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Popkultur-Glosse

Ein Hoch auf die Scheidung – Joe Jonas und Sophie Turner trennen sich und ich finde: Gut so!

Die meisten Menschen heiraten aus Liebe. Doch die hält nicht immer. Und dann kommt das böse Wort mit Sch. Bei Promis sorgt das für Schlagzeilen voller Spekulationen und Schuldzuweisungen. Aber wie toll ist es bitte, dass man heute nicht mehr zusammenbleiben muss, wenn man nicht will?
Überraschendes Liebes-Aus: Joe Jonas und Sophie Turner wirkten bei der «Vanity Fair»-Oscar Party Anfang des Jahres noch glücklich.
Bild: Bild: Keystone

Joe Jonas und Sophie Turner lassen sich nach vier Jahren scheiden. Weil sie zu viel Party gemacht hat, statt sich um die Familie zu kümmern. Oder weil er sich vernachlässigt gefühlt hat, weil sie gearbeitet hat. Jedenfalls heisst es das in den zahlreichen Schlagzeilen, die diese Woche einschlugen. Die Fans haben sich längst in ihren Lagern verbarrikadiert und schiessen mit wilden Spekulationen um sich, die bereits als Meme viral gehen.

Was genau der Grund für das Liebes-Aus ist, wissen wir natürlich nicht und überhaupt denken die meisten dazu vermutlich sowieso: «Wieder mal eine Promischeidung, na und?» Und ja, Promis tun das ab und zu. Elisabeth Taylor liess sich bekanntlich sieben Mal scheiden. Zwei Mal davon von Richard Burton.

Turbulent: Elizabeth Taylor und Richard Burton waren von 1964 bis 1974 und dann noch mal von 1975 bis 1976 verheiratet.
Bild: Bild: Keystone

Mittlerweile ist das auch bei Nicht-Promis längst Normalität geworden. Während ich in der Primar noch das einzige Scheidungskind in meiner Klasse war, waren zum Ende meiner Schulzeit diejenigen in der Minderheit, deren Eltern noch zusammen waren. Ist das schade? Natürlich. Und doch finde ich Scheidungen gut.

Sobald das Thema auftaucht, heisst es von älteren Generationen gerne mal: «Ach, die Jungen! Die nehmen das halt einfach nicht mehr ernst, sind zu faul zum Kämpfen, wollen sich keine Mühe geben.» Dabei vergessen sie gerne eine monumentale Sache: Viele Ehen haben früher nicht länger gehalten, weil die Beteiligten zusammenbleiben wollten. Sondern auch, weil sie es mussten. Es ist noch nicht lange her, dass Frauen kein eigenes Bankkonto haben durften oder die Erlaubnis von ihrem Ehemann brauchten, wenn sie berufstätig sein wollten. Sogar Marilyn Monroe heiratete erstmals mit gerade mal 16 Jahren nur, um ihrem Zuhause zu entkommen. Klingt auch nicht grad romantisch.

Und einmal geschieden wurde man früher gerne von der Gesellschaft geächtet. Das ist heute glücklicherweise seltener der Fall, aber trotzdem kommt oft die Frage: «Was ist den passiert?» Auch bei Promis. Und sie werden gleich millionenfach beobachtet und beurteilt.

Miley Cyrus und Liam Hemsworth führten neun Jahre eine On-off-Beziehung bevor sie im Dezember 2018 heirateten. Im folgenden August gaben sie die Scheidung bekannt.
Bild: Bild: Keystone

Ja, Miley Cyrus war nur ein knappes halbes Jahr verheiratet, Kim Kardashian 72 Tage und bei Britney Spears kam die Annullierung bereits nach 55 Stunden. Ich habe damals auch darüber gelacht. Und trotzdem glaube ich heute, dass sie alle – wie hoffentlich die meisten Menschen – mit den besten Absichten «Ja» gesagt haben. Weil sie das in diesem Moment wollten. Und dann wollten sie irgendwann nicht mehr.

Und ganz ehrlich: Der Grund ist egal. Natürlich sollte man über Eheprobleme reden. Manche Sachen lassen sich kitten. Vielleicht hilft sogar eine Paartherapie. Aber wenn’s nicht mehr geht, dann geht’s nicht mehr. Das mag zynisch klingen und es ist ganz sicher nicht einfach. Eine Scheidung tut fast immer sehr weh. Aber lieber man geht getrennte Wege und kann anständig bleiben, als sich so lange auf den Sack zu gehen, bis nur Hass übrig bleibt. Vor allem, wenn man Kinder hat.

Apropos: «Kinder leiden unter einer Scheidung immer am meisten.» Echt? Leiden sie denn weniger, wenn sie in einem Zuhause aufwachsen, in dem die Eltern sich nicht ausstehen können, aber krampfhaft versuchen, eine oscarreife Performance hinzulegen? Ich kann nur für mich sprechen, aber Kinder merken, dass die meisten Eltern dabei das Talent von Erstklässlern im Schultheater haben. Sogar wenn sie Hollywoodstars sind.

Also ein Hoch auf die Scheidung. Und dass es nicht ums Verrecken «auf immer und ewig» heissen muss, sondern: «So lange wir uns lieben.»

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