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Sprachliche Moden und Marotten

Die Sache mit dem Vermerk

In seiner Kolumne erklärt unser Autor, wieso er das Wort «Vermerk» seit ein paar Tagen nicht mehr hören kann.
Ein Umzug verursacht viele unerwartete Mühen – das musste unser Autor am eigenen Leib erfahren.
Bild: Nadine Böni

An einem Wochentag Mitte Juli rief meine Frau beim Abo-Service unserer Zeitung an, um mitzuteilen, dass wir ein paar Tage später umziehen. Das sei okay, wurde ihr beschieden, es sei alles so vermerkt. Als nach unserem Umzug am Samstag und am Montag keine Zeitung im Briefkasten lag, rief ich ein zweites Mal bei besagtem Abo-Service an, um nachzufragen, ob etwas mit der Adressänderung nicht geklappt habe. Doch sagte mir eine Frau am Telefon, sie habe einen Vermerk. Aber wenn die Zeitung schon am Samstag nicht gekommen sei, dann hätte ich sofort anrufen sollen. Ich entschuldigte mich und mich dünkte, die Frau vom Abo-Dienst war bereit, meine Entschuldigung anzunehmen.

Als dann in den nächsten Tagen immer noch keine Zeitung im Briefkasten lag, rief ich am Donnerstag darauf wieder an. Es tue mir leid zu stören, aber die Zeitung sei immer noch nicht gekommen. Das sei eigenartig, sagte mir eine andere Frau vom Abo-Dienst, denn sie habe bei ihr einen Vermerk. Ich soll ihr doch zur Sicherheit meine Abo-Nummer sagen. Ich hätte die Abo-Nummer nicht zur Hand, sagte ich schuldbewusst, aber ich könne ihr unsere Adresse noch einmal durchgeben. Ob das die alte Adresse sei, fragte die Frau, nein, das sei die neue Adresse, also die, an welche die Zeitung idealerweise zugestellt werden sollte. Es sei gut, sagte die Frau, sie mache einen Vermerk.

Tags darauf rief ich wieder an. Ich erklärte mein Problem und fragte, ob es ein kompliziertes Problem sei. Die Frau vom Abo-Dienst, mit der ich an diesem Tag verbunden war, fragte nach meiner Postleitzahl und ich gab sie durch. Demnach sei ich in Olten, sagte die Frau. Das sei mir bekannt, sagte ich. Wir seien innerhalb von Olten umgezogen. Ob ich denn schon einmal reklamiert hätte, fragte sie, denn es sei wichtig, dass man sofort eine Meldung mache, damit sie einen Vermerk machen könne. Ja, sagte ich, es sei sicher schon der eine oder andere Vermerk gemacht worden, denn ich hätte schon mehrmals angerufen. Also gut, sagte die Frau, dann mache sie jetzt einen Vermerk, dass es noch nicht geklappt habe. Ich bedankte mich, aber die Zeitung kam nicht.

Ich wartete und rief erst ein paar Tage später wieder beim Abo-Dienst an. Diesmal fragte ich die Frau in der Leitung, ob es vielleicht etwas Persönliches sei oder ob sie gar keine Zeitungsabonnemente mehr führe. Nein, sagte die Frau, es sei nichts Persönliches, und sie versprach mir, einen Vermerk zu machen. Zwei Tage später, die Zeitung kam noch immer nicht, telefonierte ich erneut mit dem Abo-Dienst.

Diesmal war ein Mann dran, er erklärte mir, dass wegen der Ferien viele Zeitungen umgeleitet werden. Dafür hätte ich volles Verständnis, sagte ich. Mir gehe es auch nicht darum, schwierig zu tun. Ich wolle bloss die Zeitung im Briefkasten. Da müsse ich mir überhaupt keine Sorgen machen, sagte der Mann. Die Tage, an denen die Zeitung nicht zugestellt worden sei, würden mir beim Abo angerechnet. Er mache einen entsprechenden Vermerk.

Ich warte noch immer auf die Zeitung. Diese Kolumne ist mein Vermerk.

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