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Literaturauszeichnung

Dorothee Elmiger steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis

Hohe Ehre für die 40-jährige Schweizer Autorin: Sie ist sowohl für den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis nominiert.
Im Rennen um den Deutschen Buchpreis: Autorin Dorothee Elmiger.
Bild: Georg Gatsas

Das deutsche Leitfeuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» hat schon Mitte Juli verkündet, dass Dorothee Elmigers neues Werk die übrigen Titel des deutschen Bücherherbstes überragen werde. Und tatsächlich steht ihr Roman «Die Holländerinnen» nun auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, der zu den prestigeträchtigsten Auszeichnungen im deutschen Literaturleben zählt.

Damit ist Elmiger in Deutschland wie in der Schweiz im Rennen um den besten Roman des Jahres. In der diesjährigen Jury sitzt auch die Schweizer «Literaturclub»-Moderatorin Laura de Weck. Gekürt wird der Siegertitel am 13. Oktober anlässlich der Frankfurter Buchmesse. Der letzte Sieger aus der Schweiz war Kim de l'Horizon mit seinem «Blutbuch», der 2022 den Deutschen wie den Schweizer Buchpreis gewann. Und auch Melinda Nadj Abonji erhielt 2010 beide Buchpreise für den Roman «Tauben fliegen auf». Ein gutes Omen also für Elmiger!

Wie Extremsportarten gibt es Extremkunst

Sie problematisiert in «Die Holländerinnen» eine Kultur, die alles «am eigenen Leib» erfahren möchte und keine Distanz und Grenzen mehr kennt. Dazu gehören Werke in Theater, Film oder Literatur, die Extremsituationen ausloten. Wie Extremsportarten gibt es auch Extremkunst. Der Kick besteht darin, alles erlebt zu haben, was man erzählt. Man muss ein paar Wochen im Schützengraben liegen, um über einen Krieg zu schreiben.

Im Roman taucht die Erzählerin mit einem Theaterregisseur und seiner Truppe ins Dschungeldickicht Panamas ein. Dort verschwanden 2014 im Regenwald zwei junge holländische Abenteuertouristinnen. Monate später fand man Leichenteile, Handys und eine Kamera mit mysteriösen Aufnahmen. Danach wucherten die digitalen Spekulationen wie Dschungelpflanzen.

Hier setzt Elmiger an, aber ohne eine weitere laiendetektivische Aufklärung des rätselhaften Falles liefern zu wollen. Sie ist eine Autorin, die sich und ihr Lesepublikum gern in verwirrende und verschlungene Situationen hineinversetzt. Ihr Roman ist reine Fiktion, erfasst aber gerade deshalb präziser und wirklichkeitsnäher, was die rätselhaften Todesfälle im Dschungel von Panama in uns auslösen.

Eine Reise ins Herz der Finsternis

Im Roman begibt sich die Truppe des gefeierten Theaterregisseurs auf die Spuren der beiden Holländerinnen. Er nennt das einen «hypnotischen Realismus», in dem man sich möglichst in die Lage der verschwundenen Frauen hineinversetzt und ihre letzte Reise ins Herz der Finsternis rekonstruiert.

Elmiger geht es um unsere Hybris, alles nacherleben und zum eigenen Ereignis machen zu wollen, wobei auch eine Tragödie durch Wiederholung bekanntlich schnell zur Farce gerät, und als solche liest man Elmigers Buch stellenweise.

Immer tiefer treibt der Theatermacher seine Truppe durch das Dickicht, spornt sie an, «bis ans Äusserste» zu gehen, auch nachts und bei schwerem Regen. Man hätte sich leicht verirren oder verunglücken können. Die Erzählerin reflektiert dieses Abenteuer im Regenwald kritisch. Man folgt Dorothee Elmiger gebannt auf ihrem Dschungeltrip.

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