Dieser Autor, der mit seinen Gedichten «den Dingen lauscht», dem es gelingt, dass der Leserin dabei das Herz und der lesende Blick aufgehen, passt gut nach Lenzburg. Beim Gespräch im Müllerhaus trinkt er süssen Schwarztee und antwortet ernsthaft und nachdenklich auf die gestellten Fragen.
Während des dreimonatigen Schreibaufenthalts im Aargauer Literaturhaus Lenzburg wird Šteger an einem längeren Text schreiben. Aber: «Ich bin sehr abergläubisch und denke, man sollte nicht über Ungeschriebenes sprechen», sagt er lachend.
Šteger veröffentlichte bereits als Gymnasiast Texte in Literaturzeitschriften, 1995 folgte das erste Buch, der Gedichtband «Schachbretter der Stunden». «In Slowenien herrschte Aufbruchstimmung, und ich hatte das Glück, dass das Buch mit grossem Erwarten und auch Zuneigung aufgenommen wurde. Die erste Auflage wurde innerhalb von ein paar Tagen verkauft,» blickt er zurück.
Gemeinsam mit Aleš Car, Mojca Kumerdej, Lucija Stupica und Andrej Skubic gehört Šteger einer Generation an, die sofort nach der Selbstständigkeit Sloweniens 1992 zu publizieren begann. «Uns wurde sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil man zu der Zeit in dieser Erwartung lebte, dass etwas Neues, Lebendiges kommen muss.»
Štegers literarischer Anspruch ist es, in die Gesellschaft integriert zu sein. Er ist Verlagsleiter des akademischen Verlags Beletrina. Durch diese «normale» Arbeit neben dem Schreiben öffne man sich der Welt anders. «Das ist vielleicht ein gutes Impfmittel gegen allzu grosse Eitelkeit», sagt er schmunzelnd.
Der 40-jährige Autor kommt aus der slowenischen Steiermark, sein Deutsch ist fliessend. «Wenn man aus so einem kleinen Land kommt, das versteht man in der Schweiz sicher, kann man eigentlich nicht anders, als fremdsprachenoffen zu sein.»
Er spricht druckreif und gleichzeitig poetisch. Seit dem Debüterfolg sind elf weitere Bücher erschienen und Übersetzungen in 14 Sprachen. Šteger bewegt sich zwischen den verschiedenen literarischen Formen Lyrik, Prosa und Essay hin und her. Etwa beim 2009 bei Suhrkamp erschienenen Buch «Preussenpark» stritten die Kritiker, ob es sich nun um Kurzgeschichten oder Essays handle.
Aleš Štegers Gedichte sind feinrhythmisierte Sprachmelodien, sie bedienen sich einer behutsamen, sicher gesetzten Metaphorik. Auf Deutsch erschien zuletzt bei Schöffling & Co. der Gedichtband «Buch der Körper». Darin wird einer mystischen Kluft zwischen Sprache und Körper nachgegangen. Denn «Sprache und Körper sind getrennt voneinander», davon ist Šteger leidenschaftlich überzeugt.
Lenzburg Literaturhaus, Lesung und Musik, Aleš Šteger & Raphael Urweider,
Mo, 29. April, 20.00 Uhr.
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