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Konzert

Ein melancholischer und wie immer politischer Konstantin Wecker entzückt seine Fans im KKL

Die deutsche Liedermacher-Legende Konstantin Wecker war am Montag zu Gast in Luzern. Bei seinem Jubiläumstournee-Halt im KKL anlässlich seines 75. Geburtstages gibt sich der Musiker nachdenklich, dezidiert politisch und doch auch feierlich. Und ein Überraschungsgast sorgt für den Höhepunkt des Abends. />

Konstantin Wecker bei einem älteren Auftritt 2018 in Zug. 
Bild: Bild: Stefan Kaiser

Konstantin Wecker macht keine langen Umschweife, als er am Montagabend die Bühne im KKL betritt. Ein kurzer Wink ins Publikum und schon begibt sich der Altmeister ans Klavier. Wecker beginnt mit «Ich singe, weil ich ein Lied hab», ein Stück, das der Jubiläumstournee anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers auch gleich den Namen gibt. Die Stimme ist da wie eh und je, die poetische Eleganz sowieso.

Natürlich braucht die bayerische Liedermacher-Legende nicht lange, um sich dann doch ausführlich an den Saal zu wenden. Das wird den ganzen Auftritt hindurch so bleiben. Ein mit sich im Reinen scheinender Künstler zieht dabei Resümee über 50 Jahre Bühnenschaffen. Musik wechselt sich mit Gedichten und Anekdoten ab. Was schnell deutlich wird: Er ist der Mann der politischen Worte geblieben. Der anarchistische Pazifist richtet sich immer wieder dezidiert gegen die Herrschenden und Kriegstreibenden.

Vielseitige Band

Die erste Stunde steht im Zeichen seines Frühwerks. Lieder wie «Wenn du fort bist», «Hexeneinmaleins» oder «Der alte Kaiser» stehen für die textliche Spannbreite Weckers. Gerade in letzterem Stück zeigt die vierköpfige Band ihre Vielseitigkeit, vor allem in den gekonnten Tempiwechseln. Später überzeugt sie mal jazzig, mal rockig, dann wieder im Stile eines klassischen Ensembles.

Bei alldem hält Entertainer Wecker die Zügel in der Hand, lässt viel von sich durchblicken. Sehr lustig wird es, als er von Konzertabenden in den 70er-Jahren erzählt, in denen er von allen möglichen linken Splittergruppen bedrängt wurde. Sie wollten den politischen Wecker für sich vereinnahmen. Doch der blieb sich treu. Auch am Montag bei der chronologischen Abfolge. Es folgten dunkle Zeiten der Kokainsucht in den 80ern und 90ern. Auch darauf kommt er zu sprechen. Und so schlägt sein «Herz auch für die Missglückten». Er feiert die Zerbrechlichkeit – und immer wieder die Hoffnung und das (politische) Träumen. Diese Botschaften kommen an. Zuweilen etwas zu ausführlich und redundant.

Rund drei Stunden Spielzeit

Eine «Elegie für Pasolini», eine jazzige Jamsession und zahlreiche weitere Hits wie das antifaschistische «Sage Nein!» später kommt Wecker im Hier und Jetzt an. Er spielt Stücke von seinem neuesten Album «Utopia». Lange ist es ein eher melancholischer Abend – für manch einen oder eine vielleicht zu bedächtig und verkopft. Nun aber kommt ein Hauch der leichtfüssigen Wucht zurück, die man vom etwas jüngeren Wecker her noch kennt.

Richtig von Begeisterung erfasst wird das Publikum aber erst ganz am Schluss, als in der Zugabe ein Überraschungsgast auftaucht. Pippo Pollina, mit dem Wecker schon viele Stunden auf der Bühne verbracht hat, singt mit seinem Freund «Questa Nuova Realtà». Der lauteste Teil des Abends, zweifellos. Bald danach wird es wieder ruhiger und Wecker entlässt seine Fans mit «Buonanotte Fiorellino» nach satten drei Stunden Spielzeit in die Luzerner Nacht.

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