtstag des Multitalents mit einer ganz besonderen Party gefeiert. Mit dem Spektakel hatten sie auch Spenden gesammelt für die von Belafonte gegründete Organisation Sankofa, die inzwischen seine Tochter Gina leitet und die Künstler zum gemeinsamen Kampf für Gleichberechtigung zusammenbringen will. «Ich fühle mich geehrt, dass so viele Menschen zusammenkommen, um meinen Geburtstag, mein Leben und meine Hinterlassenschaft zu feiern», hatte Belafonte damals gesagt. (dpa)

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