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Oper

Eine «Braut», bei der die Jugend hinschaut

Smetanas «Die verkaufte Braut», noch bis zum Samstag im Schloss Hallwyl gezeigt, wird benutzt, Jugendlichen das Metier Oper näherzubringen. Uschi Häfeli hat als Kulturverantwortliche der Schule Seengen ihre Abschlussarbeit zum Thema verfasst.

Fritz Thut

Wer sagt den Jugendlichen, dass der Musikhorizont nicht bei der Hitparade aufhört? Wer öffnet ihre Augen und Ohren für die klassische Kultur? Wer sorgt dafür, dass in Zukunft der Oper das Publikum nicht ausgeht?

Die Antwort: neben den Eltern auch die Schule. Und wenn schon grosse Oper aufs Land, genauer ins Seetal, kommt, kann man dies zum Anlass nehmen, Schüler für diese Sparte, ja für die klassische Musik als Ganzes zu sensibilisieren. Oder gar zu begeistern.

Dies dachte sich auch die Seenger Bezirksschullehrerin Uschi Häfeli. Und absolvierte in den letzten zwei Jahren an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz die berufsbegleitende Ausbildung zur Kulturverantwortlichen in Schulen und wählte als Thema ihrer Abschlussarbeit «Oper Schloss Hallwyl».

«Begeisterung weitergeben»

In diese Arbeit flossen zahlreiche Einblicke ein, die Häfeli während ihrer mehrmonatigen intensiven Begleitung der dritten Hallwyler Opern-Produktion gewinnen konnte.

«Das Wichtigste ist, den Schülern meine Begeisterung für die Oper weiterzugeben», hält sie fest. Und so absolvierte sie mit ihren Schülern bereits im Frühjahr einen Workshop beim Aargauer Symphonie-Orchester.

Der Besuch bei jenen Musikern, die nun die Schloss-Oper begleiten, machte einen nachhaltigen Eindruck. Die Kinder schwärmen noch heute vom damaligen Besuch: «Wir konnten mittendrin sitzen. Ich war vorher nicht so der Opern-Typ, aber diese Musik tönt schon noch spannend.»

Durch ihre Projektarbeit konnte Uschi Häfeli ihren Schülern zusätzliche authentische Erlebnisse im Opern-Umfeld vermitteln. Einzelne Jugendliche waren beim Programmieren des Lichtdesigns dabei, andere durften unmittelbar vor der Vorstellung in Garderobe und Schminkraum dabei sein und weitere machten und machen sich als Programmheftverkäufer nützlich.

Vorbereitung auf Besuch

Nun, in der letzten Woche der total 18 Vorstellungen umfassenden Produktion, können sich die Seenger Kinder selbst die Oper ansehen. Dazu wurden die Häfeli-Schüler (wie die andern Jugendlichen des Musikvermittlungsprogramms, vgl. Kasten) gestern Vormittag vor Ort mit den Hintergründen von Opern-Handlung und -Inszenierung vertraut gemacht.

Neben den Basis-Informationen wurden in Gruppenarbeiten verschiedene Bereiche von «Die verkaufte Braut» ausgeleuchtet und so vertieft. So konnten die Schüler beim Besuch der abendlichen Vorstellung auf gewisse Details achten, die vielleicht «normalen» Besuchern verborgen bleiben.

Leiterin Abendkasse

Für Lehrerin Uschi Häfeli ist der Opern-Besuch mit ihren Schülern nur ein weiterer Abstecher zum Schloss Hallwyl, in dessen Nähe sie wohnt. An jedem Vorstellungsabend ist sie vor Ort, ist sie doch im Organigramm als Leiterin der Abendkasse aufgeführt.

In dieser Funktion erlebt sie einiges und kann viel erzählen. Etwa von jenem Urner, der das ganze Team des Telefon-Vorverkaufs während eines ganzen Tages auf Trab hielt, Karten buchte, stornierte, schliesslich doch wieder bestellte, weil er seinen Zwillingsbruder zum Besuch bewegen konnte. Um 20.13 Uhr waren aber just jene Karten noch nicht abgeholt, doch in letzter Sekunde tauchten die gut erkennbaren Zwillinge noch auf. Häfeli ging ihnen entgegen und sorgte dafür, dass sie eben noch reinschlüpfen konnten.

Auch sonst kümmert sich die Kassenchefin rührend um die Besucher. Und wurde auch schon mal schwach, wenn einer Studentin die noch zur Verfügung stehenden Karten effektiv zu teuer waren. Oder vermittelte, wenn von weit her gereiste Gäste in einer vollen Vorstellung noch ein Plätzchen suchten.

Was heisst überhaupt «ausverkauft»? Uschi Häfeli hat andere Massstäbe als die Projekt-Verantwortlichen: «Für mich ist erst ‹ausverkauft›, wenn es wirklich keine freien Plätze mehr hat. Diese Oper ist es wert.»

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